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Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht

Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht

Titel: Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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auch, ob sie vor den Nudeln warnen sollen, damit nicht noch mehrMenschen sterben. Sie entscheiden sich dann aber dagegen, weil weiter unklar ist, ob die beiden Menschen tatsächlich an «Lecker Spaghetti» gestorben sind. Zudem befürchten die Juristen, dass nach so einer Warnung niemand mehr irgendein Produkt von «Fix und Fertig» kaufen würde.
    Unser Fall ist dem «Lipobay»-Fall von Bayer im Jahr 2001 nachgebildet. «Lipobay» war ein Medikament, das weltweit sechs Millionen Menschen eingenommen haben. 50 Menschen sind gestorben, wahrscheinlich deshalb, weil sie neben «Lipobay» noch ein anderes Medikament eingenommen haben. Das Unternehmen hat damals etwa 1 Milliarde Euro an Entschädigung gezahlt, obwohl zwei Prozesse in den USA mit einem Freispruch endeten.
3. 1001 Behörde – der
Jurist in der Verwaltung
    Der Staat hat viele Aufgaben. Für jede Aufgabe hat er eine Behörde, in der Juristen arbeiten: Wer seine Arbeit verloren hat, geht zur Agentur für Arbeit und beantragt Arbeitslosengeld. Wer kein Geld hat, sich etwas zu essen oder warme Kleidung zu kaufen, geht zum Sozialamt. Wer meint, er bezahle zu viel Steuern, geht zum Finanzamt. Wer sieht, dass Eltern ihre Kinder schlagen, geht zum Jugendamt und meldet dies. Wer glaubt, er habe zu Unrecht ein «Knöllchen» bekommen, geht zum Ordnungsamt. Wer heiraten möchte, geht zum Standesamt. Wer … egal, man sieht, es gibt sehr, sehr viele Behörden, eben weil der Staat sehr, sehr viele Aufgaben hat. In all diesen Behörden arbeiten unter anderem Juristen, die darauf achten, dass das Recht eingehalten wird.

7. Kapitel
Recht ganz praktisch
     
     
     

I. Ein Strafverfahren: Achmed und die gefährliche Körperverletzung
    Ein Banküberfall. Drei maskierte Bankräuber stürmen in eine Bank, bedrohen eine Bankangestellte mit einem Maschinengewehr und rufen: «Alles Geld her, oder es gibt Tote!» Die herbeigerufene Polizei stürmt die Bank, zwei Bankräuber werden festgenommen, einer entkommt. Ein Sondereinsatzkommando jagt durch die ganze Stadt, leider erfolglos. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Wo steckt der dritte Bankräuber?
    Leider müssen wir den Fernseher jetzt ausmachen. Der Alltag der Polizei sieht ganz anders aus. Die Polizei sucht nur selten flüchtige Bankräuber und noch seltener Mörder. So etwas gibt es vor allem im Fernsehen. Würde in Krimis die tägliche Ermittlungsarbeit der Polizei gezeigt werden, würde sich das niemand anschauen.
    Kriminalkommissar (KK) Findig kommt am Morgen an seinen Schreibtisch und findet diese Notizen vor:
    1. Im Nachtclub «Tanztempel» haben sich die Herren Achmed Ökur und Heiner Breit gegen 1.15 Uhr einen Kampf geliefert, in dessen Verlauf Ökur seinem Gegner Breit eine Gabel in den Bauch gerammt hat. Das Opfer hat eine oberflächliche Stichwunde erlitten, die ambulant versorgt wurde.
    2. Ein Unbekannter ist in der Heinrich-Heine-Straße, Ecke Schubert-Ring, in ein parkendes Auto gefahren, in einen schwarzen Audi Q7, und ist anschließend weggefahren.
    KK Findig brummt: «Körperverletzung und Fahrerflucht. Die üblichen Geschichten.»
    Wenn die Polizei glaubt, dass eine Straftat begangen wurde, muss sie ermitteln. Sie kann nicht, sie muss! Die Polizei ermittelt dabei für die Staatsanwaltschaft, denn die ist für die Verfolgung von Straftaten zuständig.
    KK Findig schickt Achmed Ökur eine Vorladung und fordert ihn auf, zu ihm auf’s Polizeipräsidium zu kommen. In der Vorladung steht, dass Achmed Ökur als Beschuldigter vernommen werden soll. Gegen ihn bestehe der Verdacht der gefährlichen Körperverletzung nach §§223, 224 StGB. Diese Vorladung findet Achmed Ökur in seinem Briefkasten.
    Lädt die Polizei einen Beschuldigten vor, muss dieser bei der Polizei nicht erscheinen. Nur wenn ein Staatsanwalt oder ein Richter einen Beschuldigten vorlädt, muss er zur Vernehmung erscheinen. Tut er es nicht, kann das Gericht den Beschuldigten von der Polizei vorführen lassen und ihn zwingen, zum Termin zu kommen.
    Achmed Ökur entschließt sich, auf das Polizeipräsidium zu gehen. KK Findig klärt Herrn Ökur zunächst auf, wegen welcher Straftat gegen ihn ermittelt wird: «Herr, Ökur, gegen Sie besteht der Verdacht der gefährlichen Körperverletzung an Heiner Breit in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1.15 Uhr im, Tanztempel’.»
    Nur wenn der Beschuldigte weiß, warum gegen ihn ermittelt wird, kann er sich dazu äußern und bekommt die Möglichkeit, zu sagen, dass das nicht stimmt.
    Nachdem klar

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