Jurassic Park
zugänglich ist.« In der Entfernung sah Tim Aluminiumstreben, die in der Sonne glänzten. »Und direkt darunter befindet sich der mesozoische Dschungelfluß, wo Sie, wenn Sie Glück haben, einen Blick auf einen sehr außergewöhnlichen Fleischfresser werfen können. Also Augen auf, meine Damen und Herren... «
Die Monitoren im Innern des Land-Cruisers zeigten einen vogelähnlichen Kopf mit einem flammendroten Kamm. Aber jeder in Tims Auto sah aus dem Fenster. Das Auto fuhr am Rand eines Hochufers entlang, unter ihnen rauschte ein schnell fließender Fluß, der vom dichten Laubwerk an beiden Ufern beinahe überdeckt wurde.
»Dort unten sind sie«, sagte die Stimme. »Die Tiere, die Sie sehen, heißen Dilophosaurier.«
Aber Tim sah nur einen. Der Dilophosaurier kauerte auf seinen Hinterläufen am Fluß und trank. Sein Körperbau mit dem schweren Schwanz, den kräftigen Hinterläufen und dem langen Hals entsprach im wesentlichen dem der anderen fleischfressenden Dinosaurier. Der etwa drei Meter lange Körper war gelb-schwarz gesprenkelt, wie ein Leopard.
Doch es war der Kopf, der Tim als erstes ins Auge fiel. Zwei breite, geschwungene Kämme liefen von den Augenwinkeln über die Stirn zur Nase. Sie trafen sich in der Mitte und bildeten so ein über den Kopf hinausragendes V. Die Kämme waren rot und schwarz gestreift und erinnerten an einen Papagei oder einen Tukan. Das Tier stieß einen leisen, eulenrufähnlichen Schrei aus. »Der ist aber hübsch«, sagte Lex.
»Der Dilophosaurier«, meldete sich wieder die Stimme vom Band, »ist einer der frühesten fleischfressenden Dinosaurier. Man war lange der Ansicht, die Kiefermuskulatur dieser Tiere sei zu schwach gewesen, um damit Beutetiere zu töten, und hielt sie deshalb für Aasfresser. Aber inzwischen wissen wir, daß sie giftig sind.«
»Mann«, sagte Tim grinsend. »Nicht schlecht.«
Wieder hörte man den charakteristischen Eulenschrei des Dilophosauriers, den die Nachmittagsluft zu ihnen herüberwehte. Lex rutschte auf ihrem Sitz hin und her. »Sind sie wirklich giftig, Mr. Regis?«
»Du brauchst deswegen keine Angst zu haben«, erwiderte Ed Regis.
»Aber sind sie es?«
»Ja, Lex.«
»Ähnlich wie einige zeitgenössische Reptilien, das Gila-Monster etwa oder die Klapperschlange, scheiden die Dilophosaurier aus einer Drüse im Mund ein Hämotoxin aus. Innerhalb weniger Minuten nach dem Biß setzt Bewußtlosigkeit ein. Der Dinosaurier verspeist dann in aller Ruhe seine Opfer - womit der Dilophosaurier eine wunderschöne, aber tödliche Ergänzung der Tierwelt darstellt, die Sie hier im DinoPark sehen können.«
Der Land-Cruiser fuhr um eine Kurve und ließ den Fluß hinter sich. Tim drehte sich um, weil er hoffte, noch einen letzten Blick auf den Dilophosaurier zu werfen. Verblüffend! Ein giftiger Dinosaurier! Am liebsten hätte er das Auto angehalten, aber das lief ja automatisch. Er hätte wetten mögen, daß auch Dr.Grant gern stehengeblieben wäre.
»Wenn Sie jetzt den Blick auf die Klippe rechts von Ihnen richten, sehen Sie Les Gigantes, unser hervorragendes Drei-Sterne-Restaurant. Der Küchenchef Alain Richard kommt aus dem weltberühmten Le Beaumanière in Frankreich. Bitte reservieren Sie telefonisch von Ihrem Hotelzimmer aus.«
Tim blickte zu der Klippe hoch und sah überhaupt nichts. »Aber in nächster Zeit noch nicht«, bemerkte Ed Regis. »Wir fangen ja erst im November mit dem Bauen an.«
»Im weiteren Verlauf unserer Safari kommen wir jetzt zu den Pflanzenfressern unter den Ornithischiern. Wenn Sie nach rechts blicken, können Sie sie vielleicht schon sehen.«
Tim sah zwei Tiere, die bewegungslos im Schatten eines großen Baums standen. Es waren Triceratopsiden: von der Größe und der grauen Färbung eines Elefanten, aber mit der anmutigen Haltung eines Nashorns. Die Hörner über jedem Auge bogen sich eineinhalb Meter in die Luft und sahen beinahe aus wie umgedrehte Elefantenstoßzähne. Ein drittes, rhinozerosähnliches Horn wuchs aus der Nasenspitze. Außerdem besaßen sie die schnabelförmige Schnauze eines Nashorns.
»Im Gegensatz zu anderen Dinosauriern«, sagte die Stimme, »sieht der Triceratops serratus nicht besonders gut. Die Tiere sind kurzsichtig wie unsere heutigen Nashörner und lassen sich von bewegten Objekten leicht erschrecken. Sie würden unser Auto aufs Korn nehmen, wenn sie nahe genug wären, um es zu sehen. Aber keine Angst, Leute, wir sind hier sicher.
Triceratopsiden besitzen einen fächerförmigen Kamm
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