Jurassic Park
Velociraptoren nie freikommen«, sagte Arnold, »müssen wir meiner Meinung nach akzeptieren, daß der DinoPark an sich gefährlich ist.«
»Ach, Blödsinn«, rief Hammond ärgerlich. »Auf welcher Seite stehen Sie überhaupt?«
»Wir haben jetzt hier 15 Arten ausgestorbener Tiere, und die meisten davon sind gefährlich«, erwiderte Arnold. »Wir waren gezwungen, die Eröffnung der Dschungelflußbahn zu verschieben, und zwar wegen der Dilophosaurier; ebenso die Fertigstellung des Pteratops-Hotels im Aviarium, weil die Pterodaktylen so unberechenbar sind. Das sind keine technischen Verzögerungen, Mr. Hammond. Das sind Probleme mit der Kontrolle der Tiere.«
»Sie hatten schon genug technische Verzögerungen«, sagte Hammond. »Geben Sie nicht immer nur den Tieren die Schuld.«
»Ja, die hatten wir. Wir hatten die größten Probleme, die Hauptattraktion, die große Tour durch den Park, zum Laufen zu bringen und die CD-ROMs mit den Bewegungssensoren zu koordinieren. Wochenlange Abstimmungen waren nötig, bis alles ordnungsgemäß funktionierte - und jetzt machen die elektrischen Kupplungen Schwierigkeiten! Die Kupplungen!«
»Wir wollen aber doch die Dinge im richtigen Verhältnis sehen«, sagte Hammond. »Bringen Sie erst einmal die Technik in Ordnung, die Tiere fügen sich dann schon ein.«
Das war von Anfang an eine der Grundüberzeugungen der Planer gewesen. Die Tiere, wie exotisch sie auch waren, würden sich im wesentlichen so verhalten wie gewöhnliche Tiere in einem Zoo. Sie würden die Regelmäßigkeiten ihrer Betreuung erlernen und entsprechend reagieren.
»Wie steht's denn inzwischen mit dem Computer?« fragte Hammond mit einem Blick auf Dennis Nedry, der an einem Terminal in einer Ecke arbeitete. »Dieser verdammte Computer hat uns die ganze Zeit nur Kopfschmerzen bereitet.«
»Es wird schon«, antwortete Nedry abwesend.
»Wenn Sie es nur gleich richtig gemacht hätten -« begann Hammond, aber Arnold legte ihm die Hand auf den Arm. Arnold wußte, daß es besser war, Nedry nicht zu verärgern, während dieser arbeitete.
»Es ist ein komplexes System«, sagte Arnold. »So eins hat immer ein paar Macken.«
In Wirklichkeit umfaßte die Fehlerliste inzwischen über 130 Punkte, darunter einige sehr eigenartige und irritierende. Zum Beispiel:
- Das Fütterungsprogramm lief in einem zwölfstündigen und nicht, wie geplant, in einem 24stündigen Zyklus und lieferte sonntags keine Fütterungsdaten. So konnte man nicht genau sagen, wieviel die Tiere fraßen.
- Das Sicherheitssystem, das die mit Codekarten zu öffnenden Türen kontrollierte, schaltete sich aus, sobald die Hauptstromzufuhr unterbrochen war, und ließ sich mit dem Notstromaggregat nicht wieder aktivieren.
- Das Programm, das ab 22 Uhr die Lichter dämpfen und andere energiesparende Maßnahmen durchführen sollte, funktionierte nur jeden zweiten Tag.
- Die automatische Exkrementenanalyse (»Autopups«, wie man es nannte), das die Tierfäkalien auf Parasiten untersuchen sollte, meldete beständig, daß alle Proben den Parasiten Pha gostomum venulosum enthielten, obwohl das nie stimmte. Das Programm mengte dann automatisch dem Tierfutter ein Medikament bei. Wenn das Personal die Medizin wieder aus den Einfüllstutzen entfernte, löste das Programm einen Alarm aus, der sich nicht wieder abschalten ließ.
So ging es weiter, eine seitenlange Mängelliste.
Bei seiner Ankunft hatte Dennis Nedry noch geglaubt, er könne alle Fehler alleine über das Wochenende beheben. Er war blaß geworden, als er die Aufstellung sah. Im Augenblick rief er in seinem Büro in Cambridge an und befahl seinen Programmierern alle Wochenendpläne umzuwerfen und bis zum Montag durchzuarbeiten. Außerdem sagte er Arnold, er brauche sämtliche TelefonVerbindungen zwischen der Isla Nublar und dem Festland, nur um Programmdaten zwischen sich und seinen Programmierern hin und her schicken zu können.
Während Nedry arbeitete, holte sich Arnold ein Fenster auf seinen Bildschirm, mit dem er kontrollieren konnte, was Nedry gerade machte. Nicht, daß er Nedry nicht traute; er wußte nur gern, was geschah. Er sah zu dem Graphics-Display auf seiner rechten Konsole hinüber, die ihm den Standpunkt der elektrischen LandCruiser anzeigte. Sie folgten dem Fluß und fuhren im Augenblick knapp nördlich des Aviariums und dem Revier der Ornithischier.
»Zu Ihrer Linken«, sagte die Stimme, »sehen Sie jetzt die Kuppel unseres Aviariums, das im Augenblick Besuchern noch nicht
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