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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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an, dass er Freunde hatte, bestimmt, hatte ihn aber noch nie mit jemandem reden sehen.
    Und dann die Sache mit der Prügelei. Letzten Januar, auf dem Schulparkplatz, bevor es zur ersten Stunde läutete. Ich war gerade aus meinem Auto gestiegen, da sah ich Owen auf dem Weg Richtung Schulgebäude, Rucksack über die Schulter geworfen, die unvermeidlichen Kopfhörer auf den Ohren. Er kam an Ronnie Waterman vorbei, der an seinem Wagen lehnte und mit ein paar Kumpels quatschte. Typen wie Ronnie gibt es an jeder Schule   – so eine miese Ratte, die Leuten auf dem Flur ein Bein stellt oder jedes Mal »Eins a, dieser Arsch!« brüllt, wenn ein weibliches Wesen vorbeiläuft. Weil Luke, sein älterer Bruder, das exakte Gegenteil gewesen war   – Kapitän der Football-Mannschaft, Schulsprecher, supernett, superbeliebt   –, hielt man es so eben mit Ronnie aus und sah ihm einiges nach. Aber Luke hatte im letzten Schuljahr Abi gemacht. Daher war Ronnie jetzt auf sich allein gestellt.
    Owen lief so vor sich hin und dachte offensichtlich an nichts Böses, als Ronnie ihm plötzlich etwas zurief. Weil Owen nicht reagierte, stieß Ronnie sich von seinem Wagen ab und marschierte los, um Owen den Weg zu verstellen. Ich war zwar noch ein Stück weit weg, aber nah genug, um mitzukriegen, dass das keine gute Idee war. Ronnie war zwar nicht klein, aber im Gegensatz zu Owen Armstrong, der ihn um einen Kopf überragte, wirkte er wie ein Zwerg, zumal er längst nicht so kompakt gebaut war. Doch das schien Ronnie nicht weiter zu jucken. Wieder sagte er etwas zu Owen. Der warf ihm bloß einen Blick zu, wollte um ihn herumgehen. In dem Moment boxte Ronnie ihn aus heiterem Himmel gegen das Kinn.
    Owen geriet ins Stolpern, wenn auch nur leicht. Ließ seinen Rucksack fallen, holte mit dem anderen Arm aus und schlug in hohem Bogen zu. Seine Hand landete mitten in Ronnies Gesicht. Das Geräusch   – Faust auf Knochen   – drang bis zu mir herüber.
    Ronnie fiel wie vom Blitz getroffen auf den Boden; zuerst gaben seine Knie nach, sein Körper sackte nach unten, gefolgt von Schultern und Kopf, der leicht nachwippte, als er unten aufschlug. Owen ließ die Hand wieder sinken, stiefelte seelenruhig über Ronnie hinweg, hob seinen Rucksack auf und setzte seinen Weg Richtung Schule fort. Die Leute, die sich um die beiden versammelt hatten, ließen ihn hastig durch, ja, einige scheuten regelrecht vor ihm zurück. Ronnies Freunde scharten sich bereits um ihn, jemand rief aufgeregt, man müsse sofort den Parkplatzwächter zu Hilfe holen; doch mir ist am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben, wie Owen einfach davonging. Im selben Tempo wie vorher, mit demselben Gang   – als wäre er zwischendurch nicht einmal stehen geblieben.
    Zu dem Zeitpunkt war Owen erst seit knapp einem Monat an unserer Schule, also noch relativ frisch. Nach diesem Vorfall durfte er einen weiteren Monat lang nicht am Unterricht teilnehmen. Als er zurückkam, hatte er Karriere gemacht: als Hauptthema des Schultratsches. Man munkelte, er sei eine Zeit lang im Jugendknast gewesen, wäre von seiner alten Schule geflogen, gehöre zu einer Gang. So viele Gerüchte über ihn schwirrten durch die Gegend, dass ich es automatisch für ein weiteres Gerücht hielt, als es einige Monate später hieß, Owen sei wegen einer Schlägerei in einem Club verhaftet worden. Aber von einem Tag auf den anderen kam er damals überhaupt nicht mehr zur Schule. Verschwand einfach. Bis jetzt.
    Von Nahem betrachtet, sah Owen gar nicht aus wie ein Monster. Er hockte da in seinem roten T-Shirt , Sonnenbrille auf der Nase, und trommelte im Takt zu der Musik aus seinen Kopfhörern mit den Fingern auf seinen Knien rum. Trotzdem war es wahrscheinlich nicht so günstig, wenn er mich dabei erwischte, dass ich ihn anstarrte. Nachdem ich von meinem Sandwich abgebissen und tief Luft geholt hatte, wandte ich mich deshalb nach rechts und richtete meine Aufmerksamkeit auf   – Clarke.
    Sie saß auf dem anderen Ende der Mauer, hielt in der einen Hand einen Apfel und kritzelte mit der anderen etwas in das Notizbuch, das auf ihrem Schoß lag. Weißes T-Shirt , Armeehosen, Flipflops. Ihr Haar hatte sie im Nacken mit einem Gummi zusammengebunden. Ihre Brille, die sie seit etwa einem Jahr trug   – ein kleines Modell mit Hornrand   –, balancierte weit vorn auf ihrer Nasenspitze. Einen Moment später blickte sie auf und sah mich an.
    Bestimmt hatte sie gehört, was im vergangenen Mai geschehen war. Jeder hatte davon

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