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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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soll das sein?«, fragte Rolly. Eine offensichtlich rhetorische Frage.
    »Wenn du sie das nächste Mal siehst«, lautete Owens offensichtlich rhetorische Antwort.
    »Ja, ja«, sagte Rolly mürrisch. »Beim nächsten Mal.«
    Ich warf Owen einen fragenden Blick zu.
    »Es geht um das Mädchen mit dem rechten Haken«, erklärte er. »Im Juli haben wir sie zufällig wiedergesehen, in einem Club. Das erste Mal, dass wir sie überhaupt wieder irgendwo getroffen haben. Rolly hatte, seit sie ihm diesen Schwinger versetzt hat, die ganze Zeit pausenlos von ihr geredet   …«
    Rolly wurde rot. »Nicht
pausenlos

    »...   endlich seine Chance bekommen   …«, fuhr Owen vielsagend fort.
    »...   und es nicht auf die Reihe gekriegt«, vollendete ich, begreifend, den Satz.
    »Die Sache ist die«, schaltete Rolly sich ein. »Ich glaube fest an so etwas wie den richtigen Moment. Und den gibt es nun einmal nicht so oft.«
    Dieser tiefschürfende Gedankengang wurde von Deann auf den Punkt gebracht   – je nach Sichtweise könnte man auch sagen: unterbrochen   –, indem sie uns das Essen servierte. Ich hatte noch nie in meinem Leben dermaßen viel Bacon auf einmal gesehen. Es war so dick um meine Waffeln herumgepackt, dass er buchstäblich vom Teller fiel.
    »Da stehe ich also in der Ecke und versuche fieberhaft, den passenden Aufhänger für ein Gespräch zu finden.« Rolly begann, seine Pfannkuchen mit Butter zuzukleistern. »Plötzlich rutscht ihr Pullover von der Stuhllehne. Als wäre es vorbestimmt, verstehst du? Trotzdem bin ich wie erstarrt. Bringe es einfach nicht.«
    Owen neben mir hatte sich als Erstes einen Streifen Bacon in den Mund geschoben und kaute bereits genüsslich, während er nun Pfeffer auf seine Eier streute.
    »Aber mit dem richtigen Moment ist es wie verhext«, meinte Rolly. »Wenn man endlich die Gelegenheit bekommt, genau das zu tun, das man mehr als alles andere tun will   – tun muss, kann man ganz schön Schiss bekommen. Weil es so etwas
Besonderes
ist.«
    Er schob den Sirup zu mir herüber, ich nahm die Flasche und schüttete etwas davon auf meine Waffel. »Glaube ich dir gerne«, antwortete ich.
    »Und genau deshalb habe ich zu ihm gesagt: Wenn er den Pulli aufhebt und mit ihr redet, zahle ich beim Frühstück.Für immer«, meinte Owen. »Aber falls nicht, hat er die Rechnung an der Backe. Ohne Gnade.«
    Rolly aß ein Stück Pfannkuchen. »Ich bin auch wirklich aufgestanden und wollte gerade zu ihr rüber. Aber dann drehte sie sich um und ich   –«
    »Dir ist quasi die Luft weggeblieben«, sagte Owen.
    »Ich habe die Panik gekriegt. Sie hat mich angesehen und das hat mich total durcheinandergebracht. Deshalb bin ich einfach weitergegangen, an ihr vorbei. Jetzt muss ich bis in alle Ewigkeit das Frühstück bezahlen. Jedenfalls so lange, bis ich die Wette einlösen kann, was recht unwahrscheinlich ist, weil ich sie seitdem nicht mehr gesehen habe.«
    »Wow«, sagte ich. »Ziemlich verrückte Geschichte.«
    Er nickte mit demselben ernsten Gesichtsausdruck wie bei der Herfahrt. »Ja«, erwiderte er. »Ich weiß.«
    Als wir eine Stunde später gingen, war auf keinem unserer Teller noch ein Fitzelchen Bacon zu entdecken. Ich fühlte mich so vollgefressen, dass ich dachte, ich würde platzen. Nachdem ich eingestiegen war, griff ich nach meinem Sicherheitsgurt, zog ihn über mich, hielt aber kurz vor dem Gurtschloss inne. Owen schob den Gurt für mich ein, griff zum Hammer. Seine Hände befanden sich direkt an meiner Taille, während er auf die Mitte des Verschlusses zielte. Er hatte den Kopf vornübergebeugt, sodass er dicht neben meiner Schulter zu schweben schien. Ich betrachtete seine dunklen Haare, die paar verstreuten Sommersprossen neben seinem Ohr, die langen Wimpern   – doch im nächsten Moment war er auch schon fertig und richtete sich wieder auf.
    Auf dem Weg zurück in die Stadt sah ich Rolly im Außenspiegel dabei zu, wie er seine Polster für die Arbeit anlegte:zuerst den großen Brustpanzer, dann die röhrenförmigen Teile für Arme und Beine. Unmittelbar vor meinen Augen wurde er auf die Weise Stück für Stück umfangreicher und gleichzeitig bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Als wir in die Straße einbogen, in der sich sein Studio   –
EmPOWERment!
– befand, setzte er sich gerade den Helm auf.
    »Danke fürs Mitnehmen«, sagte er, öffnete die Wagentür und rutschte vorsichtig von der Rückbank. Die Polster an seinen Beinen waren so dick, dass er kurze, ungelenke Schritte

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