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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Füße unter den Körper gezogen. Ihr Notizheftlag aufgeschlagen auf ihrem Schoß; sie schrieb wieder Tagebuch, ihre Hand bewegte sich langsam über die Seiten. Eine Zeit lang saß ich nur so da und beobachtete sie   – meine Schwester, das Einzige, was ich in der Finsternis um mich her überhaupt erkennen konnte.
    Ich war gerade noch rechtzeitig weggekommen. Elinor, Angela und die Zwillinge hatten sowohl von dem Foto-Shooting als auch von Mallorys Herumkommandiererei genug, sodass eine Art Mode-Meuterei auszubrechen drohte. Überdies herrschte im Haus das totale Chaos und Owens Mutter   – offenbar berüchtigt für ihren Ordnungsfimmel   – konnte jeden Augenblick heimkommen. Ich hatte angeboten, zu bleiben und beim Aufräumen zu helfen oder nötigenfalls Friedensengel zu spielen, doch Owen lehnte ab.
    »Ich kriege das schon geregelt«, sagte er. Wir standen auf den Stufen zur Haustür. »Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich verschwinden, solange es noch geht. Denn ab jetzt kann es nur schlimmer werden.«
    »Du bist ganz schön optimistisch«, meinte ich leicht ironisch.
    »Nein.« Von drinnen hörte ich einen empörten Aufschrei, gefolgt von Türenknallen. Er wandte den Kopf, blickte durch die Tür ins Innere des Hauses und dann wieder mich an. »Bloß realistisch.«
    Ich lächelte, ging eine weitere Stufe hinunter, holte meinen Schlüsselbund aus der Tasche. »Wir sehen uns in der Schule, schätze ich.«
    »Ja. Absolut.«
    Doch keiner von uns beiden rührte sich. Ob er mich noch einmal küssen würde? »Okay.« Mein Magen fuhr Achterbahn. »Ich   … äh   … ich gehe dann mal.«
    »Klar.« Er rückte näher an den Rand der Stufe, auf der er stand. Ich bewegte mich auf meiner ebenfalls ein Stückchen vorwärts. Wir trafen uns in der Mitte. Aber als er sich zu mir herunterbeugte und ich die Augen schloss, hörte ich ein Geräusch. Klonk-klonk-klonk! Es wurde lauter, kam näher. Die Haustürklinke klapperte. Zum zweiten Mal an diesem Abend fuhren wir jäh zusammen. Auf klobigen Keilabsätzen, in einem engen, schwarzen Catsuit und mit der unvermeidlichen grünen Boa um den Hals stürmte Mallory durch die Haustür.
    »Warte!« Sie polterte mit ausgestreckten Armen auf mich zu. »Hier, für dich.«
    Mallory drückte mir einen Stapel Bilder in die Hand, so frisch aus dem Drucker, dass ich die Tinte riechen konnte. Das oberste zeigte sie in ihrem goldenen Bikinioberteil. Eine Nahaufnahme. Die Federn der Boa umrahmten ihr Gesicht, schwebten bis zu den Rändern des Bildausschnittes empor. Ich blätterte durch die nächsten paar: einige Fotos, auf denen alle fünf Mädchen zu sehen waren; Elinor, wie sie sich am Boden wälzte; Angela in dem Outfit, das ich für sie herausgesucht hatte.
    »Toll! Die sind richtig gut geworden«, sagte ich.
    »Für dein Zimmer«, erwiderte Mallory. »Damit du auch manchmal mich angucken kannst.«
    »Danke.«
    »Kein Thema.« Sie wandte sich an Owen. »Mama hat gerade vom Auto aus angerufen. Sie wird in zehn Minuten hier sein.«
    »Okay.« Owen seufzte. Sah mich an: »Bis bald.«
    Ich nickte. Die beiden gingen ins Haus. Mallorys Freundinnen stritten, lauthals. Es war bis draußen zu hören. Bevor Mallory die Tür hinter sich schloss, winkte sie mir einletztes Mal zu. Einen Augenblick später sagte Owen etwas und plötzlich waren die Mädchen still. Ich lief die Treppe hinunter. Aus dem Haus hinter mir drang kein Laut mehr.
     
    Und jetzt stieg ich aus meinem Auto, ging die Auffahrt entlang auf unser Haus zu, Mallorys Bilder in der Hand. Auf der Herfahrt hatte ich an nichts anderes denken können als an Owens Gesicht. Wie es meinem immer näher kam, wie es sich angefühlt hatte, als er mich küsste. Kaum lang genug, um wirklich als Kuss zu zählen. Und trotzdem unvergesslich. Ich spürte, dass ich rot wurde. Schloss die Haustür auf, ging die Treppe hinauf.
    »Annabel?«, rief Whitney, nachdem ich oben angekommen war. »Bist du das?«
    »Ja. Bin wieder da.«
    Als ich gerade an meiner Zimmertür angekommen war, öffnete sich ihre und sie trat auf den Flur. »Mama hat noch einmal angerufen. Ich habe ihr erzählt, du seist zu einem Freund gefahren. Sie fragte, zu wem, und ich sagte, das wisse ich nicht.«
    Wir sahen uns einen Moment lang stumm an. Musste ich ihr jetzt irgendetwas erklären? »Danke«, sagte ich schließlich bloß, öffnete meine Zimmertür, schaltete das Licht ein. Legte die Fotos auf die Kommode, zog die Jacke aus, warf sie auf den Schreibtischstuhl. Als ich mich

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