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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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...«
    »Deine Mutter weiß Bescheid. Sie war vor einer Stunde noch hier. Sie ist in die Stadt gefahren. Aber sie kommt gleich wieder.«
    Milan wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ich habe den Boden gewischt«, berichtete sie. »Ich habe die Badezimmer geputzt und überall abgestaubt.«
    Milan verdrängte das flaue Gefühl im Magen. Zeni hatte seine Verlegenheit falsch verstanden.
    »Nein, das meinte ich nicht«, er lachte unsicher und wechselte schnell das Thema. »Sag mal, willst du einen Kaffee oder irgendwas anderes?«
    Zeni schüttelte den Kopf. »Nein danke. Ich muss noch das Arbeitszimmer fertig machen.«
    »Nein, nein!«, widersprach Milan. »Lass es. Ich mache das später. Bitte. Willst du wirklich nichts trinken?«
    Zeni zögerte noch kurz. »Ein Glas Wasser vielleicht?«
    »Ja natürlich.«
    Milan ging zielstrebig in die Küche und holte eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Zeni setzte sich auf einen Barhocker neben der Anrichte.
    »Ihr habt ein schönes Haus«, sagte sie und schaute sich im Wohnbereich um.
    Was als Kompliment gemeint war, erweckte bei Milan ein ungutes Gefühl. Er schämte sich. Man konnte davon ausgehen, dass Zeni nicht aus ähnlichen Verhältnissen kam. Vor allem nicht, wenn ihre Mutter bei ihnen putzte.
    Er gab seinem hübschen Gast das Glas Sprudelwasser und ignorierte ihre Anmerkung. »Wo wohnst du eigentlich?«, fragte er stattdessen.
    Zeni wirkte überrascht. »Das weißt du nicht?«
    »Ähm, nein«, gab Milan verlegen zu. »Ich habe deine Mutter noch nie gesehen.«
    »Doch, doch«, korrigierte sie ihn mit einem breiten Grinsen. »Das hast du wohl. Ein Mal. Du warst krank. Du bist zu Hause geblieben. Meine Mutter hat dir Tee gebracht.«
    Milan zuckte peinlich berührt die Achseln. »Ich kann mich daran nicht erinnern.«
    »Ich schon«, schmunzelte Zeni. »Ich weiß sogar, dass du Fieber hattest. Du Armer!«
    Zeni lachte. Milan auch. Wie seltsam, dass sie sich irgendwie kannten, obwohl Milan nicht mal von ihrer Existenz wusste.
    »Ich wohne in Khayelitsha«, antwortete das Mädchen schließlich auf Milans Frage. »Mit meiner Mutter und meinen zwei Schwestern. In der Nähe von iLitha Park. Kennst du das?«
    Milan schüttelte den Kopf. Khayelitsha war das größte Township in Kapstadt, aber Milan war noch nie dort gewesen.
    »Arbeitet deine Mutter oft hier in der Gegend?«, fragte er.
    »Nur dienstags. Sie hat hier drei Kunden. Ansonsten arbeitet sie im Zentrum, in einem Bürogebäude, aber das gefällt ihr nicht so gut. Sie sagt, die Leute hier sind besser. Das Geld auch.«
    »Und was macht dein Vater?«
    Zeni schaute flüchtig nach unten. Dann atmete sie tief ein und hob stolz den Kopf. »Ich habe keinen Vater mehr«, sagte sie und blickte dabei Milan direkt in die Augen. »Er ist tot.«
    Milan zuckte betroffen zusammen. »Oh, das tut mir leid.«
    »Es muss dir nicht leidtun. Es ist lange her. Er starb, als meine Mutter mit mir schwanger war.«
    »Wie furchtbar.«
    »Ja. Aber meine Mutter kriegt das alles hin. Wir kommen über die Runden. Besser als die meisten.« Zeni lächelte Milan freundlich an. Dann trank sie ihr Wasser aus und brachte das leere Glas zur Küchenspüle. »Ich muss jetzt gehen.«
    Milan sprang von seinem Hocker auf. »Willst du nicht noch ein bisschen bleiben?«
    Zeni spülte das Glas. »Nein danke«, lächelte sie und schüttelte den Kopf. »Mein Bus fährt gleich.«
    Sie ging ins Wohnzimmer zurück, sammelte die Putzutensilien zusammen und stellte sie in die Besenkammer. Milan schaute ihr eine Weile fasziniert zu. Sie hatte wirklich etwas ganz Besonderes.
    Dann sprang er vom Hocker und eilte auf Zeni zu. »Ich kann dich nach Hause fahren«, bot er ihr an.
    »Danke, das ist nett, aber deine Mutter hat mir schon Geld für den Bus gegeben.«
    Zeni ging in die Eingangshalle. Milan fing sie dort ab.
    »Aber es ist Rushhour!«, beharrte er mit Nachdruck. »Es dauert bestimmt zwei Stunden von hier nach Khayelitsha. Ich habe eine Vespa. Das geht viel schneller. Bist du schon mal mit ’nem Roller gefahren? Es macht total viel Spaß. Einen Helm habe ich auch für dich.«
    Zeni senkte den Blick und lachte. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
    Aber Milan war nicht mehr zu bremsen. »Das musst du ausprobieren!«, rief er begeistert. Er hatte nicht vor, ein Nein von Zeni gelten zu lassen.
    Schließlich gab das Mädchen nach. Sie holte ihre Jacke vom Haken herunter und sagte grinsend: »In Ordnung. Aber nicht zu schnell fahren, hörst du!«

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