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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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Meer.«
    »Ich bin mir nicht sicher ...«
    »Kann ich dich anrufen?«
    Zeni musste lachen. Sie schaute Milan ungläubig an. »Du bist sehr hartnäckig!«
    Milan blickte sich um. »Soll ich irgendwo auf dich warten?« Am Straßenrand stand ein einsamer Baum. Seine Äste spendeten den einzigen Schatten an der Kreuzung. Milan deutete mit dem Kopf auf die Stelle. »Dort warte ich morgen auf dich. Ab fünf Uhr bin ich hier. Nur wenn du willst ...«
    Zeni lachte scheu, aber bevor sie ihm eine Antwort geben konnte, jagte Milan den Motor hoch. »Ich bin einfach morgen da. Also, vielleicht bis dann!«
    Ohne zurückzuschauen, machte sich Milan auf den Heimweg. Er fuhr, als hätte er Flügel, und bekam wenig von seiner Umgebung mit. Er sah nicht die Zeitungsverkäufer an den Kreuzungen, die Bettler auf den Bürgersteigen, die Läden, die am Ende eines langen Arbeitstages schlossen. Vor seinem geistigem Auge sah er nur eins: das Gesicht von Zeni, ihr bezauberndes Lächeln, die Güte in ihren Augen, ihre langen Finger an seinem Bauch. Er wäre gerne bei ihr geblieben.
    Erst am Kongresszentrum wachte er aus seinen Tagträumen auf. Ein dichter Stau hatte sich vor dem modernen Glasgebäude gebildet. Der Verkehr bewegte sich im Schritttempo. Zahlreiche Polizeifahrzeuge standen vor der Einfahrt, auch ein Krankenwagen. Der gesamte Gehweg war abgesperrt. Fotografen, Journalisten und Schaulustige hatten sich an der Absperrung versammelt. Ein Polizist winkte den Verkehr weiter, während die Autofahrer neugierig aus ihren Fenstern schauten. Hinter der Absperrung sah Milan eine blaue Plastikplane, die auf dem Boden ausgebreitet war. Am Fußende ragte ein menschliches Bein hervor.
    Schon wieder eine Leiche auf den Straßen von Kapstadt.
    Bevor Milan nach Hause fuhr, schaute er bei Alexander vorbei. Er wohnte nur einige Straßen von Milan entfernt. Die prächtigen Häuser unter dem Lion’s Head waren eng nebeneinandergebaut, fast Mauer an Mauer. Die Straßen durchzogen den wohlhabenden Stadtteil parallel zur Küste, eine Villa reihte sich an die andere, den immer steiler werdenden Abhang hinauf. Die meisten Häuser hatten einen Garten, manche sogar ein Schwimmbecken. Lauter idyllische Inseln. Der Kontrast zum Leben im Township hätte kaum stärker sein können.
    Milan spürte die angespannte Stimmung, als er das Haus von Alexanders Familie betrat. Er wusste ganz genau, wie Alex unter der Scheidung seiner Eltern litt. Es ging auch ziemlich hässlich zur Sache: gegenseitige Beschuldigungen, angestaute Aggressionen, Verbitterung, ein Kampf bis aufs Blut, ohne Rücksicht auf Alex oder seine kleine Schwester. Die Schwermut bei der Familie Langer passte gar nicht zu Milans schwindeligen Glücksgefühlen. Trotzdem ging er mit Alexander in dessen Zimmer hoch.
    »Was war das vorher mit dem Training?«, fragte Alex, als sie alleine waren. »Ich weiß nicht, ob Stein mir das mit dem Zahnarzt abgekauft hat ...«
    Milan war das egal. Er erzählte Alex die gute Nachricht: »Ich habe ein Mädchen kennengelernt.«
    Alex schien wenig interessiert zu sein. Er zog lediglich eine Augenbraue hoch und fragte: »Kenne ich sie?«
    »Nein. Sie heißt Zeni.«
    Alex runzelte überrascht die Stirn. »Zeni?«
    »Sie kommt aus Khaya«, sagte Milan. »Sie ist die Tochter unserer Putzfrau.«
    Alexander ließ sich aufs Bett fallen und pfiff beeindruckt durch die Zähne. »Wow! Meinst du es ernst mit ihr?«
    Milan nickte.
    Alexander ließ sich die Neuigkeit durch den Kopf gehen. »Glaubst du, dass es mit ihr klappen kann?«, fragte er schließlich.
    Milan stockte. »Warum denn nicht?«
    »Na ja. Ist doch klar. Ihr seid sehr unterschiedlich. Das weißt du doch selber.«
    »Na und?« Milan wurde unruhig. »Das heißt nicht, dass es nicht funktionieren kann.«
    »Ja, ja.« Alex stand auf und machte den Fernseher an. »Wie du meinst. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück.«
    Milan rührte sich nicht von der Stelle. Er starrte seinen Freund verwundert an, aber er wusste ganz genau, worauf Alexanders Desinteresse basierte: Der neue Partner seiner Mutter war ebenfalls schwarz.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Milan nach einer Weile. Es machte keinen Sinn, mit Alex das Gespräch zu suchen.
    Erst als Milan die Tür aufmachte, schaute Alexander hoch und sagte: »Zeni ist ein schöner Name.«
    Das stimmt, dachte Milan. Dann ging er die Treppe hinunter und verließ das Haus.
     
    Später in der Nacht konnte Milan nicht einschlafen. Er lag auf seinem Bett und starrte die Decke an.

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