Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
zum Narren gehalten, und dann – blam! – tauchst du aus dem Schatten der Geschichte auf und knipst sie doch noch aus.« Sie blies den Rauch vom Lauf der imaginären Pistole, für den ihr ausgestreckter Zeigefinger herhalten musste. »Na, wie hört sich das an?«
Zu schön, um wahr zu sein. »Du ignorierst die Möglichkeit, dass dieser Fall auch im zweiten Anlauf in einer Katastrophe endet. Nur weil man etwas beim ersten Mal verbockt hat, heißt das nicht automatisch, dass man es beim zweiten Mal wesentlich besser macht.«
»Ich ignoriere gar nichts«, erwiderte Madonna. »Aber du vergisst etwas, Süßer. Nämlich dass du dich an das Allermeiste, was damals auf Gambela vorgefallen ist, nicht mehr erinnern kannst.« Sie beugte sich noch ein Stückchen vor und tippte ihm sachte an die Schläfe. »Da drin sind nur noch Bruchstücke davon übrig. Hast du mal darüber nachgedacht, dass du dieses Ding am Ende vielleicht gar nicht verbockt hast? Dass es möglicherweise ganz anders war? Dass du diese Explosion absichtlich ausgelöst hast, um noch viel Schlimmeres zu verhindern?«
»Ja.« Und es kam mir immer wie eine billige Ausrede vor. Eine nette Erfindung, eine Heldengeschichte, mit der man einen fiesen Fehlschlag kaschiert und an die man unbedingt glauben will, um nicht völlig durchzudrehen. Behutsam nahm er ihre Hand und schob sie von sich. »Aber dafür gibt es leider nicht den geringsten Beweis. Und wenn es einen gegeben hat, ist er mit der Anlage vernichtet worden.«
»Lass uns bitte nicht mehr über die Vergangenheit reden, ja?« Madonna wandte ihren Sessel wieder dem Fensterbildschirm zu. »Die Gegenwart bietet uns Herausforderungen genug.« Sie verpasste dem Bedienpad in der Lehne ein paar neue Streicheleinheiten. Auf dem Bildschirm erschienen eine Handvoll Graphen. Die Linien zeigten alle stark nach unten. »Das ganz links sind deine Quoten für die Wiederholungen der überarbeiteten Staffeln Eins bis Elf. Ich sag’s mal so: Pollock, Private Eye ist im Moment eher was für hoffnungslose Nostalgiker. Selbst deine Actionfiguren laufen nicht mehr, von T-Shirts und dem restlichen Merchandisingkrempel mal ganz zu schweigen. Ganz rechts siehst du, dass dein Name in der relevanten Zielgruppe beständig an Bekanntheit einbüßt. Die besten Zahlen erreichst du noch bei den 40- bis 69-Jährigen, und selbst da wird es mauer und mauer.«
»Ich bin also ein Auslaufmodell.« Pollock kippte den Rest seines Zero-G-Wodkas auf einen Schluck in sich hinein. »Vielen Dank für die Motivationsspritze.«
»Du bist ein Klassiker, der nur auf einen ordentlichen Relaunch wartet«, hielt Madonna dagegen. »Machen wir uns trotzdem keine Illusionen: Wir müssen dich als Produkt dringend reanimieren.«
»Das hört sich an, als wäre ich schon tot.« Pollock hatte große Lust, sein leeres Glas irgendwohin zu pfeffern. Er war sich nur nicht sicher, ob das Fenster oder die Birne seiner PA das lohnenswertere Ziel gewesen wäre.
»Tot?« Madonna stutzte und blinzelte ihm dann zu. »Jetzt werd mal nicht melodramatisch, Süßer. Dass du dem Tod auf Gambela von der Schippe gesprungen bist, ist einer der wichtigsten Faktoren, mit dem wir beim Publikum punkten können, um eine solide Akzeptanzbasis für dein Comeback aufzubauen.«
Pollock holte tief Luft. »Ich kann der Sache nachgehen, okay. Aber nur unter einer Bedingung. Kein Dokuscheiß mehr. Keine Kameras, die mir am Arsch kleben.« Und keine knuddeligen Kameramänner mehr, die wegen meiner Unfähigkeit den Löffel abgeben. »Ansonsten ist es mir egal, wie ihr daraus eine Story macht, die für Alliance Gewinn abwirft.«
»Ich wusste, dass du das sagen würdest«, schnurrte Madonna. »Und dein Wunsch ist Knowledge Alliance Befehl. Du bist nicht unser bester Hengst im Stall, aber auch noch kein Kandidat für den Abdecker. Wir wollen, dass du dich wohlfühlst.«
»Aha«, brummte Pollock. Ich hasse es, ihr ins offene Messer zu laufen.
»Pass auf.« Die Begeisterung in Madonnas seidig-dunkler Stimme wuchs. »Wir machen daraus ein Special. So in die Richtung ›Nach einer wahren Begebenheit‹. Du kannst dich selbst spielen, wenn du möchtest. Ist allerdings kein Muss. Das wird der Hammer. Wir haben da auch genau den passenden Schreiberling an der Hand. Er ist bei Damn Collie, die! ausgestiegen, weil die Idioten da immer nur an ihm rumgekrittelt haben. Dabei war er für ein paar echt nette Folgen mitverantwortlich. Die Rap-Oper-Folge, und die, die aus der Sicht von einem der Collectors
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