Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
hatte er immer gedacht, Tat käme von tun, nicht von tun lassen.
    Aragorn dagegen drängte sich die drei Schritte zu den Damen hinüber und blickte sie freundlich an. Er trug ein weißes Hemd und einen lässigen grünen Freizeitanzug aus Landalligatorlederimitat und wirkte fast harmlos, achtete man nicht auf die Härte in seinem Blick. »Es tut mir leid, ich bin zufällig Zeuge Ihres Gesprächs geworden und wollte Sie kurz bitten, hier nicht mitzubieten. Romanow Inc. müsste ein solches Verhalten als Affront begreifen, da Sie mit Ihrer bestimmt aufrichtig und gut gemeinten Geste die Rettungsaktion eines geschätzten Angestellten behindern würden. Ich bin mir sicher, dass dies nicht in Ihrer Absicht liegt.«
    »Oh, nein, natürlich nicht. So haben wir das noch gar nicht gesehen«, stammelte die eine, und ihre Freundin nickte. »Das wollten wir wirklich nicht. Natürlich werden wir unter diesen Umständen verzichten.«
    »Verbindlichsten Dank.«
    Pfeifend kehrte Aragorn an Aleksejs Seite zurück. Wegen seiner Manieren war der Mann damals sicher nicht verurteilt worden.
    Mit jeder Minute stieg die Anspannung in der Menge weiter. Überwiegend gut gekleidete Menschen standen herum und drängten sich wie Teenager vor einer leeren Bühne. Hier und da war ein Betamensch zu sehen, Aleksej fragte sich, wie viele von ihnen Freie waren und wer ein Justifier, der gerade eine kurze Verschnaufpause einlegen durfte. Bei keinem war die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Konzern klar zu erkennen.
    Die Sekunden bis neun Uhr wurden hier und da flüsternd heruntergezählt wie der Countdown an Silvester, und als das Raunen bei null angekommen war, sprang tatsächlich der Lautsprecher an. Aleksej wusste nicht, ob Starluck das zu verhindern versucht hatte oder ob sie den Dingen einfach ihren Lauf ließen, Stühle hatten sie immerhin auch bereitgestellt.
    »Guten Morgen«, sagte die rauchige Frauenstimme vom Vortag. »Ich begrüße Sie alle ganz herzlich zur öffentlichen Versteigerung von Herrn Schmidts Zielkoordinaten und würde alle ernsthaften Interessenten bitten, sich nach vorne zu begeben, damit die Meldungen leichter zu überblicken sind. Vielen Dank.«
    Hier und da drängelten sich Leute durch die Menge, doch die meisten waren wohl Journalisten, die näher am Geschehen sein wollten – die Leute, für die Lydia Botengänge erledigen sollte. Lydia selbst war nicht zu sehen.
    Auch Aleksej und Aragorn bewegten sich ein paar Schritte in diese Richtung und stellten sich dann auf einen Roulettetisch. Eine Handvoll Leute wollte protestieren, doch die starrten sie rasch nieder.
    »Der Schmidt ist schnuckelig, ich biete eintausenddreihundertundzwölf C!«, rief ein grauhaariger Mann im edlen Trainingsanzug aus weißem Kunstsamt. Er hatte vom Alkohol glasige Augen, und die Jackentaschen waren dick ausgebeult, möglicherweise mit gewonnenen Chips. Er wirkte, als habe er die ganze Nacht durchgespielt und gezecht.
    Manche lachten, andere schüttelten den Kopf.
    »Soll ich wieder runterspringen oder willst du?«, fragte Aragorn.
    »Keiner von uns.« Aleksej deutete auf Tanja, die sich bereits vorsichtig einen Weg durch die Menge bahnte.
    »Nun, begreifen wir das als kleinen Scherz zur Auflockerung am Beginn der Veranstaltung«, sagte die rauchige Frauenstimme, doch es klang nicht so, als ob sie lächelte. »Die eigentliche Versteigerung beginnt nun mit einem offiziellen Startgebot von zehn Millionen C.«
    Mit einem Schlag war es vollkommen ruhig. Für einen langen Moment sprach niemand, dann ging hier und da das Getuschel wieder los.
    »Zehn Millionen C«, wisperte es aus allen Ecken des Saals. Für das Geld konnte jeder Konzern über Headhunter leicht zehn neue Wissenschaftler von Schmidts Rang einstellen und einarbeiten und ihnen dazu noch ein kleines Labor ausrüsten. Das musste ein Scherz sein, und zwar ein ziemlich schlechter.
    Aleksej sah zu Tymoshchuk hinüber, der heute nicht mehr seinen gelben Anzug trug, sondern seriöses Schwarz und eine große goldene Uhr am rechten Handgelenk, die ihm die Zeit und anderen seine Macht anzeigte. In seinen Augen blitzte es, und er kaute vor Wut Luft. Bei einer solchen Forderung war davon auszugehen, dass sich der Entführer nicht auf die Hilfe eines Preistreibers verließ; allein das Stargebot würde ihn reich machen. Doch wenn nicht zufällig Schmidts reicher Erbonkel anwesend war und lässig den Arm hob, dürfte der Anfang auch zugleich das Ende der Versteigerung gewesen sein, denn kein Konzern

Weitere Kostenlose Bücher