Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
traurig. »Sechsundzwanzig Jahre lang, und nicht mal ein blaues Band.« Seine Miene hellte sich auf. »Jetzt züchtet sie Minichimären und hat damit richtig Erfolg. Vergangenen Winter erzielte sie den ersten Preis bei der Ausstellung im Garden.«
»Ich kann mich nicht entsinnen, irgendetwas über Chimären in Westminster gelesen zu haben«, wandte Mallory ein.
» North minster«, korrigierte ihn der Elf. »Es ist älter und renommierter.«
»Das wirft eine interessante Frage auf«, fand Mallory.
»Über Chimären?«
»Über Einhörner. Warum war dieses spezielle Exemplar so wertvoll? War es Ausstellungssieger, Zuchttier oder was?«
»Eine weitere ausgezeichnete Frage! Oh, ich habe den richtigen Mann beauftragt, daran besteht kein Zweifel!«
»Ich vermute, das heißt, du weißt keine Antwort.«
»Ich fürchte, so ist es, John Justin«, sagte Murgelström. »Wäre es nicht wertvoll, dann hätte man es nicht meiner Obhut anvertraut ... Darüber hinaus weiß ich auch nicht mehr als du.«
»Was weißt du generell über Einhörner?«
»Nun ja«, antwortete Murgelström unbehaglich, »sie sind gewöhnlich weiß und haben Hörner, die, wie ich gehört habe, sehr wertvoll sind. Und sie machen ihre Boxen mit schockierender Regelmäßigkeit schmutzig.«
»Sonst noch etwas?«
Der kleine Elf schüttelte den Kopf. »Gewöhnlich bewache ich Juwelen und Amulette und Dinge dieser Art. Um ganz ehrlich zu sein, so weiß ich nicht mal, was Einhörner fressen.«
»Ist dir dann schon mal durch den Kopf gegangen, dass Rittersporn vielleicht einfach auf eigene Faust losgezogen ist, um etwas zu beißen zu finden?«, fragte Mallory.
»Um genau zu sein, habe ich daran nicht gedacht«, gestand Murgelström. »Dann würde man ihn viel leichter finden, nicht wahr? Ich meine, sobald wir herausgefunden haben, was Einhörner fressen.«
Mallory nickte. »Ja, ich muss sagen, das würde man.« Er unterbrach sich. »Du bist nicht sehr gut in deinem Beruf, nicht wahr?«
»Nicht schlechter als du, könnte ich mir denken«, erwiderte der Elf. »Wäre ich Detektiv, würden die Verbrecher, die ich fange, auch gefangen bleiben.«
»Du hast nicht viel Erfahrung mit dem New Yorker Justizsystem, oder?«, fragte Mallory.
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«, wollte Murgelström wissen.
»Überhaupt nicht viel«, antwortete Mallory leicht angewidert.
Der Zug wurde erneut langsamer, und Murgelström stand auf und ging zur Tür.
»Komm schon«, sagte er zu Mallory.
Der Detektiv stand auf, machte einen weiten Bogen um die Minichimäre, die ihn mit einem komischen Gesichtsausdruck anheulte, und gesellte sich zu dem Elf, als der Zug auch schon anhielt und die Türen aufgingen.
»Wo sind wir hier?«, fragte Mallory, während er sich auf dem nicht gekennzeichneten Bahnsteig umsah.
»Unicorn Square.«
»In New York gibt es keinen Unicorn Square.«
»Ich weiß«, sagte der Elf. »Das ist mein Kosename dafür.« Auf einmal kicherte er. »Das ist wirklich ein Kalauer - Kosename, wie für ein Haustier!«
»Urkomisch«, brummte Mallory und hielt nach einer Treppe Ausschau. »Wie kommen wir hier heraus?«
»Mit der Rolltreppe.«
»Gibt es hier nicht.«
»Wird sie jetzt jeden Augenblick«, sagte Murgelström. »Versuch es mal, indem du eine Zigarette ansteckst. Oh, und du solltest vielleicht etwa drei Schritte weit nach links gehen.«
»Wozu?«
»Weil du im Weg stehst.«
Mallory ging zur Seite. »In wessen Weg?«
»Dem der Rolltreppe«, antwortete der Elf.
Kaum hatte er das gesagt, als sich eine glänzende Silberrampe herabsenkte und an der Stelle aufsetzte, wo Mallory gestanden hatte. Sie summte mechanisch, als die Stufen anfingen, nach oben zu fahren.
»Wohin bringt sie uns?«, fragte Mallory und stieg auf eine Stufe direkt hinter Murgelström.
»Natürlich nach oben.«
Sie fuhren ein paar Minuten lang lautlos dahin.
»Wie weit nach oben?«, wollte Mallory schließlich wissen.
»An die Oberfläche.«
»Wir sind jetzt seit drei oder vier Minuten unterwegs«, sagte Mallory. »Wo sind wir gestartet?«
»Von der U-Bahn-Haltestelle.«
»Danke.«
Nach einer weiteren Minute gelangten sie ins Freie. Es war kalt und nieselte, und Mallory klappte den Kragen seiner Jacke hoch.
»Sieht verlassen aus«, bemerkte er. »Wo sind wir?«
»Fifth Avenue und 57. Straße.«
Mallory blickte sich um. Die Häuser erschienen ihm vage vertraut, aber irgendwie sahen die Winkel leicht schief aus. Er legte den Kopf nach rechts auf die Seite. Es half
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