Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
zischte ihn an, sprang dann leichtfüßig auf den Zaun und hockte sich dort hin.
»Wer bist du?«, wollte Mallory wissen.
»Ich kenne sie«, sagte Murgelström. »Das ist Felina.«
»Was machst du hier?«, hakte Mallory nach.
»Ich habe ebenso das Recht hier zu sein wie du!«, erwiderte sie hitzig. »Vielleicht sogar mehr!«
»Sie hat wahrscheinlich nur das Haus durchstöbert und nach Müll gesucht«, sagte Murgelström.
»Warum hat sie sich dann versteckt?«
»Ich mag keine Leute!«
Als Mallory sie genauer betrachtete, stellte er überrascht fest, dass sie letztlich doch kein Mädchen war - oder zumindest keinem Mädchen ähnelte, das er je gesehen hatte. Sie war jung und schmächtig; die Gliedmaßen waren von einem feinen orangefarbenen Flaum bedeckt, von einem Hauch schwarzer Streifen durchzogen, während Gesicht, Hals und Brust cremefarben waren. Die orangenen Iris waren die einer Katze und die Eckzähne stark ausgeprägt. Schnurrhaare entwuchsen der Oberlippe. Die Ohren zeigten sich ein bisschen zu rund, das Gesicht eine spur zu oval, die Nägel lang und tödlich aussehend. Sie trug ein einzelnes Kleidungsstück, ein kurzes hellbraunes Kleid, das aussah, als hätte sie es auf der Suche nach Abfall gefunden.
»Was bist du?«, fragte Mallory, der ehrlich neugierig war.
»Felinis majoris«, antwortete sie trotzig,
»Sie gehört zu den Katzenmenschen«, erklärte Murgelström. »Von ihnen sind nicht mehr viele übrig.«
»Warum magst du keine Menschen?«, fuhr Mallory fort.
»Sie mögen überhaupt niemanden«, erklärte Murgelström, ehe Felina antworten konnte. »Hunde jagen sie, Menschen meiden sie, echte Katzen ignorieren sie.«
»Ich kann selbst antworten«, sagte Felina hochmütig.
»Dann fang an zu reden«, sagte Mallory. »Was tust du hier?«
»Suche nach Essen.«
»Essen Katzenmenschen Einhörner?«
»Nein.« Auf einmal machte sie große Augen und zeigte ein sehr katzenhaftes Lächeln. »Es war euer Einhorn, das sie gestohlen haben!«
»Seines«, wandte Mallory ein und deutete mit dem Daumen auf den Elf. »Ich helfe ihm nur bei der Suche.«
Sie wandte sich an Murgelström. »Sie werden dich bei Sonnenaufgang umbringen«, sagte sie erheitert.
»Nicht, wenn wir es vorher finden«, sagte Mallory.
»Das werdet ihr nicht.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil ich weiß, wer es gestohlen hat«, antwortete das Katzenmädchen.
»Wer?«
Sie schnurrte und leckte sich den Unterarm. »Ich habe Hunger.«
»Sag mir, wer es gestohlen hat, und ich kaufe dir alles zu essen, was du haben möchtest«, sagte Mallory.
»Ich kaufe niemals mein Essen«, sagte sie und reckte sich träge. »Es macht so viel mehr Spaß, es zu jagen.«
»Dann nenne deinen Preis.«
»Meinen Preis?«, fragte sie, als wäre ihr die Vorstellung, irgendetwas zu verkaufen, völlig neu. Auf einmal lächelte sie. »Mein Preis ist: Ich möchte sein Gesicht sehen ...« Sie deutete auf Murgelström. »... wenn ich es verrate.«
»Prima«, sagte Mallory. »Sieh ihn dir gut an.«
»Dein Einhorn, kleiner Elf«, sagte sie und behielt dabei Murgelström im Blick, »wurde vom Grundy gestohlen.«
Murgelström wurde blassgrün und reagierte, wie vom Vorschlaghammer getroffen. »Nein!«, flüsterte er und sackte mit gekreuzten Beinen zusammen, den Rücken am Zaun.
Sie grinste und nickte langsam.
»Was geht hier vor?«, verlangte Mallory. »Wer ist dieser Grundy?«
»Er ist der mächtigste Dämon in New York!«, ächzte Murgelström.
»Vielleicht an der ganzen Ostküste«, setzte Felina zu und weidete sich an der Reaktion des Elfen. »Benutzt er Magie?«, fragte Mallory beklommen.
»Magie funktioniert nicht, John Justin«, erklärte Murgelström in dumpfem Ton. »Das weißt du doch.«
»Was macht ihn dann zu einem Dämon?«
»Nichts macht ihn zu einem Dämon. Er ist es einfach.«
»In Ordnung«, sagte Mallory. »Was ist ein Dämon?«
»Ein heimtückisches Wesen von unvergleichlicher Macht.«
»Das ist ein Steuerprüfer auch«, sagte Mallory gereizt. »Werde gefälligst deutlicher! Wie sieht er aus? Hat er Hörner? Einen Schweif? Atmet er Rauch und speit Feuer?«
»All das und noch mehr«, stöhnte Murgelström. »Viel mehr«, ergänzte Felina glücklich.
Mallory wandte sich an sie. »Bist du sicher, dass es dieser Grundy war, der das Einhorn gestohlen hat?«, fragte er. »Hast du ihn wirklich dabei gesehen?« Sie nickte und grinste dabei übers ganze Gesicht. »Vielleicht erzählst du mir genau, was passiert ist.«
»Der
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