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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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melden.«
    »Nun, dafür sind wir ja da, Sir«, sagte der Mann. »Tatsächlich ist heute sogar die für uns arbeitsreichste Nacht des Jahres.« Er holte einen Bleistift und ein Notizbuch hervor. »Gestatten Sie mir zunächst, Ihnen einige Fragen zu stellen, und dann schicke ich Sie in die richtige Abteilung.«
    »Prima«, fand Mallory.
    »Diese befreundete Person - wie heißt sie?«
    »Winnifred Carruthers.«
    »Besondere Merkmale?«
    »Im Grunde nicht«, sagte Mallory. »Sie hatte ein kleines Pferd dabei, falls das hilft.«
    »Ein kleines Pferd, sagen Sie?«, wiederholte der Mann. »Haben Sie es schon beim Tierschutzverein probiert?«
    »Nein.«
    »Ich würde das nicht ausschließen«, sagte der Mann, während er wild kritzelte. »Kennen Sie zufällig die Augenfarbe der Person?«
    »Blau, denke ich.«
    »Größe?«
    »Ich weiß nicht. Ungefähr eins siebenundfünfzig bis eins sechzig.«
    »Schuhgröße?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Mallory ungeduldig.
    »Unter welchem Zeichen wurde sie geboren?«, fragte der Mann.
    »Sie meinen das Sternzeichen?«
    »Das ist richtig, Sir.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Eine letzte Frage: Wurde sie von jemandem gesucht?«
    »Sie meinen, von den Behörden?«, fragte Mallory.
    »Von überhaupt irgendjemandem.«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Okay«, sagte der Mann lebhaft und steckte Bleistift und Notizbuch weg. »Sie müssen ins erste Obergeschoss, vierte Tür links, wenn Sie aus dem Fahrstuhl kommen. Viel Glück.«
    »Das war alles?«, fragte Mallory.
    »Das war alles«, antwortete der Mann fröhlich.
    »Danke, schätze ich.«
    Mallory ging zu der Reihe von Fahrstühlen hinüber, auf die ihn der Mann aufmerksam gemacht hatte, wartete, bis sich eine Kabine öffnete, trat ein und fuhr ins erste Obergeschoss hinauf. Nach dem Aussteigen wandte er sich nach links und kam an drei von unglaublicher Geschäftigkeit erfüllten Büros vorbei, angefüllt mit besorgten Eltern und verzweifelten Ehemännern und Ehefrauen und wütenden Inkassoagenten, die allesamt die geplagten Angestellten mit ihren Geschichten überschütteten.
    Mallory setzte seinen Weg fort, bis er das vierte Büro erreicht hatte. Von hektischer Aktivität keine Spur. Auch waren keine gigantischen Aktenstapel zu sehen, die die Angestellten vor seinem Blick verbargen. Es fehlte das unaufhörliche Klingeln von Telefonen. Ebenso wenig waren endlose Schlangen von Antragstellern auf der Suche nach Vermissten zu erblicken. Er traf nur eine einzelne Frau in dem Büro an, und sie saß an einem völlig leeren Schreibtisch und las in einem Liebesroman.
    »Hallo?«, meldete er sich zaghaft.
    Sie blickte von ihrem Taschenbuch auf. »Kann ich helfen?«
    »Ich suche eine Frau namens Winnifred Carruthers.«
    »Sie wird nicht von jemandem gesucht?«
    »Nur von mir«, antwortete Mallory.
    »Dann gleich dort«, sagte die Frau und deutete auf eine Tür in der Rückwand des Büros.
    Mallory dankte ihr, durchquerte das Büro, öffnete die Tür und betrat einen großen Salon voller Sessel und Sofas, die alle nicht zueinanderpassten. Die Tapete war eine absolut scheußliche Kakofonie aus giftigen Rot- und Grüntönungen; die Lampen hätten selbst in einem Bordell in New Orleans grell gewirkt, und an den diversen Vorlegern, drei davon in Hellblau und der Rest zwischen Rosa und Violett angesiedelt, hingen noch die Etiketten vom Resteverkauf.
    Etliche Männer und Frauen saßen in dem Salon; einige verfolgten die Fernsehübertragung einer Neujahrsfeier aus Denver, andere lasen, ein paar dösten einfach. Ein Mann saß an einem Sekretär, den Schreibstift in der Hand, und schrieb wie wild; sobald er jeweils einen Bogen Papier vollgeschrieben hatte, legte er ihn auf einem kleinen ordentlichen Stapel ab und schrieb auf einem frischen weiter.
    Plötzlich bemerkte Mallory, dass jemand neben ihm stand. Er drehte sich um und sah sich dem seltsamsten Menschen gegenüber, der ihm je begegnet war.
    Der Mann war etwa eins achtzig groß und hatte drei Arme, zwei davon links. Das Gesicht war völlig aus dem Gleichgewicht: Er hatte drei Augen, alle rechts der Nase, die nur ein Nasenloch aufwies; der Mund stand in einem Winkel von fünfundvierzig Grad, und beide Ohren entwuchsen der linken Kopfseite, eines über dem anderen. Das Haar war von leuchtendem Orange und verblasste an den Seiten zu Rosa.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte dieser Mann.
    Mallory antwortete nicht.
    »Sir, kann ich etwas für Sie tun?«, beharrte der Mann.
    Auf einmal blinzelte

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