Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
das kratzende Geräusch des schlängelnden Metallkörpers immer näher kam und versuchte, ihren Beinen durch pure Willenskraft mehr Energie zu geben, damit sie sich schneller bewegten.
Dann krachte etwas hart in ihren Rücken und sie knallte so schmerzhaft auf die Straße, dass sie einige Herzschläge lang benommen liegen blieb. Sie schmeckte Blut von der Platzwunde an ihren Lippen und starrte verwirrt auf goldene Münzen und Edelsteine, die aus dem Beutel gefallen waren und vor ihr im Licht der Laternen glitzerten. Bevor sie sich aufraffen konnte, wurde sie schmerzhaft an den Beinen gepackt und bäuchlings über das Pflaster gezerrt.
Dann ein knackender und reißender Laut.
Ein Rucken ging durch ihren Körper.
Sie schrie den Schmerz, der durch ihre Beine zuckte kreischend heraus. Sie schrie und schrie, und nahm ungläubig wahr, wie der Maschinenwächter ihre beiden Unterschenkel neben sie auf den Boden spuckte.
Er hat meine Beine abgebissen ... er hat sie einfach abgebissen ...
Julana verlor das Bewusstsein.
-
Sie erwachte in einer Wolke aus dumpfem Schmerz. Mit großer Mühe öffnete sie ihre Augen und blinzelte in den Tag hinein. Klebrige Reste auf ihren Lidern ließen alles verschwimmen. Ihr Hals war trocken und über ihr zogen Regenwolken auf. Sie war zu schwach, um den Kopf zu heben und schaute gedankenlos in den Himmel, zu kraftlos, um auch nur einen Finger zu bewegen.
Nach einiger Zeit nahm sie wahr, dass es regnete und die Feuchtigkeit auf ihren Lippen ließ sie instinktiv den Mund öffnen. Sie schloss die Augen und versuchte das Wasser aufzunehmen, als der Regen heftig auf ihre Stirn prasselte.
Eine ganze Weile später erwachte sie nochmals, nicht wissend, wie viel Zeit vergangen sein mochte. Das Licht der Laternen brannte wieder und Obol sah mit trauriger Miene auf sie herab, fahles Licht auf ihre Umgebung werfend.
Sie zitterte vor Kälte und schrie auf, als Schmerzen wie Blitze aus ihren Beinen in ihren Unterleib schossen. Es war jedoch kaum mehr als ein Röcheln, das ihrer Kehle entstieg und kein angemessener Ausdruck der Pein, die sie verspürte.
Doch sie war stark, konnte Schmerzen ertragen.
Julana gewann die Kontrolle zurück, aber nur ein Gedanke schlug wie ein Blitz in sie.
Meine Beine sind ab.
Abgetrennt.
Durchbissen und ausgespuckt.
Die Vorstellung wanderte ruhelos durch ihren betäubten und geschwächten Verstand und blieb dennoch unbegreifbar. Sie war erneut außerstande, klar zu denken und wandte instinktiv den Kopf, als sie ein Geräusch vernahm.
Der Maschinenwächter.
Die kalten Augen der mechanischen Bestie musterten sie. Sie brach in Tränen aus und hob angstvoll ihren Kopf. Ihr Blick wanderte über das Pflaster und sie stieß vor Schmerzen und Furcht hektisch die Luft aus ihrer Lunge.
Bei Ihadrun!
Sie schaute ungläubig auf ihre abgetrennten Beine. Ihre Unterschenkel lagen in Armeslänge neben ihr, eine Ader oder Sehne lag unordentlich wie ein Schnürsenkel herum.
Sie wollte sich erbrechen, doch ihr Magen gab nichts mehr her. Sie schloss die Augen und versuchte alles zu vergessen - aber es ging nicht.
Ich muss es wissen.
Sie hob zitternd den Kopf und öffnete schluchzend die Augen. Mit getrübtem Blick sah sie an ihrem Körper herab und blinzelte verwirrt, als dort, wo ihre Stümpfe sein mussten, etwas anderes zu sehen war. Der Anblick war jedoch äußerst grotesk, denn von den Knien an sah sie die Füße eines Kleinkinds, denen scheinbar die Haut fehlte und die anstelle dessen von einer schleimigen Substanz überzogen waren. Der Eindruck war zu viel für ihren geschwächten Körper und sie fiel nochmals in Ohnmacht.
Als sie die Augen erneut öffnete, geschah dies, weil neben ihr ein scharrendes Geräusch ertönte. Es war wieder Tag, Nebel lag diesmal über der Stadt.
Sie ließ den Kopf schwach zur Seite kippen und sah, dass der Maschinenwächter eine Meute streunender Hunde vertrieb, die sich neugierig genähert hatten. Einer der Kläffer trug etwas in seinem Maul davon, das bis vor Kurzem noch ein Teil von Julanas Körper gewesen war.
Sie lachte erst ungläubig und weinte dann leise.
Der Gedanke daran, dass sie nicht einmal wusste, ob der Köter ihr rechtes oder linkes Bein davontrug, war auf groteske Weise erheiternd und trieb sie gleichzeitig in die Verzweiflung. Sie hob den Kopf und erschrak, als sie ihren Leib unter der Kleidung sah. Sie hatte sämtliches Körperfett und einen Großteil ihrer Muskeln verloren. Sie fühlte sich so schwach, dass sie nicht
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