Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
später erreichte sie stolpernd den Fluss, einer neuerlichen Ohnmacht nahe. Schwarze Punkte flirrten in ihrer Sicht, als sie sich auf die Kaimauer hockte und sich schwach in das Boot sinken ließ. Mit letzter Kraft löste sie die Leine und stieß sich ab. Die Strömung trieb sie bald von der Stadt fort.
Weg hier, nur weg ...
Nachdem sie etwas zu Atem gekommen war, aß sie aus ihren Vorräten und trank das Wasser aus dem Fluss. Nach einigen Stunden, in denen sie mit Mühe das Ruder gehalten hatte und wieder und wieder eingenickt war, steuerte sie auf eine natürliche Bucht zu. Mit großer Anstrengung drückte sie den Haken in die Uferböschung und wickelte das Seil darum, damit das Boot nicht von der Strömung abgetrieben wurde. Der Vorgang dauerte lächerlich lange, und obwohl der Schmerz in ihren Beinen bei jeder Bewegung bis hinauf in ihren Bauch zuckte, fiel sie danach für einige Stunden in einen tiefen Schlaf vollkommener Erschöpfung.
Als sie später erwachte, ekelte sie sich vor ihrem Geruch. Das Ziehen und Brennen in ihren Waden ignorierend, legte sie die schmutzige Kleidung ab und warf sie in den Fluss. Sie tauchte einen sauberen Lappen aus ihrem Gepäck in das Wasser und wischte das getrocknete Blut und alles andere, was ihr Körper in den letzten Tagen verloren hatte von ihrer Haut. Sie untersuchte dabei ihre neuen Beine und stellte fest, dass sie sich nicht von ihren alten unterschieden. Nur der Schmerz zuckte noch durch den Knochen.
Trotz der für das Sumpfland üblichen Wärme zitterte sie wie vor Kälte - die Erschöpfung hatte ihr die letzte Energie geraubt. Sie schlüpfte schwach in den Umhang, den sie in der Herberge mitgenommen hatte, um sich vor den Stechfliegen und Mücken zu schützen, und fiel von Neuem in einen tiefen Schlaf auf dem harten Boden des Segelbootes.
Am nächsten Tag erwachte sie mit verspannten Muskeln, die sich wie alte harte Seile um ihre Knochen wanden, doch der Schmerz in ihren Beinen war sehr viel erträglicher geworden.
Heißhunger brannte jetzt ein Loch in ihren Magen. Sie fiel regelrecht über ihren Proviant her, und aß ihren gesamten Vorrat an eingelegten Fischen und Trockenfleisch auf. Mit einem kleinen Krug schöpfte sie das Wasser aus dem Fluss und ließ es so lange in ihren Hals laufen, bis ihr Bauch gluckernde Geräusche von sich gab. Danach fiel sie in einen dumpfen Schlummer, aus dem sie immerfort hochschreckte, weil sie glaubte, das Scharren metallener Schuppen auf Pflastersteinen zu hören. In den Minuten, die sie daraufhin wach blieb, weinte sie leise und rieb sich die schmerzenden Muskeln.
In der Nacht erwachte sie erneut und musste dringend Wasser lassen. Im Zustand großer Müdigkeit verließ sie das Boot und kletterte an Land. Als sie zurück im Segelboot und etwas wacher war, erkannte sie unvermittelt, dass es ihr besser ging.
Sie betastete in der Dunkelheit ängstlich ihren Körper und brach in Tränen aus. Sie war nur noch ein Skelett mit verschrumpelter Haut darüber. Ihr Haar fiel in Büscheln aus und zwei ihrer Fingernägel waren abgefallen, schmerzende Wunden offenlegend.
Hunger ließ ihren unersättlichen Magen empörte Geräusche von sich geben und sie aß, was von ihren Vorräten übrig war. Ein Lied aus ihrer Kindheit kam ihr später in den Sinn und eine Stimme in ihrem Hinterkopf sagte ihr, dass sie nahe dran war, den Verstand endgültig zu verlieren. Sie sang das Lied dennoch mit heiserer Stimme leise vor sich hin, um einzuschlafen und erwachte am nächsten Morgen mit einem Mordshunger, der ihr ganzes Denken beherrschte.
Ihr Proviant war jedoch so gut wie erschöpft, nur Mehl, Salz und etwas Brot waren verblieben. Sie verschlang das Brot und bedauerte den Verlust der Armbrust, mit ihr hätte sie ein kleines Tier erlegen können. Der Gedanke an Fleisch machte sie beinahe rasend und trieb ihr den Speichel auf die Zunge. Dann fiel ihr die Angel ein und sie pulte einige Würmer aus dem feuchten Uferschlamm. Sie warf die Schnur mit dem winzigen Haken aus und nur der Gedanke an etwas Essbares hielt ihre Augen offen.
Am Abend hatte sie mit Mühe zwei Fische gefangen. Sie hatte in den Tagen vor ihrer Begegnung mit dem Maschinenwächter genug Brennstoff gesammelt, um jetzt ein kleines Feuer entfachen zu können. Aus Mehl, Wasser und Salz garte sie ein steinhartes Brot über der Glut, dass ihr wie ein Klumpen Lehm im Magen lag, aber das Hungergefühl verringerte, bis der Fisch fertig war.
Die Anstrengungen des Tages hatten ihr das Letzte
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