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Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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indem er den Degen nach dem Präsidenten zückt, den er aber schnell wieder sinken läßt). Vater! Sie hatten einmal ein Leben an mich zu fordern—Es ist bezahlt. (Den Degen einsteckend.) Der Schuldbrief der kindlichen Pflicht liegt zerrissen da-Miller (der bis jetzt furchtsam auf der Seite gestanden, tritt hervor in Bewegung, wechselweis vor Wuth mit den Zähnen knirschend und vor Angst damit klappernd): Euer Excellenz—Das Kind ist des Vaters Arbeit—Halten zu Gnaden—Wer das Kind eine Mähre schilt, schlägt den Vater ans Ohr, und Ohrfeig um Ohrfeig—Das ist so Tax bei uns—Halten zu Gnaden.
    Frau. Hilf, Herr und Heiland!—Jetzt bricht auch der Alte los—über unserm Kopf wird das Wetter zusammenschlagen.
    Präsident (der es nur halb gehört hat). Regt sich der Kuppler auch?—Wir sprechen uns gleich, Kuppler.
    Miller. Halten zu Gnaden. Ich heiße Miller, wenn Sie ein Adagio hören wollen—mit Buhlschaften dien' ich nicht. So lang der Hof da noch Vorrath hat, kommt die Lieferung nicht an uns Bürgersleut'. Halten zu Gnaden.
    Frau. Um des Himmels willen, Mann! Du bringst Weib und Kind um.
    Ferdinand. Sie spielen hier eine Rolle, mein Vater, wobei Sie sich wenigstens die Zeugen hätten ersparen können.
    Miller (kommt ihm näher, herzhafter). Deutsch und verständlich. Halten zu Gnaden. Euer Excellenz schalten und walten im Land. Das ist meine Stube. Mein devotestes Compliment, wenn ich dermaleins ein pro memoria bringe, aber den ungehobelten Gast werf' ich zur Thür hinaus—Halten zu Gnaden.
    Präsident (vor Wuth blaß). Was?—Was ist das? (Tritt näher.)
    Miller (zieht sich sachte zurück). Das war nur so meine Meinung,
Herr—Halten zu Gnaden.
    Präsident (in Flammen). Ha, Spitzbube! Ins Zuchthaus spricht dich deine vermessene Meinung—Fort! Man soll Gerichtsdiener holen. (Einige vom Gefolge gehen ab; der Präsident rennt voll Wuth durch das Zimmer.) Vater ins Zuchthaus—an den Pranger Mutter und Metze von Tochter!—Die Gerechtigkeit soll meiner Wuth ihre Arme borgen. Für diesen Schimpf muß ich schreckliche Genugthuung haben—Ein solches Gesindel sollte meine Plane zerschlagen und ungestraft Vater und Sohn aneinander hetzen?—Ha, Verflucht! Ich will meinen Haß an eurem Untergang sättigen, die ganze Brut, Vater, Mutter und Tochter, will ich meiner brennenden Rache opfern.
    Ferdinand (tritt gelassen und standhaft unter sie hin). O nicht doch! Seit außer Furcht! Ich bin zugegen. (Zum Präsidenten mit Unterwürfigkeit.) Keine Übereilung, mein Vater! Wenn Sie sich selbst lieben, keine Gewaltthätigkeit!—Es gibt eine Gegend in meinem Herzen, worin das Wort Vater noch nie gehört worden ist—Dringen Sie nicht bis in diese.
    Präsident. Nichtswürdiger! Schweig! Reize meinen Grimm nicht noch mehr!
    Miller (kommt aus einer dumpfen Betäubung zu sich selbst).
Schau du nach deinem Kinde, Frau. Ich laufe zum Herzog—Der
Leibschneider—das hat mir Gott eingeblasen!—der Leibschneider
lernt die Flöte bei mir. Es kann mir nicht fehlen beim Herzog.
(Er will gehen.)
    Präsident. Beim Herzog, sagst du?—Hast du vergessen, daß ich die Schwelle bin, worüber du springen oder den Hals brechen mußt?—Beim Herzog, du Dummkopf?—Versuch' es, wenn du, lebendig todt, eine Thurmhöhe tief, unter dem Boden im Kerker liegst, wo die Nacht mit der Hölle liebäugelt und Schall und Licht wieder umkehren. Raßle dann mit deinen Ketten und wimmre: Mir ist zu viel geschehen.
    Siebente Scene.
    Gerichtsdiener. Die Vorigen.
    Ferdinand (eilt auf Luisen zu, die ihm halb todt in die Arme fällt).
Luise! Hilfe! Rettung! Der Schrecken überwältigt sie!
    Miller (ergreift sein spanisches Rohr, setzt den Hut auf und macht sich zum Angriff gefaßt).
    Frau (wirft sich auf die Kniee vor dem Präsident).
    Präsident (zu den Gerichtsdienern, seinen Orden entblößend). Legt Hand an, im Namen des Herzogs—Weg von der Metze, Junge—Ohnmächtig oder nicht—wenn sie nur erst das eiserne Halsband um hat, wird man sie schon mit Steinwürfen aufwecken.
    Frau. Erbarmung, Ihro Excellenz! Erbarmung! Erbarmung!
    Miller (reißt seine Frau in die Höhe). Knie vor Gott! alte Heulhure, und nicht vor—Schelmen, weil ich ja doch schon ins Zuchthaus muß.
    Präsident (beißt die Lippen). Du kannst dich verrechnen, Bube. Es stehen noch Galgen leer! (Zu den Gerichtsdienern.) Muß ich es noch einmal sagen?
    Gerichtsdiener (dringen auf Luisen ein).
    Ferdinand (springt an ihr auf und stellt sich vor sie, grimmig). Wer will was? (Er zieht den Degen

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