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Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Wurm—Wurm—Er führt mich da vor einen entsetzlichen
Abgrund.
    Wurm. Ich will Sie zurückführen, gnädiger Herr. Darf ich freimüthig reden?
    Präsident (indem er sich niedersetzt). Wie ein Verdammter zum
Mitverdammten.
    Wurm. Also verzeihen Sie—Sie haben, dünkt mich, der biegsamen Hofkunst den ganzen Präsidenten zu danken, warum vertrauen Sie ihr nicht auch den Vater an? Ich besinne mich, mit welcher Offenheit Sie Ihren Vorgänger damals zu einer Partie Piquet beredeten und bei ihm die halbe Nacht mit freundschaftlichem Burgunder hinwegschwemmten, und das war doch die nämliche Nacht, wo die große Mine losgehen und den guten Mann in die Luft blasen sollte—Warum zeigten Sie Ihrem Sohne den Feind? Nimmermehr hätte dieser erfahren sollen, daß ich um seine Liebesangelegenheit wisse. Sie hätten den Roman von Seiten des Mädchens unterhöhlt und das Herz Ihres Sohnes behalten. Sie hätten den klugen General gespielt, der den Feind nicht am Kern seiner Truppen faßt, sondern Spaltungen unter den Gliedern stiftet.
    Präsident. Wie war das zu machen?
    Wurm. Auf die einfachste Art—und die Karten sind noch nicht ganz vergeben. Unterdrücken Sie eine Zeit lang, daß Sie Vater sind. Messen Sie sich mit einer Leidenschaft nicht, die jeder Widerstand nur mächtiger machte—Überlassen Sie es mir, an ihrem eigenen Feuer den Wurm auszubrüten, der sie zerfrißt.
    Präsident. Ich bin begierig.
    Wurm. Ich müßte mich schlecht auf den Barometer der Seele verstehen, oder der Herr Major ist in der Eifersucht schrecklich, wie in der Liebe. Machen Sie ihm das Mädchen verdächtig—Wahrscheinlich oder nicht. Ein Gran Hefe reicht hin, die ganze Masse in eine zerstörende Gährung zu jagen.
    Präsident. Aber woher diesen Gran nehmen?
    Wurm. Da sind wir auf dem Punkt—vor allen Dingen, gnädiger Herr, erklären Sie sich mir, wie viel Sie bei der ferneren Weigerung des Majors auf dem Spiel haben—in welchem Grade es Ihnen wichtig ist, den Roman mit dem Bürgermädchen zu endigen und die Verbindung mit Lady Milford zu Stand zu bringen?
    Präsident. Kann Er noch fragen, Wurm?—Mein ganzer Einfluß ist in
Gefahr, wenn die Partie mit der Lady zurückgeht, und wenn ich den
Major zwinge, mein Hals.
    Wurm (munter). Jetzt haben Sie die Gnade und hören—Den Herrn Major
umspinnen wir mit List. Gegen das Mädchen nehmen wir Ihre ganze
Gewalt zu Hilfe. Wir dictieren ihr ein Billetdoux an eine dritte
Person in die Feder und spielen das mit guter Art dem Major in die
Hände.
    Präsident. Toller Einfall! Als ob sie sich so geschwind hin bequemen würde, ihr eigenes Todesurtheil zu schreiben?
    Wurm. Sie muß, wenn Sie mir freie Hand lassen wollen. Ich kenne das gute Herz auf und nieder. Sie hat nicht mehr als zwo tödtliche Seiten, durch welche wir ihre Gewissen bestürmen können—ihren Vater und den Major. Der letztere bleibt ganz und gar aus dem Spiel; desto freier können wir mit dem Musikanten umspringen.
    Präsident. Als zum Exempel?
    Wurm. Nach Dem, was Ew. Excellenz mir von dem Auftritt in seinem Hause gesagt haben, wird nichts leichter sein, als den Vater mit einem Halsproceß zu bedrohen. Die Person des Günstlings und Siegelbewahrers ist gewissermaßen der Schatten der Majestät—Beleidigungen gegen jenen sind Verletzungen dieser—Wenigstens will ich den armen Schächer mit diesem zusammengeflickten Kobold durch ein Nadelöhr jagen.
    Präsident. Doch—ernsthaft dürfte der Handel nicht werden.
    Wurm. Ganz und gar nicht—Nur in so weit, als es nöthig ist, die Familie in die Klemme zu treiben—Wir setzen also in aller Stille den Musikus fest—Die Noth um so dringender zu machen, könnte man auch die Mutter mitnehmen,—sprechen von peinlicher Anklage, von Schaffot, von ewiger Festung, und machen den Brief der Tochter zur einzigen Bedingung seiner Befreiung.
    Präsident. Gut! Gut! Ich verstehe.
    Wurm. Sie liebt ihren Vater—bis zur Leidenschaft, möcht' ich sagen.
Die Gefahr seines Lebens—seiner Freiheit zum Mindesten—die
Vorwürfe ihres Gewissens, den Anlaß dazu gegeben zu haben—die
Unmöglichkeit, den Major zu besitzen—endlich die Betäubung ihres
Kopfs, die ich auf mich nehme—es kann nicht fehlen—sie muß in die
Falle gehn.
    Präsident. Aber mein Sohn? Wird er nicht auf der Stelle Wind davon haben?
    Wurm. Das lassen Sie meine Sorge sein, gnädiger Herr—Vater und Mutter werden nicht eher freigelassen, bis die ganze Familie einen körperlichen Eid darauf abgelegt, den ganzen Vorgang geheim zu halten und

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