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Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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den Betrug zu bestätigen.
    Präsident. Einen Eid? Was wird ein Eid fruchten, Dummkopf?
    Wurm. Nichts bei uns, gnädiger Herr! Bei dieser Menschenart Alles—Und sehen Sie nun, wie schön wir Beide auf diese Manier zum Ziele kommen werden—Das Mädchen verliert die Liebe des Majors und den Ruf ihrer Tugend. Vater und Mutter ziehen gelindere Saiten auf, und durch und durch weich gemacht von Schicksalen dieser Art, erkennen sie's noch zuletzt für Erbarmung, wenn ich der Tochter durch meine Hand ihre Reputation wieder gebe.
    Präsident (lacht unter Kopfschütteln). Ja, ich gebe mich dir überwunden, Schurke! Das Geweb' ist satanisch fein. Der Schüler übertrifft seinen Meister—Nun ist die Frage, an wen das Billet muß gerichtet werden? Mit wem wir sie in Verdacht bringen müssen?
    Wurm. Nothwendig mit Jemand, der durch den Entschluß Ihres Sohnes
Alles gewinnen oder Alles verlieren muß.
    Wurm (nach einigem Nachdenken). Ich weiß nur den Hofmarschall.
    Wurm (zuckt die Achseln). Mein Geschmack wär' es nun freilich nicht, wenn ich Luise Millerin hieße.
    Präsident. Und warum nicht? Wunderlich! Eine blendende Garderobe—Eine Atmosphäre von Eau de mille fleurs und Bisam—und jedes alberne Wort eine Handvoll Ducaten—und alles Das sollte die Delicatesse einer bürgerlichen Dirne nicht endlich bestechen können? O, guter Freund! so scrupulös ist die Eifersucht nicht! Ich schicke zum Marschall. (Klingelt.)
    Wurm. Unterdessen, daß Ew. Excellenz dieses und die Gefangennehmung des Geigers besorgen, werd' ich hingehen und den bewußten Liebesbrief aufsetzen.
    Präsident (zum Schreibpult gehend). Den Er mir zum Durchlesen heraufbringt, sobald er zu Stand sein wird. (Wurm geht ab. Der Präsident setzt sich zu schreiben; ein Kammerdiener kommt; er steht auf und gibt ihm ein Papier.) Dieser Verhaftsbefehl muß ohne Aufschub in die Gerichte—ein Andrer von euch wird den Hofmarschall zu mir bitten.
    Kammerdiener. Der gnädige Herr sind so eben hier angefahren.
    Präsident. Noch besser—aber die Anstalten sollen mit Vorsicht getroffen werden, sagt ihr, daß kein Aufstand erfolgt.
    Kammerdiener. Sehr wohl, Ihr' Excellenz!
    Präsident. Versteht ihr? Ganz in der Stille!
    Kammerdiener. Ganz gut, Ihr' Excellenz! (Ab.)
    Zweite Scene.
    Der Präsident und der Hofmarschall.
    Hofmarschall (eilfertig). Nur en passant, mein Bester!—Wie leben Sie? Wie befinden Sie sich?—Heute Abend ist große Opéra Dido—das süperbeste Feuerwerk—eine ganze Stadt brennt zusammen—Sie sehen sie doch auch brennen? Was?
    Präsident. Ich habe Feuerwerk genug in meinem eigenen Hause, das meine ganze Herrlichkeit in die Luft nimmt—Sie kommen erwünscht, lieber Marschall, mir in einer Sache zu rathen, thätig zu helfen, die uns Beide poussiert, oder völlig zu Grund richtet. Setzen Sie sich.
    Hofmarschall. Machen Sie mir nicht Angst, mein Süßer.
    Präsident. Wie gesagt—poussiert, oder ganz zu Grund richtet. Sie wissen mein Project mit dem Major und der Lady. Sie begreifen auch, wie unentbehrlich es war, unser Beider Glück zu fixieren. Es kann Alles zusammenfallen, Kalb. Mein Ferdinand will nicht.
    Hofmarschall. Will nicht—will nicht—ich hab's ja in der ganzen
Stadt schon herumgesagt. Die Mariage ist in Jedermanns Munde.
    Präsident. Sie können vor der ganzen Stadt als Windmacher dastehen.
Er liebt eine Andere.
    Hofmarschall. Sie scherzen. Ist das auch wohl ein Hindernis?
    Präsident. Bei dem Trotzkopf das unüberwindlichste.
    Hofmarschall. Er soll so wahnsinnig sein und sein Fortune von sich stoßen? Was?
    Präsident. Fragen Sie ihn das und hören Sie, was er antwortet.
    Hofmarschall. Aber, mon Dieu! was kann er denn antworten?
    Präsident. Daß er der ganzen Welt das Verbrechen entdecken wolle, wodurch wir gestiegen sind—daß er unsere falschen Briefe und Quittungen angeben—daß er uns Beide ans Messer liefern wolle—das kann er antworten.
    Hofmarschall. Sind Sie von Sinnen?
    Präsident. Das hat er geantwortet. Das war er schon Willens, ins
Werk zu richten—Davon hab' ich ihn kaum noch durch meine höchste
Erniedrigung abgebracht. Was wissen Sie hierauf zu sagen?
    Hofmarschall (mit einem Schafsgesicht). Mein Verstand steht still.
    Präsident. Das könnte noch hingehen. Aber zugleich hinterbringen mir meine Spionen, daß der Oberschenk von Bock auf dem Sprunge sei, um die Lady zu werben.
    Hofmarschall. Sie machen mich rasend. Wer sagen Sie? von Bock sagen
Sie?—Wissen Sie denn auch, daß wir Todfeinde zusammen sind? Wissen
Sie

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