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Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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anbetete? (wüthender) Schwelgtest, wo ich einen Gott mich fühlte. (Plötzlich schweigt er, darauf fürchterlich.) Dir wäre besser, Bube, du flöhest der Hölle zu, als daß dir mein Zorn im Himmel begegnete!—Wie weit kamst du mit dem Mädchen? Bekenne!
    Hofmarschall. Lassen Sie mich los. Ich will Alles verrathen.
    Ferdinand. O! es muß reizender sein, mit diesem Mädchen zu buhlen, als mit andern noch so himmlisch zu schwärmen—Wollte sie ausschweifen, wollte sie, sie könnte den Werth der Seele herunterbringen und die Tugend mit der Wollust verfälschen. (Dem Marschall die Pistole aufs Herz drückend.) Wie weit kamst du mit ihr? Ich drücke ab, oder bekenne!
    Hofmarschall. Es ist nichts—ist ja Alles nichts. Haben Sie nur eine Minute Geduld. Sie sind ja betrogen.
    Ferdinand. Und daran mahnst du mich, Bösewicht?—Wie weit kamst du mit ihr? Du bist des Todes, oder bekenne!
    Hofmarschall. Mon Dieu! Mein Gott! Ich spreche ja—so hören Sie doch nur—Ihr Vater—Ihr eigener, leiblicher Vater-Ferdinand (grimmiger). Hat seine Tochter an dich verkuppelt? Und wie weit kamst du mit ihr? Ich ermorde dich, oder bekenne!
    Hofmarschall. Sie rasen. Sie hören nicht. Ich sah sie nie. Ich kenne sie nicht. Ich weiß gar nichts von ihr.
    Ferdinand (zurücktretend). Du sahst sie nie? Kennst sie nicht? Weißt gar nichts von ihr?—Die Miller ist ist verloren um deinetwillen; die leugnest sie dreimal in einem Athem hinweg?—Fort, schlechter Kerl! (Er gibt ihm mit der Pistole einen Streich und stößt ihn aus dem Zimmer.) Für deines Gleichen ist kein Pulver erfunden!
    Vierte Scene.
    Ferdinand nach einem langen Stillschweigen, worin seine Züge einen schrecklichen Gedanken entwickeln.
    Verloren! ja, Unglückselige!—Ich bin es. Du bist es auch. Ja, bei dem großen Gott! wenn ich verloren bin, bist du es auch! Richter der Welt! Fordre sie mir nicht ab! Das Mädchen ist mein. Ich trat dir deine ganze Welt für das Mädchen ab, habe Verzicht gethan auf deine ganze herrliche Schöpfung. Laß mir das Mädchen.—Richter der Welt! dort winseln Millionen Seelen nach dir—dorthin kehre das Auge deines Erbarmens—mich laß allein machen, Richter der Welt! (Indem er schrecklich die Hände faltet.) Sollte der reiche, vermögende Schöpfer mit einer Seele geizen, die noch dazu die schlechteste seiner Schöpfung ist?—Das Mädchen ist mein! Ich einst ihr Gott, jetzt ihr Teufel!
    (Die Augen graß in einen Winkel geworfen.)
    Eine Ewigkeit mit ihr auf ein Rad der Verdammniß geflochten—Augen in
Augen wurzelnd—Haare zu Berge stehend gegen Haare—auch unser hohles
Wimmern in eins geschmolzen—und jetzt zu wiederholen meine
Zärtlichkeiten und jetzt ihr vorzusingen ihre Schwüre—Gott! Gott!
die Vermählung ist fürchterlich—aber ewig! (Er will schnell hinaus.
Der Präsident tritt herein.)
    Fünfte Scene.
    Der Präsident und Ferdinand.
    Ferdinand (zurücktretend). O!—mein Vater!
    Präsident. Sehr gut, daß wir uns finden, mein Sohn. Ich komme, dir etwas Angenehmes zu verkündigen, und etwas, lieber Sohn, das dich ganz gewiß überraschen wird. Wollen wir uns setzen?
    Ferdinand (sieht ihn lange Zeit starr an). Mein Vater! (Mit stärkerer Bewegung zu ihm gehend und seine Hand fassend.) Mein Vater! (Seine Hand küssend, vor ihm niederfallend.) O mein Vater!
    Präsident. Was ist dir, mein Sohn? Steh auf. Deine Hand brennt und zittert.
    Ferdinand (mit wilder, feuriger Empfindung). Verzeihung für meinen
Undank, mein Vater! Ich bin ein verworfener Mensch. Ich habe Ihre
Güte mißkannt! Sie meinten es mit mir so väterlich!—O! Sie hatten
eine weissagende Seele—jetzt ist's zu spät—Verzeihung! Verzeihung!
Ihren Segen, mein Vater!
    Präsident (heuchelt eine schuldlose Miene). Steh auf, mein Sohn!
Besinne dich, daß du mir Räthsel sprichst.
    Ferdinand. Diese Millerin, mein Vater—O, Sie kennen den Menschen—Ihre Wuth war damals so gerecht, so edel, so väterlich warm—nur verfehlte der warme Vatereifer des Weges—diese Millerin!
    Präsident. Martre mich nicht, mein Sohn. Ich verfluche meine Härte!
Ich bin gekommen, dir abzubitten.
    Ferdinand. Abbitten an mir! Verfluchen an mir!—Ihre Mißbilligung war Weisheit. Ihre Härte war himmlisches Mitleid—Diese Millerin, Vater-Präsident. Ist ein edles, ein liebes Mädchen.—Ich widerrufe meinen übereilten Verdacht. Sie hat meine Achtung erworben.
    Ferdinand (springt erschüttert auf). Was? auch Sie?—Vater! auch Sie?—und nicht wahr, mein Vater, ein Geschöpf wie die

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