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Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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ich denn? Etwas Abscheuliches muß es sein, weil dieser Mensch dazu rathet—Woher wissen Sie, daß der Fürst mir willfahren wird?
    Wurm. Weil er es nicht wird umsonst thun dürfen.
    Luise. Nicht umsonst? Welchen Preis kann er auf eine Menschlichkeit setzen?
    Wurm. Die schöne Supplicantin ist Preises genug.
    Luise (bleibt erstarrt stehen, dann mit brechendem Laut).
Allgerechter!
    Wurm. Und einen Vater werden Sie doch, will ich hoffen, um diese gnädige Taxe nicht überfordert finden?
    Luise (auf und ab, außer Fassung). Ja! ja! Es ist wahr! Sie sind verschanzt, eure Großen—verschanzt vor der Wahrheit hinter ihre eigenen Laster, wie hinter Schwerter der Cherubim—Helfe dir der Allmächtige, Vater! Deine Tochter kann für dich sterben, aber nicht sündigen.
    Wurm. Das mag ihm wohl eine Neuigkeit sein, dem armen verlassenen
Mann—"Meine Luise," sagte er mir, "hat mich zu Boden geworfen.
Meine Luise wird mich auch aufrichten."—Ich eile, Mamsell, ihm die
Antwort zu bringen. (Stellt sich, als ob er ginge.)
    Luise (eilt ihm nach, hält ihn zurück). Bleiben Sie! bleiben Sie!
Geduld! Wie flink dieser Satan ist, wenn es gilt, Menschen rasend zu
machen!—Ich hab' ihn niedergeworfen. Ich muß ihn aufrichten. Reden
Sie! Rathen Sie! Was kann ich? was muß ich thun?
    Wurm. Es ist nur ein Mittel.
    Luise. Dieses einzige Mittel?
    Wurm. Auch Ihr Vater wünscht-Luise. Auch mein Vater?—Was ist das für ein Mittel?
    Wurm. Es ist Ihnen leicht.
    Luise. Ich kenne nichts Schwereres, als die Schande.
    Wurm. Wenn Sie den Major wieder frei machen wollen.
    Luise. Von seiner Liebe? Spotten Sie meiner?—Das meiner Willkür zu überlassen, wozu ich gezwungen ward?
    Wurm. So ist es nicht gemeint, liebe Jungfer. Der Major muß zuerst und freiwillig zurücktreten.
    Luise. Er wird nicht.
    Wurm. So scheint es. Würde man denn wohl seine Zuflucht zu Ihnen nehmen, wenn nicht Sie allein dazu helfen könnten?
    Luise. Kann ich ihn zwingen, daß er mich hassen muß?
    Wurm. Wir wollen versuchen. Setzen Sie sich.
    Luise (betreten). Mensch! Was brütest du?
    Wurm. Setzen Sie sich. Schreiben Sie! Hier ist Feder, Papier und
Dinte.
    Luise (setzt sich in höchster Beunruhigung). Was soll ich schreiben?
An wen soll ich schreiben?
    Wurm. An den Henker Ihres Vaters.
    Luise. Ha! du verstehst dich darauf, Seelen auf die Folter zu schrauben. (Ergreift die Feder.)
    Wurm (dictiert). "Gnädiger Herr"-Luise (schreibt mit zitternder Hand).
    Wurm. "Schon drei unerträgliche Tage sind vorüber—sind vorüber—und wir sahen uns nicht"
    Luise (stutzt, legt die Feder weg). An wen ist der Brief?
    Wurm. An den Henker Ihres Vaters.
    Luise. O mein Gott!
    Wurm. "Halten Sie sich deßwegen an den Major—an den Major—der mich den ganzen Tag wie ein Argus hütet"
    Luise (springt auf). Büberei, wie noch keine erhört worden! An wen ist der Brief?
    Wurm. An den Henker Ihres Vaters.
    Luise (die Hände ringend, auf und nieder). Nein! nein! nein! das ist tyrannisch, o Himmel! Strafe Menschen menschlich, wenn sie dich reizen, aber warum mich zwischen zwei Schrecknisse pressen? Warum zwischen Tod und Schande mich hin und her wiegen? Warum diesen blutsaugenden Teufel mir auf den Nacken setzen?—Macht, was ihr wollt. Ich schreibe das nimmermehr.
    Wurm (greift nach dem Hut). Wie Sie wollen, Mademoiselle! Das steht ganz in Ihrem Belieben.
    Luise. Belieben, sagen Sie? In meinem Belieben?—Geh, Barbar! Hänge einen Unglücklichen über dem Abgrund der Hölle aus, bitt' ihn um etwas, und lästre Gott, und frag' ihn, ob es ihm beliebe?—O du weißt allzu gut, daß unser Herz an natürlichen Trieben so fest als an Ketten liegt—Nunmehr ist Alles gleich. Dictieren Sie weiter! Ich denke nichts mehr. Ich weiche der überlistenden Hölle. (Sie setzt sich zum zweitenmal.)
    Wurm. "Den ganzen Tag wie ein Argus hütet"—Haben Sie das?
    Luise. Weiter! weiter!
    Wurm. "Wir haben gestern den Präsidenten im Haus gehabt. Es war possierlich zu sehen, wie der gute Major um meine Ehre sich wehrte"-Luise. O schön, schön! o herrlich!—Nur immer fort.
    Wurm. "Ich nahm meine Zuflucht zu einer Ohnmacht—zu einer
Ohnmacht—daß ich nicht laut lachte"
    Luise. O Himmel!
    Wurm. "Aber bald wird mir meine Maske unerträglich—unerträglich—Wenn ich nur loskommen könnte"-Luise (hält inne, steht auf, geht auf und nieder, den Kopf gesenkt, als suchte sie was auf dem Boden; dann setzt sie sich wiederum, schreibt weiter). "Loskommen könnte"
    Wurm. "Morgen hat er den Dienst—Passen Sie ab, wenn er von

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