Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
Vom Netzwerk:
dich auf den Händen tragen, deine Freundin, deine Schwester will ich sein—Du bist arm—Sieh! (Einige Brillanten herunternehmend.) Ich will diesen Schmuck verkaufen—meine Garderobe, Pferd und Wagen verkaufen—Dein sei Alles, aber entsag' ihm!
    Luise (tritt zurück voll Befremdung). Spottet sie einer Verzweifelnden, oder sollte sie an der barbarischen That im Ernst keinen Antheil gehabt haben?—Ha! So könnt' ich mir ja noch den Schein einer Heldin geben und meine Ohnmacht zu einem Verdienst aufputzen. (Sie steht eine Weile gedankenvoll, dann tritt sie näher zur Lady, faßt ihre Hand und sieht sie starr und bedeutend an.) Nehmen Sie ihn denn hin, Milady!—Freiwillig tret' ich Ihnen ab den Mann, den man mit Haken der Hölle von meinem blutenden Herzen riß. —Vielleicht wissen Sie es selbst nicht, Milady, aber Sie haben den Himmel zweier Liebenden geschleift, von einander gezerrt zwei Herzen, die Gott aneinander band; zerschmettert ein Geschöpf, das ihm nahe ging wie Sie, das er zur Freude schuf wie Sie, das ihn gepriesen hat wie Sie, und ihn nun nimmermehr preisen wird—Lady! ins Ohr des Allwissenden schreit auch der letzte Krampf des zertretenen Wurms—Es wird ihm nicht gleichgültig sein, wenn man Seelen in seinen Händen mordet! Jetzt ist er Ihnen! Jetzt, Milady, nehmen Sie ihn hin! Rennen Sie in seine Arme! Reißen Sie ihn zum Altar—Nur vergessen Sie nicht, daß zwischen Ihren Brautkuß das Gespenst einer Selbstmörderin stürzen wird—Gott wird barmherzig sein—Ich kann mir nicht anders helfen! (Sie stürzt hinaus.)
    Achte Scene.
    Lady allein, steht erschüttert und außer sich, den starren Blick nach der Thüre gerichtet, durch welche die Millerin weggeeilt; endlich erwacht sie aus ihrer Betäubung.
    Wie war das? Wie geschah mir? Was sprach die Unglückliche?—Noch, o Himmel! noch zerreißen sie meine Ohren, die fürchterlichen, mich verdammenden Worte: nehmen Sie ihn hin!—Wen, Unglückselige? das Geschenk deines Sterberöchelns—das schauervolle Vermächtniß deiner Verzweiflung? Gott! Gott! Bin ich so tief gesunken—so plötzlich von allen Thronen meines Stolzes herabgestürzt, daß ich heißhungrig erwarte, was einer Bettlerin Großmuth aus ihrem letzten Todeskampfe mir zuwerfen wird?—Nehmen Sie ihn hin! und das spricht sie mit einem Tone, begleitet sie mit einem Blick—Ha! Emilie! bist du darum über die Grenzen deines Geschlechts weggeschritten? Mußtest du darum um den prächtigen Namen des großen brittischen Weibes buhlen, daß das prahlende Gebäude deiner Ehre neben der höheren Tugend einer verwahrlosten Bürgerdirne versinken soll?—Nein, stolze Unglückliche! nein!—Beschämen läßt sich Emilie Milford—doch beschimpfen nie! Auch ich habe Kraft, zu entsagen.
    (Mit majestätischen Schritten auf und nieder.)
    Verkrieche dich jetzt, weiches, leidendes Weib!—Fahret hin, süße, goldene Bilder der Liebe—Großmuth allein sei jetzt meine Führerin!—Dieses liebende Paar ist verloren, oder Milford muß ihren Anspruch vertilgen und im Herzen des Fürsten erlöschen! (Nach einer Pause, lebhaft.) Es ist geschehen!—Gehoben das furchtbare Hinderniß—zerbrochen alle Bande zwischen mir und dem Herzog, gerissen aus meinem Busen diese wüthende Liebe!—In deine Arme werf' ich mich, Tugend!—Nimm sie auf, deine reuige Tochter Emilie!—Ha! wie mir so wohl ist! Wie ich auf einmal so leicht, so gehoben mich fühle!—Groß, wie eine fallende Sonne, will ich heut vom Gipfel meiner Hoheit heruntersinken, meine Herrlichkeit sterbe mit meiner Liebe, und nichts als mein Herz begleite mich in diese stolze Verweisung. (Entschlossen zum Schreibpult gehend.) Jetzt gleich muß es geschehen—jetzt auf der Stelle, ehe die Reize des lieben Jünglings den blutigen Kampf meines Herzens erneuern. (Sie setzt sich nieder und fängt an zu schreiben.)
    Neunte Scene.
    Lady. Ein Kammerdiener. Sophie, hernach der Hofmarschall, zuletzt
Bedienter.
    Kammerdiener. Hofmarschall von Kalb stehen im Vorzimmer mit einem
Auftrag vom Herzog.
    Lady (in der Hitze des Schreibens.) Auftaumeln wird sie, die fürstliche Drahtpuppe! Freilich! Der Einfall ist auch drollig genug, so eine durchlauchtigte Hirnschale auseinander zu treiben!—Seine Hofschranzen werden wirbeln—Das ganze Land wird in Gährung kommen.
    Kammerdiener und Sophie. Der Hofmarschall, Milady-Lady (dreht sich um). Wer? Was?—Desto besser! Diese Sorte von Geschöpfen ist zum Sacktragen auf der Welt. Er soll mir willkommen sein.
    Kammerdiener (geht

Weitere Kostenlose Bücher