Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
recht mit meinem Schwanz umzugehen – was sich ändern sollte! Mit ein bisschen Übung wird eben ein jeder Mann zum Deckhengst einer ganzen Stadt. (Männer denken echt kompliziert!)
Es passierte, dass ich den Biologen zwar liebte, ihn – im wahrsten Sinne des Wortes – verehrte, aber auch seine blöde Fresse stopfen wollte, und das (noch) nicht mit meinem Schwanz. So log gte ich mich mit einem falschen Profil unter falschem Namen (Roland-on) in unserem Gayportal ein. Ich fügte dem Profil ein Bild hinzu, das auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war. Und der Biologe fiel prompt darauf rein und machte ein Sexdate mit dem Typen, der ja ich in Wahrheit war, aus. Leider stand vor der Wohnungstür kein strammer, magersüchtiger 17-jähriger Boy, der nach dem Penislein des Herrn Magister Biologus lechzte, sondern ein weit über 80-jähriges, rüstiges Weib namens Helgundis Braunschweig. Ich hatte Helgundis während meiner Studienzeit kennengelernt, als ich sie zwei Mal die Woche besuchte, Einkäufe erledigte, ein wenig den Haushalt machte, nach dem Rechten sah, die Katzen fütterte, die Wäsche für sie erledigte, ein wenig kochte, ihr ab und zu die Zehennägel stutzte, ihr die Zeitung vorlas oder Canasta mit ihr spielte. Es war gutes Geld für gute Arbeit. Der Biologe wusste natürlich, dass sein Date eine reine Verarsche war. Während er sich ärgerte, auf einen falschen Frei-Fick hereingefallen zu sein, löschte ich das Fakeprofil aus dem Gayportal und schickte den Biologen in die Wüste.
Dies war auch die Geburtsstunde meiner Laufkarriere. Nach der Trennung hatte ich versucht Buddhist zu werden; um wieder zur Ruhe zu kommen, um nicht mehr wiedergeboren zu werden – das streben die Buddhisten ja an! Nachdem ich vier Wochen lang durch Meditationsübungen versucht hatte die Erleuchtung zu finden, kaufte ich mir Laufschuhe. Der Ausritt in die Stille hat mich gelehrt, dass ich einen Körper habe, der benutzt werden will. Er will umarmt werden, er will geküsst werden, er will Haut und Haupt berühren bis zur Ohnmacht. Wahnsinn. Ora et labora! Und er will geliebt werden. „Die Seele lernt nur an dem, was der Verstand nicht begreift“, war die spätere Folge meines Ausritts in das ferne Land der Liebe. Ich glaube heute, dass selbst Siddharta den Satz nicht begriffen hätte.
Nicht lange wartend (während meines Ausritts), lernte ich den Arzt kennen. Und drei Mon ate später, es war ein November – ein warmer November –, wir saßen im Tribeka, einem In-Café in der Leonhardstraße in Graz, gestand ich ihm, dass ich ihn liebte. Und normalerweise ist es ja so, dass wenn man sich über das Internet kennenlernt, man zuerst ein Mischmasch von äußerer Erscheinung und seelischem Innenleben des Chatpartners vor das Gesicht gesetzt bekommt; und ich hatte auch nach noch so vielen Verabredungen, Gesprächen und Gefickereien noch immer nicht die 174cm hohe menschenähnliche Form von Scheiße, Speichel und Kotze, aus der der Herr Doktor Skrupellosus bestand, erkannt.
„Du, ich muss dir was sagen!“, kam mir leise über meine Lippen, die ein halbes Lächeln zeigten. Ich sah in seine faltigen und zerknitterten Augen und ich liebte seine Augen mehr denn je.
„Was ist, mein Liebster?“, fragte er mich. Er trank an seinem Espresso, während ich mir einen Chai Latte bestellt hatte. Er war der Mount Everest der Rhetorik: schwer zu erklimmen, sehr kalt und am Gipfel kahl und neblig.
„Ich liebe dich!“, flüsterte ich und sah beschämt weg. Der Arzt selber hatte seit zwei Monaten gesagt, dass er mich liebte und nicht mehr von mir loskomme. In dem A ugenblick kam es mir so vor, als würden die Augen der übrigen Gäste im Tribeka unser Gespräch aufzeichnen; ihre Augen waren beutegierig und mit Radarsendern ausgestattet. Kameras, lauter Kameras. Eine Art Raubtier-Voyeurismus und ich war das Fleischtörtchen, das zum Verzehr vorgeführt wurde.
„Ich bin froh, das zu hören“, antwortete er mir. Mehr hatte er dazu nicht zu sagen. It was an unstoppable killing feeling. Meine Gefühle versuchten heftig die Sprache des Arztes zu überse tzen und zu verstehen. „I know what I want and I want it now. I want you cause I’m Mr. Vain“, sangen Culture Beat in meinem Kopf. – Aber es kam nicht mehr von seiner Seite.
Bevor ich ihm meine Liebe im November, im Tribeka, gestand, hatten wir uns zwei Mal die Woche zum Ficken getroffen. Wir waren meist im Keller seiner Ehefrau gewesen. Damals dachte ich noch, sie wären schon
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