Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
Schnell werden sie in den Keller geräumt, dort gehört mir ebenso ein Abteil, das ich nun endlich für etwas Sinnvolles gebrauchen kann. In meiner Rumpelkammer, die ich vermieten möchte, ist ebenso ein Kasten drinnen, der schon beim Ansehen zusammenbricht. Schnell wird er von mir abgebaut und die paar Bretter, die ihn zu einem Kasten gemacht haben, werden neben den Mülltonnen im Hof hingestellt. Die frische Luft erfüllt den Raum und der Dreck wird, seitdem der Raum leer geräumt ist, schnell sichtbar. Mit heißem Wasser und massenhaft Spülmittel wasche ich den Boden, das Fenster und die Tür ab. Eigentlich müsste ich das gesamte Zimmer waschen. Schnell, da es noch ein wenig finster draußen ist – aber die Dämmerung schon eingesetzt hat – entsorge ich noch den typischen Müll wie Pizzaschachteln, alten Biomüll, der schon langsam zu neuem Leben erwacht, wasche meine Bettwäsche, putze alle Fenster, wasche den Boden auf, entsorge Papierstapel und altes Gewand. Wowow, ich hause wie der Räuber Hotzenplotz . Otfried Preußler hätte mich glatt als Modell für seine Geschichte genommen.
Ich schreibe Claudia, dass ich unbedingt jemanden für meine Wohnung suchen muss, notfalls schlafe ich mit einer Horde Türken in einem Raum. „Bitte, ich mag nicht obdachlos werden“, sage ich und sehe betend gen den heller werdenden Himmel. Mein Handy vibriert, eine SMS:
Claudia : Du, auf www.fix-wohnungssucher.at kannst du jemanden fix suchen. Das sind verzweifelte Wohnungssucher, die nix gefunden haben. Ausländer halt.
Ich schreibe ihr zurück, dass ich sie liebe. Und sie sendet mir einen Smiley zurück. Kurzerhand ist im Internet eine Anzeige auf www.fix-wohnungssucher.at aufgegeben und Claudia meint, dass dortige Sucher noch immer alles gefunden haben. Na dann wollen wir ihr mal glauben.
Nach einer Stunde kommt schon der erste Anrufer (uhh, das geht wirklich schnell, bin froh, dass ich vorher die Wohnung sauber gemacht habe). Ich stille gerade meine hungrigen Gelüste und nuschle ins Handy: „Bi tsche?“
Man hört am anderen Ende der Leitung ein Schnaufen, ich schlucke heftig hinunter und stelle mir gerade einen großen, türkischen Fußballer vor. Während des Schluckens ist ein Krümel an meinem Zäpfchen hängen geblieben und mir schießen Tränen in die Augen und was noch viel schlimmer ist, ich muss – bevor ich noch irgendetwas ins Telefon sagen kann – was trinken. Derweil höre ich die ganze Zeit ein Hallo? Von dem Typen am anderen Ende der Leitung.
Jetzt geht es und ich sage: „Servus! Bin der Klaus“, klingt bei mir immer wie eine billige Anmache. Memo an mich: Rhetorikkurs buchen für etwas mehr Niveau in der Stimme.
„Hey, du, servus, habe deine Anzeige gelesen. Ist das Zimmer noch frei?“
Ich gebe zu, dass ich gedacht habe, noch gut einen Tag Zeit zu haben, um eventuell Vorhänge zu besorgen, ein paar Duftkerzen hineinzustellen, Bilder aufzuhängen … ich lache innerlich. Ich sagte: „Ja, das Zimmer ist noch frei.“
„Das ist ja toll. Ähm …“
Ich wusste, dass da noch ein Haken ist, so schnell kann das ja gar nicht funktionieren. „Was wäre da noch?“, sage ich zuvorkommend. Mmm, vielleicht ist der Sprachkurs doch nicht nötig, einfach nur konzentrieren, dann funktioniert das schon.
„Ich hab da einen Hund, einen Mops namens Johanna, wäre das ein Problem?“
„Ich habe auch einen Mops, hab ich vollkommen vergessen in der Anzeige zu erwähnen“, sage ich und am anderen Ende der Leitung höre ich ein erleichtertes Schnaufen.
„Glaubst du, dass es geht, wenn ich den Mops mitbringe, wir sehen eh, ob die beiden sich ve rtragen.“
Ich merke gerade an der Stimmlage, dass es kein Türke ist, wahrscheinlich nicht mal schwul, aber er hat einen Mops, meine Hoffnung steigt. „Ja, gerne, bring Johanna einfach mit.“ Mopsi sieht mich erwartungsvoll an. „Wann kommst du vorbei?“
„Du, ich dachte an sofort, hättest Zeit?“, sagt die Stimme, die mir noch nicht seinen Namen gesagt hatte.
„Ist mir recht und wie heißt du?“
„Oh, sorry, hab ich vergessen zu sagen, ich bin der Ingo.“
„Ja gut, Ingo. Moserhofgasse ist das Ziel.“ Er notiert sich die Straße und die Nummer und meint, dass er nicht weit entfernt in der Schumanngasse (da hab ich auch einmal gewohnt) wo hnen würde. Aber durch die WG-Auflösung suche er was Neues, meint er. Ich bestätige und sage, dass es eigentlich eine ruhige WG-Lage sei, wenn er
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