Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

links von mir Mopsi, der auf einem kleinen Kauknochen beißt, wahrscheinlich hat auch er Aggressionen, die therapiert gehören.
      So schön mein Gedanke auch ist, der mit der Veranda, so unruhig bin ich jetzt. Das typische Gefühl, das entsteht, wenn man schreiben MUSS! Weitermachen und ei ntauchen in eine Welt, die ganz hinten links in meinem Gehirn entstanden ist, die mich quält und die mich erschaudern lässt. Ich muss die Scheiße aus meinem Gehirn schreiben. Der Seelenheilkram mit dem Loslassen, dem Werden eines Entscheiders und natürlich mit dem Laufen als Therapie haben nicht so gewirkt wie erhofft. Jeden Tag aufs Neue hab ich die negativen Gedanken gen den Himmel geschmissen, der Himmel hat sie wieder runtergeschissen. Vielleicht schulde ich der Menschheit diesen einen verdammten Satz, der dann zu einer Geschichte wird und dann – mit viel Mühe – zu einem Roman, der uns alle wachrüttelt.
     
    *
     
    Der Cursor blinkt und ich lege meine Hände auf die Tastatur und schreibe.
      Der Arzt und ich hatten uns zwei oder drei Mal die Woche gesehen, mal wieder, und er hatte gesagt, dass er mich liebte. Irgendwie kann ich diesen Satz, den der Alte zu mir sagte, schon nicht mal mehr denken. Er ist einfach so unwahr, so unrealistisch geworden, dass ich nur ein paar G eschichten aus dieser Zeit niederschreiben will. So als Hommage an alle, die der Liebe überdrüssig geworden sind. Für mich war nämlich die Liebe das schönste und geilste Gefühl schlechthin, aber wenn man immer wieder auf dieselben Trottel reinfällt, dann macht es einfach keinen Spaß mehr.
    Gut. Was will ich sagen? Der Arzt hatte ein paar Dates mit seinem Ex gehabt, hat ihn auch g efickt, blablabla, alles schon mal durchgedacht. Dennoch versuchte ich den Sinn von Liebe, nämlich Vertrauen schenken und miteinander ein Gebilde der Harmonie zu erschaffen, aufzubauen.
      Doch, man fragt sich jetzt sicherlich, was bei aller Mühe schon wieder nicht geklappt hat … Tja, obwohl er ja soooooviel zu tun hatte mit seinen Patienten, mit seinen Enkelkindern, mit seinen Kindern und deren Verwandten und so weiter und so fort war er täglich auf den Blauen Seiten und surfte bis die Speicherkarten in seinem Apple rauchten. Ich weiß, einige von Euch werden sich jetzt fragen, warum mich das so störte, das kann ich Euch sagen: Warum brauche ich eine Beziehung (der Arzt wollte ja unbedingt zurück zu mir und ich wollte ihn zurück), wenn ich süchtig danach bin, täglich mehrere Stunden auf einer Fickplattform mit jungen Buben zu chatten und sie dann einzuladen? Klaro, er hat den jungen Buben halt ein bisschen Geld versprochen. In Graz ist das ganz normal, die jungen Schwulen in den Grazer Discotheken verkaufen sich dort auch reihenweise. Würde ich als Vater oder Mutter dahinter kommen, dass mein minderjähriger Sohn sich für Geld einem alten Knacker an den Hals wirft, ich würde mein Kind und den alten Typen kastrieren. Zu dieser ganzen Misere, dass keine Mutter und kein Vater Interesse daran hat, zu wissen, was für einen Schwanz das liebe, minderjährige Kind am Freitagabend um halb eins in der Früh im Maul hat, werden weiterhin so alte Typen, sprich Ärzte, ihr Unwesen in Graz treiben können. Gut, der Arzt hat eh versprochen seinen Sexkonsum mit Fremden zurückzuschrauben – bzw. ganz damit aufzuhören. Aber seine ganzen Löcher, die er jahrelang beglückt hat, waren da anderer Ansicht. Diese Löcher meldeten sich breitbeinig und breithirnig jede Woche und so konnte sich der Arzt bald nicht mehr an sein Versprechen erinnern, mir mehr Treue geschworen zu haben. Wenn Ihr jetzt glaubt, dass ich die Beziehung deswegen schon wieder aufgegeben habe, dann täuscht Ihr Euch. Ich hatte einen Plan. Dieser sah folgendermaßen aus: Der Arzt hatte mich zu sich nach Hause eingeladen. Da er sich mit mir in aller Öffentlichkeit genierte und seine Ehefrau ständig wissen wollte, was wir taten (na was wohl, du alte Schabracke, wir fickten immer und überall) mussten wir zwangsläufig zu Hause bleiben. Ich setzte mich auf die Couch in seinem Arbeitszimmer und immer wenn er das Zimmer verließ, öffnete ich seinen Apple-Computer, loggte mich mit seinem schon gespeicherten Passwort auf den Blauen Seiten ein und löschte einmal seine gesamten Penis-Bilder. Du meine Fresse, wenn ich daran zurückdenke, wird mir schlecht. Zirka 20 Penisbilder löschte ich aus der Plattform heraus, und während ich meine Arbeit auf den Blauen Seiten verrichtete, wurde ich von jungen Kidz,