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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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sich für das Zimmer entscheiden sollte. Ingo verstummt kurz, lacht aber dann. Ich lache auch und wir verabschieden uns. Sofort laufe ich ins Bad, wasche mich und lege die Haare zurecht. Dann entscheide ich mich für den Verbindungs-Arsch-Look, der kommt in Graz immer an. So trage ich eine Irish-Whisky-Kappe, ein Sweatshirt mit hochgezogener Kapuze aus Kaschmir und eine Stoffhose.
      Ingo erscheint.
      Ich betrachte ihn lange durch den Türspion: süße Grübchen, etwas wirres Haar (studentenlike), V-Schnitt beim T-Shirt, schmale Lenden und Hüften und demnach ein Knackarsch, er sieht aus wie ein Jedi-Ritter, der durch ein Wurmloch zu uns auf die Erde gekommen ist und nun (klarer Fall) ein Zimmer sucht. Du lieber Himmel, ist er ein Geschenk? Meine Herzschlagfrequenz steigt an, innerhalb weniger Sekunden befördern meine Poren mehr Schweiß ans Tageslicht als ukrainische Pipelines Öl durch die Ostsee.
      „Hi Ingo, bin der Klaus“, sage ich und öffne die Tür.
      Ingo trabt mit seinem Mops durch meine Wohnung. Sein kleiner Mops, etwas zierlicher als meiner, niest sehr laut und ich beuge mich runter und streichle das haarige Ungetüm. Mit Möpsen kenne ich mich bestens aus. „Oh, ist die süß“, sage ich gekünstelt und wollte eigentlich Ingo dabei ansehen, aber ich möchte den jungen Mann nicht verschrecken, denn er ist so was von hetero.
      „Das freut mich“, sagt er, gibt mir die Hand und in dem Augenblick kommt Mopsi um die Ecke geschnellt. Er hat sein Spielzeug im Maul, bleibt wie ein müdes Ross einfach st ehen und starrt den fremden Hund an. Ingo und ich sind gebannt, typisch Hundebesitzer, die hoffen, dass ihre Hunde sich nicht anbellen.
      Ich denke, Ingo gefällt’s bei mir und möchte bei mir einziehen. Er lässt Mopsinchen, die eigen tlich Johanna heißt, von der Leine und ich sage ihm, dass Mopsinchen ein süßerer Name wäre. Ingo meint darauf, dass er ihr jetzt keinen anderen Namen mehr geben wird, da sie sonst verwirrt wäre. Sie verweigert sich den männlichen Hunden ganz und gar. Deshalb auch der Name Johanna, nach der historischen Figur der Johanna von Orleans, die sehr gut dargestellt wurde von Milla Jovovich.
      Ein paar Blicke von Ingo, die in meine Richtung schielten, verraten mir, dass Ingo schon ein paar schwule Charakterzüge besitzt, aber ich lass ihn einfach in seinem Glauben, er sei durch und durch hetero. „Eine interessante Namensgebung für deinen Mops.“ Beide Hunde sta rren sich noch an.
      „Nicht wahr?“, sagt Ingo sichtlich stolz.
      Mopsinchen, ähm Johanna, und mein Mopsi scheinen sich doch irgendwie zu vertragen. Sie starren sich aus sicherer Entfernung an. Was auch immer das in der Hundesprache heißen soll, ich weiß es nicht. Vielleicht weiß Martin Rütter da einen Rat, er ist doch der Hundepapst.
      Ich zeige dem Herrn Ingo einmal die Wohnung, die Hunde starren sich an, ich stelle Kaffee auf und Ingo nickt nur zu der Frage, ob er gerne eine Tasse haben möchte. Die Küche sieht sa uber aus, er mustert sie kein bisschen, ist nur froh, dass es eine geräumige Küche ist. Ich sage ihm, dass wenn er sehr viel Zeug hat, er es auch in unser Kellerabteil geben kann.
      „Unser?“, fragt er erstaunt und ich versuche die Situation so zu retten, indem ich im Schmäh zu ihm sage, dass er keine bessere Wohnung und keinen besseren Wohnungskollegen in Graz je finden werde. Ingo lächelt. Und ich puste einmal laut die Luft durch mein Hirn aus.
      Ach, sind seine Grübchen süß. Die würde ich gerne einmal lecken.
      Als wir aus der Küche herauskommen, sehen wir die Hunde an. Sie haben sich vielleicht ein paar Zentimeter angenähert. Mopsinchen, ja schon wieder, sie heißt Johanna, hat sich hingesetzt und Mopsi tut so, als ob er sie nicht bemerkt und sieht weg. Dabei mustert er sie mit einem se inen Glubschaugen ganz deutlich.
      Ingo und ich finden ihr Verhalten einfach süß.
      „Sie hecheln gar nicht!“, sagt Ingo und auch ich finde es eigenartig, dass Mopsi gar keinen Laut von sich gibt. Vielleicht benimmt er sich in der Gegenwart von jungen Damen besser.
      „Schau her, das ist das Wohnzimmer. Ich gebe zu, dass ich mich hier am meisten aufhalte, da es auch mein Zimmer ist. Deshalb übernehme ich auch zwei Drittel der Miete, ein Drittel der Miete wäre dann eben von dir aufzubringen. Aber den Balkon können wir beide benutzen, schon mal w egen der Tiere.“
      Ingo sieht sich einverstanden und fragt, wo sein Zimmer wäre. Ich zeige es ihm und er

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