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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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schwöre es) und drückte ihn fest an mich, versuchte seine Tränen zu troc knen und sagte ihm, dass ich ja eh ein junger Mann wäre, mit einem Unterschied zu den anderen Fickportal-Usern, nämlich dass ich Gefühle für ihn hätte. Außerdem versicherte ich ihm nochmals, dass ich gerne Teil einer Patchwork-Family wäre und keine Scheidung von ihm verlangte. Ich wollte ihn ja nicht seiner Familie entreißen, außer er hätte weg gewollt. Es tat mir und meiner Seele weh, dass MEINE GROßE LIEBE ständig andere Po-Löcher fickte. Und Geheimnisse vor mir und um mich aufbaute.
      Er schmiss mich aus dem Haus. Restlos.
     
    Da war ich nun. Finster war es. Und hinter mir lag das große, alte herrschaftliche Haus der Arz tfamilie. Natürlich war ich auch schockiert in diesem Augenblick, wie das abgelaufen war. Verdammt. Ich war schuld an dieser Misere. Ich war schuld. Ich bin schuld. Ich bin die Schuld.
      Ich trat in die Welt hinaus und sie hat beinhart zurückgetreten. Ihre bestiefelten Füße haben mich so richtig am Arsch erwischt. Sozialer Abstieg. Seine Frau war am Fenster. Du Trampel. Sie ist auch nicht glücklich , dachte ich mir damals; weder sie noch ich lachten. Ich spürte feste Tritte auf meinem Herzen, ich weinte, langsam begann es zu regnen und ich trat die Heimreise an.
      Ve rdammte Scheiße.
      Mein Herz regte sich tierisch auf. Zuerst schlugen unsere Herzen gemeinsam im Takt und dann nicht mehr. Mein Herz regte sich auf, es wollte etwas kaputtschlagen, ihm wurde etwas angetan, es möchte verle tzen und ich schlug mit meinen Fäusten auf die Erde ein und schrie und mir war es egal, wer mir dabei zusah.
      Die Welt schlug gerade auf mich ein. Die Liebe tat weh.
      Scheiß Liebe.
      So wach wie damals wollte ich nie mehr werden, aber irgendwann – wenn die Wirkung der Drogen nachlässt – wacht man immer auf. Ich erkannte die Welt in einem neuen Kleid. Der Regen wusch den Staub, das Grau von den Blättern ab und Graz erschien in anderen Farben, viel heller als vorher, aber nicht fröhlicher.
      Es regnete nach ein paar Minuten stärker und meine Beine trugen mich müde und abg eschwächt nach Hause in die Schörgelgasse. Mein Umzug stand kurz bevor. Ich fieberte dem Umzug entgegen, weil ich endlich in einer Wohnung sesshaft werden wollte. Laut meinem Sternzeichen bin ich kein sesshafter Mensch, eher ein Wanderer. Da hat sich die Astrologie wohl geirrt. Ich beginne die letzten Meter zu laufen. Vorbei an überfüllten Mülltonnen, an Kotze, die am Wegrand lag und nun von dem Regen weggewaschen wird. Das ist Graz, eine studentische Kleinstadt, die für den Alkoholkonsum bekannt ist. Wir kotzen uns gegenseitig voll. Außer die Reichen, denke ich mir, die leben in ihren Stahlbunkern, wählen Schwarz und hoffen jeden Tag, wenn sie aufstehen, dass ihre Aktien weiter gestiegen sind. Erbärmliches Leben.
     
    *
     
    Ich sehe von meinem Laptop auf. Für heute reicht mir das Schreiben; weit vorgedrungen bin ich in meiner Seele und das ist gut so. Nach dem Schreiben geht es mir besser. Ich fühle mich irgendwie leichter. Das Loslassen der Gedanken ist leichter. Und ich gehe meine Finanzen durch. Auf meinem Konto ist ein Minus.
      (Ja, super!)
      In meiner Geldtasche ist gähnende Leere.
      (Könnte nicht besser sein.)
      Meine Sparbüchse ist schon vor einem Monat geleert worden.

  (Jippijeijuuuu!)
      Und während ich mir in choralähnlichen Sprüchen immer wieder sage, dass Geld auf mich zukommen soll, und sich meine Gedanken auf ein Bündel Geldscheine konzentrieren, kommt mir noch eine andere Idee. Ich stehe auf und sehe mir den Raum an, den ich jetzt gerade bewohne … Mmm, neben dem großen Wohnzimmer, das ich ständig bewohne, gibt es eine Küche, für Mopsi den Balkon, ein Badezimmer mit integriertem Klo, einen Abstellraum und noch ein zweites Zimmer, das auf jeden Fall bewohnbar ist. Ich mache das Zimmer auf … wohl eher als Rumpelkammer gebraucht. Aber wenn ich dieses Zimmer ausräumen und zusammenkehren würde, dann hätte ich ein vermietbares (steuerfreies) Zimmer. Einfach genial. Und wenn es ein schwuler Student ist, dann habe ich möglicherweise Sex umsonst. Ach, du meine Fresse, wie sehr ich Sex doch liebe. Studenten wollen doch immer und alles nageln, und wenn sie es unter dem Deckmantel Für Studienzwecke ausleben.
      Kurzerhand beginne ich das Zimmer zu lüften. Fenster auf; das Zimmer stinkt. Die Schac hteln, die ich seit dem Einzug in diese Wohnung gebracht habe, liegen darin.

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