Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
den Schmerzen von Frauen labte. In den kommenden Jahren haben wir deshalb eine Strategie entwickelt, um unsere Gelüste gefahrlos ausleben zu können. Es begann mit dem Verschleiern unserer Herkunft, führte zur Fälschung von Dokumenten und gipfelte in einer Reihe von operativen Eingriffen, mit deren Hilfe wir unser Aussehen veränderten. Eingriffe, die wir an uns gegenseitig durchführten.“
Matteo starrte gedankenverloren aus dem Fenster.
„Die Morde waren stets gut durchgeplant. Ein passendes Opfer finden, Näheres über die Person in Erfahrung bringen, einen geeigneten Ort auswählen. Mitunter zog sich das über Monate. Irgendwann haben wir dann zugeschlagen, einzeln oder zu zweit. Ich würde ganz bescheiden behaupten, dass ich der raffiniertere Geist war. Rüdiger hatte dafür die spannenderen Ideen. Beispielsweise Sex am Krater eines Vulkans, wobei das Mädchen von einem heißen Dampfaustritt gegart wurde. Danach war die Leiche praktikabel im Schlund des Kraters zu entsorgen. Sehr aufregend, kann ich nur sagen.
Weitere Details erspare ich dir. Also nur so viel: In letzter Zeit ist Rüdiger immer unberechenbarer geworden. Er ist auf eigene Faust losgezogen, hat beständig höhere Risiken auf sich genommen. Beispielsweise verzichtete er auf einen Wechsel seiner Identität und stellte keine Bewegungsmelder mehr auf, wenn es zur Sache ging. Ich habe ihn gewarnt, aber er wollte nicht hören. Ich schätze, dass ihm bereits vor mehr als einem Jahr ein grober Fehler unterlaufen ist, wodurch Martin seine Fährte verfolgen konnte. Die Münchner Studentin ist ihm endgültig zum Verhängnis geworden. Raffiniertes Biest. Trotzdem bemerkenswert, dass die Kriminalisten Rüdigers Spur so rasch aufgenommen haben. Und ein unglücklicher Zufall, dass wir alle zusammen in der Kabine festgesessen sind. Ich hätte angenommen, dass meine Anwesenheit eine Eskalation verhindern würde. Tja, da habe ich mich wohl getäuscht. Nicht einmal mein brüderlich sanfter Hieb auf den Kopf konnte ihn zur Vernunft bringen. Schade, aber damit war ihm nicht mehr zu helfen.“
Emmas Blick trübte sich zusehends. Sie konnte Matteos Gesichtszüge nicht mehr klar erkennen. Doch selbst das beunruhigte sie nicht.
„Nun denn.“ Matteo lächelte wieder. „Eigentlich wollte ich nicht so lange plaudern. Vielleicht bin ich ja doch ein Schwätzer.“ Er erhob sich, trat einen Schritt zurück und blickte auf seine bewegungslose Frau herab.
„Ich werde dich töten“, sagte er so sachlich, als beurteilte er die Hausaufgaben eines Schülers. „Schnell und schmerzlos. Aber glaub nicht, dass dies ein Akt von Zuneigung oder ein Entgegenkommen meinerseits ist; es ist schlicht einfacher. Außerdem hege ich schon lange kein sexuelles Interesse mehr an dir. Deine Leiche wird nicht gefunden werden. Die offizielle Version wird lauten, dass du während einer Bergwanderung verschollen bist. Bis man mich zur Rede stellen kann, bin ich längst in meinem Domizil in Argentinien untergetaucht. Davor habe ich allerdings noch etwas zu erledigen. Genauer gesagt, sieben.“
Matteo grinste breit.
„Ich bin es Rüdiger schuldig, seinen Tod entsprechend zu würdigen. Keiner der Passagiere, der mit uns in Kabine vierzehn gesessen ist, wird überleben. Und für die junge Polizeibeamtin habe ich mir etwas ganz Besonderes einfallen lassen.“
Matteo trat ans Fenster und blickte nach draußen.
„Wie auch immer. Bis Ende der Woche will ich außer Landes sein. Sie haben mal wieder Sturm vorhergesagt. Noch einmal möchte ich mir vom Wettergott keinen Strich durch die Rechnung machen lassen. Also dann, auf geht’s!“
Matteo begann
Summer dreaming
von Kate Yanai zu pfeifen, warf sich Emmas stummen und reglosen Körper über die Schulter und marschierte in Richtung Garage. Der Tag war noch jung und es gab eine Menge zu tun.
Danksagung
Dieses Werk wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Personen kaum denkbar gewesen.
An erster Stelle möchte ich Sandra Almstädter für die Hilfe und den Rückhalt in allen Lebenslagen danken;
meinen Eltern und Geschwistern, Karin, Martin, Elena und Wendelin, für die aufbauenden Worte und das ehrliche Feedback;
meiner Großmutter Eva, ohne die diese Idee nie geboren worden wäre;
meinem Opa Norbert und Margot für die Begeisterung und Fürsorge;
Ekkehard Assmann von der Firma Doppelmayr, für seine konstruktiven, fachlichen Rückmeldungen;
Veronika Stix, die dafür gesorgt hat, dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere; und
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