Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
flüsterte Raphael.
„Ja?“
„Könntest du Sonja etwas ausrichten?“
„Natürlich.“
„Sag ihr, dass es mir gutgeht und dass ich …“
„… sie liebe“, vollendete Matteo den Satz. Er lächelte verständnisvoll und klopfte Raphael kameradschaftlich auf die Schulter. „Geht in Ordnung.“
Seilbahn GmbH Kitzbühel, Besprechungsraum
Sonntag, 7. Januar, 12:30 Uhr
„Die Bergung ist abgeschlossen“, meldete Benjamin über Funk. „Die letzte Leiche wird soeben an die Behörden übergeben.“
Georg atmete auf. „Danke, Benjamin, für deinen unermüdlichen Einsatz. Wenn wir hier fertig sind, würde ich gern mit dir sprechen.“
„Einverstanden. Was ist mit Franz?“
„Mittlerweile sind drei Lawinensuchstaffeln im Einsatz. Aber es ist ein verdammt großes Gebiet. Sein Piepser war wohl nicht eingeschaltet, jedenfalls gibt es bis jetzt kein Lebenszeichen von ihm.“
Benjamin schwieg. Er wusste, was das bedeutete. Bei einem Lawinenunfall waren die ersten Minuten entscheidend. Je mehr Zeit verstrich, desto geringer wurden die Überlebenschancen. Nach drei Stunden gab es praktisch keine Hoffnung mehr.
„Du hattest übrigens recht, was Henrik angeht“, sagte Georg.
„Er ist es?“
„Ja. Henrik Lachmann.“
„Ich dachte, der sitzt noch die Haftstrafe seiner letzten Schlägerei ab?“
„Ist vor fünf Tagen auf Bewährung raus. Nun ja, viel hatte er nicht davon.“
Sie schwiegen einen Moment.
„Habt ihr die Rucksäcke mitgenommen?“, erkundigte sich Bernhard.
„Ja“, antwortete Benjamin. „Die befinden sich im Helikopter.“
„Und Sebastians Waffe?“
„Trägt Anna bei sich. Aber ich glaube nicht, dass sie Sebastian gehört hat.“
„Nein. Sie stammt aus Ilmars – also Martins – Rucksack. Es handelt sich um eine Schreckschusspistole.“
Ein kurzes Rauschen in der Leitung. „Der Pilot fragt, ob wir ihn und den Helikopter noch brauchen“, sagte Benjamin.
Georg und Bernhard wechselten einen Blick.
„Nein“, erwiderte Georg. „Richte ihm liebe Grüße und meinen Dank aus. Ich lade ihn bei nächster Gelegenheit auf ein Bier ein.“
Seilbahn GmbH Kitzbühel, Kantine
Sonntag, 7. Januar, 14:00 Uhr
„Michael hier“, meldete sich der Anrufer. „Wir haben erste Ergebnisse.“
„Lass hören“, sagte Bernhard. Er betete voller Inbrunst, dass ihm der junge Gerichtsmediziner das bestätigen würde, wovon alle Beteiligten ausgingen.
„Die Profile stimmen überein. Der Schnelltest ergab einen Deckungsgrad von einhundert Prozent.“
„Gott sei Dank“, murmelte Bernhard und seufzte erleichtert.
„Man kann also mit nahezu absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass es sich bei Bocconcelli um den Täter handelt.“
„Ausgezeichnet. Bitte leite das an Mathias weiter. Er soll entscheiden, wie wir mit der Presse verfahren.“
„Geht klar. Übrigens: Wir konnten unserem Mann einen weiteren Mordfall zuordnen. Eine Prostituierte aus Lyon, Frankreich, vor drei Jahren.“
Bernhards Gedanken trübten sich. Er befürchtete, dass dies nicht das letzte Opfer war, das Rüdiger Bocconcelli auf dem Gewissen hatte. So sehr er sich freute, dass Anna den Mörder zur Strecke gebracht hatte, wäre es doch hilfreicher gewesen, wenn er überlebt hätte. So würden sie niemals genau sagen können, wie viele Frauen der Psychopath tatsächlich getötet hatte.
Allein, man musste das Positive sehen: Der Killer war tot, die Gefahr gebannt. Nach all den Jahren, in denen er unbehelligt vergewaltigt und gemeuchelt hatte, war er nur noch ein toter, kalter Körper, der langsam zu Erde zerfiel.
So muss es sein
, dachte Bernhard lakonisch.
Seilbahn GmbH Kitzbühel, Eingangshalle
Sonntag, 7. Januar, 14:30 Uhr
Andreas war so energiegeladen wie schon lange nicht mehr. Die Lawine und ihre dramatische Flucht waren die letzten Bausteine, welche die vergangenen achtundvierzig Stunden zu einem vollendeten Mosaik formten. Seine Träume wirkten nicht länger wie düstere Nachtmahre, sondern wie wohlwollende Botschaften seines Unterbewusstseins. Zwar wusste er noch nicht, was das Mosaik bedeutete, aber er ahnte, dass er es bald erfahren würde. Einen wesentlichen Bestandteil kannte er bereits: Stefanie.
„Hätten Sie Lust, mit mir auf einen Kaffee zu gehen, bevor wir abreisen?“
Stefanie legte den Kopf schief. „Hast du gerade
Sie
zu mir gesagt?“
„Hoppla“, murmelte Andreas und verzog das Gesicht zu einem entschuldigenden Grinsen. „Ist mir rausgerutscht.“
Stefanie lächelte. „Gern. Wenn wir ein
Weitere Kostenlose Bücher