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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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aber mit dem Herbst das Zeitliche gesegnet.
    Wegen des anhaltenden Zustroms von Polarluft war es ungewöhnlich kalt gewesen. Ein trockener Wind fegte das Laub die Straße entlang bis zum Ende der Sackgasse. Erlendur parkte das Auto, stieg aus und betrachtete das Haus. Er holte tief Luft, bevor er sich in Bewegung setzte. Dies war der zweite Selbstmord in einer Woche. Vielleicht hatte es etwas mit dem Herbst und dem Gedanken an den herannahenden langen, dunklen Winter zu tun.
    Erlendur war die Aufgabe zugefallen, den Mann im Auftrag der Polizei offiziell zu benachrichtigen, so wie es üblich war. Die Kollegen in Selfoss hatten beschlossen, die Sache zur allfälligen Bearbeitung, wie es so schön hieß, nach Reykjavík weiterzuleiten. Der zuständige Seelsorger hatte sich bereits eingefunden; er und der Ehemann saßen in der Küche, als Erlendur eintraf. Der Pastor öffnete Erlendur die Tür und ging mit ihm in die Küche. Er sagte, er sei Gemeindepfarrer in Grafarvogur; María sei zwar woanders zur Kirche gegangen, aber ihre Pastorin wäre nicht zu erreichen gewesen.
    Der Ehemann saß reglos am Küchentisch. Er trug ein weißes Hemd und Jeans und wirkte trotz seiner schlanken Figur kräftig. Erlendur nannte seinen Namen, und sie gaben sich zur Begrüßung die Hand. Der Mann hieß Baldvin. Der Pastor blieb in der Tür stehen.
    »Ich muss nach Þingvellir fahren«, sagte Baldvin.
    »Die Leiche ist …«, sagte Erlendur, kam aber nicht weiter.
    »Mir wurde gesagt, dass …«, begann Baldvin.
    »Wir können dich dorthin begleiten, wenn du möchtest. Die Leiche ist allerdings schon nach Reykjavík gebracht worden, ins Leichenschauhaus am Barónsstígur. Wir gingen davon aus, dass dir das lieber wäre, als sie ins Krankenhaus in Selfoss transportieren zu lassen.«
    »Vielen Dank.«
    »Du musst sie identifizieren.«
    »Selbstverständlich. Natürlich.«
    »War sie allein da in Þingvellir?«
    »Ja. Sie ist vor zwei Tagen hingefahren, um dort zu arbeiten, sie wollte aber heute Abend nach Hause kommen. Ich wusste, dass sie spät kommen würde. Ihre Freundin hatte vor, das Wochenende dort zu verbringen. María hatte mir gesagt, dass sie vielleicht warten würde, bis sie eintrifft.«
    »Ihre Freundin Karen hat sie gefunden. Du kennst sie?«
    »Ja.«
    »Und du warst hier zu Hause?«
    »Ja.«
    »Wann hast du zuletzt mit deiner Frau gesprochen?«
    »Gestern Abend. Bevor sie schlafen ging. Sie hatte ihr Handy dabei.«
    »Heute hast du also nichts von ihr gehört?«
    »Nein, nichts.«
    »Sie hat dich nicht in eurem Ferienhaus erwartet?«
    »Nein, wir wollten am Wochenende in der Stadt bleiben.«
    »Aber sie hat ihre Freundin heute Abend dort erwartet?«
    »Ja, so habe ich es verstanden. Der Pastor hat mir gesagt, dass María es … wahrscheinlich gestern Abend getan hat?«
    »Der Arzt muss noch die genaue Todeszeit feststellen.«
    Baldvin sagte nichts.
    »Hat sie das schon früher einmal versucht?«, fragte Erlendur.
    »Was? Selbstmord? Nein, nie.«
    »Hattest du das Gefühl, dass es ihr schlecht ging?«
    »Sie ist vielleicht ein bisschen niedergeschlagen und traurig gewesen«, gab Baldvin zu. »Aber nicht so, dass … Das ist …«
    Er brach in Tränen aus.
    Der Priester warf Erlendur einen Blick zu und gab ihm zu verstehen, dass es nun reichen würde.
    »Entschuldige«, sagte Erlendur und stand auf. »Wir reden später miteinander. Möchtest du jemand anrufen, damit er bei dir bleibt? Oder brauchst du anderen Beistand? Wir können …«
    »Nein, es ist … Vielen Dank.«
    Auf dem Weg hinaus durchquerte Erlendur das Wohnzimmer, in dem sich eindrucksvolle Bücherschränke befanden. Als er vor dem Haus vorgefahren war, hatte er einen imposanten Jeep vor dem Garagentor stehen sehen.
    Weshalb sich umbringen, wenn man ein solches Zuhause hatte, dachte er bei sich. Gab es hier wirklich nichts, wofür es sich zu leben lohnte?
    Er wusste, dass derartige Überlegungen zwecklos waren. Erfahrungsgemäß waren Suizide vollkommen unberechenbar und mussten nichts mit der wirtschaftlichen Lage zu tun haben. Sie geschahen oft genug völlig überraschend; es waren Menschen jeglichen Alters, die eines Tages beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Manchmal gab es einen langen Vorlauf mit depressiven Phasen und misslungenen Versuchen. In anderen Fällen traf es die Angehörigen und Freunde völlig unerwartet. Wir hatten ja keine Ahnung, dass er sich so fühlte. Sie hat nie etwas gesagt. Wie hätten wir etwas wissen können? Die

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