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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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starrte ihre Mutter lange an und wagte nicht, sich zu bewegen, bis Leonóra genauso plötzlich verschwand, wie sie aufgetaucht war.

Vier
    Als Erlendur nach Hause kam, machte er zunächst Licht in der Küche. Aus dem Stockwerk über ihm drangen wummernde Bässe nach unten. Vor Kurzem war dort ein junges Paar eingezogen, das abends laut Musik hörte, manchmal sehr laut, und an Wochenenden Partys feierte. Die Gäste trampelten bis zum frühen Morgen durchs Treppenhaus, nicht selten gab es einen Riesenradau. Über das Pärchen hatten sich bereits etliche Anwohner beschwert. Die beiden gelobten auch Besserung, aber mit diesem Versprechen war es nicht weit her. Für Erlendur war das, was das Pärchen da hörte, eigentlich gar keine Musik, sondern nur ein sich unablässig wiederholendes Wummwumm, begleitet von gelegentlichem Geheul.
    Dennoch hörte Erlendur ein Klopfen an der Tür.
    »Ich hab gesehen, dass Licht bei dir war«, erklärte sein Sohn Sindri Snær, als Erlendur öffnete.
    »Komm rein«, sagte Erlendur. »Ich bin gerade aus Grafarvogur zurück.«
    »Interessanter Fall?«, fragte Sindri und machte die Tür hinter sich zu.
    »Interessant ist eigentlich alles«, antwortete Erlendur. »Möchtest du Kaffee oder etwas anderes?«
    »Bloß ein Glas Wasser«, erklärte Sindri und zog eine Zigarettenschachtel aus der Tasche. »Ich hab Urlaub. Zwei Wochen.« Er sah zur Decke und lauschte dem Hardrock über ihm, den Erlendur gar nicht mehr hörte. »Was ist denn das für ein Krach?«
    »Da oben sind neue Leute eingezogen«, sagte Erlendur in der Küche. »Hast du etwas von Eva Lind gehört?«
    »Das ist schon etwas länger her. Sie hat sich neulich mit Mama gefetzt, aber ich weiß nicht, was da los war.«
    »Sich mit eurer Mutter gefetzt?«, hakte Erlendur nach und tauchte im Türrahmen auf. »Weswegen?«
    »Deinetwegen, soweit ich weiß.«
    »Wieso sollten sie sich meinetwegen fetzen?«
    »Frag sie doch selbst.«
    »Arbeitet sie?«
    »Ja.«
    »Und wie ist es mit dem Rauschgift?«
    »Sie ist clean, glaube ich. Aber sie will trotzdem nicht mit mir zu diesen Treffen gehen.«
    Erlendur wusste, dass Sindri regelmäßig die Zusammenkünfte der Anonymen Alkoholiker besuchte, und glaubte, dass es ihm half. Trotz seines jungen Alters hatte er große Probleme wegen Alkohol gehabt, sich aber auf eigene Faust aus dem Sumpf herausgezogen und das getan, was notwendig war, um die Sucht unter Kontrolle zu bekommen. Seine Schwester Eva hielt sich zwar im Augenblick von Drogen fern, aber von Entziehungskuren und Gruppentherapien wollte sie nichts wissen; sie war überzeugt, dass sie das allein und ohne Hilfe schaffen würde.
    »Was war denn da in Grafarvogur?«, fragte Sindri. »Passiert da tatsächlich mal etwas?«
    »Selbstmord«, sagte Erlendur.
    »Ist das ein Verbrechen?«
    »Nein, Selbstmord ist kein Verbrechen«, entgegnete Erlendur. »Höchstens gegenüber denjenigen, die weiterleben.«
    »Ich kannte einen Jungen, der sich umgebracht hat«, sagte Sindri.
    »Tatsächlich?«
    »Ja, der Simmi.«
    »Wer war das?«
    »Der war in Ordnung. Wir haben seinerzeit zusammen bei der Stadt gearbeitet. Ein ganz ruhiger Typ, der hat niemals was gesagt. Und auf einmal hat er sich erhängt, und zwar bei der Arbeit. Wir hatten da so einen Schuppen auf dem Gelände, und in dem hat er sich aufgehängt. Unser Vorarbeiter hat ihn gefunden und runtergeschnitten.«
    »Habt ihr gewusst, weshalb er das getan hat?«
    »Nee. Er wohnte bei seiner Mutter. Ich hab einmal zusammen mit ihm einen draufgemacht. Er hatte noch nie Alkohol getrunken und kotzte in einem fort.« Sindri schüttelte den Kopf. »Ein komischer Typ, dieser Simmi«, sagte er.
    Über ihnen hämmerte es pausenlos aus den Boxen.
    »Willst du nicht was dagegen unternehmen?«, fragte Sindri und sah zur Decke.
    »Die lassen sich von niemandem etwas sagen«, erklärte Erlendur.
    »Möchtest du, dass ich mit ihnen rede?«
    »Du?«
    »Ich kann sie bitten, diesen Scheiß auszumachen, wenn du willst.«
    Erlendur überlegte. »Versuchen kannst du es ja mal«, sagte er. »Ich habe keine Lust, zu denen hochzugehen. Worüber haben sich deine Mutter und Eva denn gestritten?«
    »Da misch ich mich nicht ein«, sagte Sindri. »Gab es bei diesem Selbstmord in Grafarvogur etwas Verdächtiges?«
    »Nein, so etwas ist immer eine schreckliche Sache. Der Ehemann war in der Stadt, als seine Frau sich in ihrem Ferienhaus in Þingvellir das Leben nahm.«
    »Wusste er von nichts?«
    »Nein.«
    Kurz nachdem Sindri gegangen

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