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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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war, verstummten die Bässe im Stockwerk über Erlendur. Er blickte zur Decke. Dann ging er in den Flur und öffnete die Wohnungstür. Er rief nach Sindri Snær, aber der war bereits verschwunden.
    Einige Tage später erhielt Erlendur den offiziellen Obduktionsbericht der Frau, die in Þingvellir aufgefunden worden war. Aus ihm ging, abgesehen von der Todesursache durch Erhängen, nichts Auffälliges hervor, es gab weder Verletzungen noch irgendetwas Ungewöhnliches im Blut. María hatte keine Krankheiten gehabt und war in guter körperlicher Verfassung gewesen. Biologisch gesehen gab es keine Antwort auf die Frage, weshalb sie sich entschlossen hatte, sich das Leben zu nehmen.
    Erlendur musste jetzt noch einmal mit dem Ehemann sprechen, um ihm das Ergebnis mitzuteilen. Er fuhr kurz nach Mittag ins Grafarvogur-Viertel und klingelte. Elínborg begleitete ihn, obwohl sie eigentlich gar keine Zeit dazu hatte. Sigurður Óli war krank und lag mit Grippe im Bett. Erlendur warf einen Blick auf die Uhr.
    Baldvin führte sie ins Wohnzimmer. Er hatte sich auf unbestimmte Zeit Urlaub genommen. Seine Mutter war zwei Tage bei ihm gewesen, doch inzwischen war sie wieder weg, Arbeitskollegen und Freunde waren zu Besuch gekommen oder hatten ihm Beileidstelegramme geschickt. Er hatte die Beerdigung vorbereitet und wusste, dass einige vorhatten, Nachrufe für die Zeitung zu schreiben. Das alles erzählte er Elínborg und Erlendur, während er Kaffee machte. Er wirkte niedergeschlagen, und seine Bewegungen waren langsam, er schien aber ansonsten im Gleichgewicht zu sein. Erlendur erzählte ihm, was die Obduktion ergeben hatte. Der Tod seiner Frau wurde als Selbstmord registriert. Er sprach ihm ein weiteres Mal sein Beileid aus. Elínborg sagte kaum etwas.
    »Es war bestimmt gut, unter diesen Umständen jemanden im Haus zu haben«, sagte Erlendur.
    »Sie kümmern sich sehr um mich, meine Schwester und meine Mutter«, antwortete Baldvin. »Manchmal ist es jedoch auch wichtig, allein zu sein.«
    »Ja, keine Frage«, sagte Erlendur. »Für manche ist das sogar das Beste.«
    Elínborg blickte zu ihm hinüber. Erlendur schätzte das Alleinsein mehr als alles andere. Sie überlegte krampfhaft, weshalb er sie mitgeschleppt hatte. Erlendur hatte nur gesagt, dass er diesem Mann die Obduktionsergebnisse mitteilen wollte; es würde nicht lange dauern. Jetzt hatte er auf einmal angefangen, sich mit dem Mann zu unterhalten, als seien sie seit Langem befreundet.
    »Man gibt sich immer selbst die Schuld«, sagte Baldvin. »Ich habe das Gefühl, ich hätte etwas unternehmen müssen. Dass ich irgendetwas hätte machen können.«
    »Das ist eine ganz natürliche Reaktion«, sagte Erlendur. »Wir kennen das sehr gut von unserer Arbeit. In solchen Fällen haben die Angehörigen aber in der Regel fast alles, wenn nicht tatsächlich alles getan, was in ihrer Macht steht.«
    »Ich habe es nicht vorausgesehen«, sagte Baldvin. »Das kann ich euch versichern. Ich habe einen Schock bekommen wie noch nie in meinem Leben, als ich erfuhr, was passiert ist. Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie mir zumute war. Als Arzt bin ich ja einiges gewöhnt, aber wenn … wenn so etwas passiert … Ich bezweifle, dass man jemals auf so etwas vorbereitet sein kann.«
    Er schien das Bedürfnis zu haben, sich auszusprechen, und sagte ihnen, dass er und seine Frau sich an der Universität kennengelernt hatten. María studierte Geschichte und Französisch. Er hatte schon auf dem Gymnasium mit der Schauspielerei geliebäugelt und war auch eine Weile auf der Schauspielschule gewesen, bevor er sich entschloss, umzusatteln und Medizin zu studieren.
    »Hat sie nach dem Studium in ihrem Bereich gearbeitet?«, fragte Elínborg, die ein Diplom in Geologie hatte, aber beruflich nie auf diesem Gebiet tätig gewesen war.
    »Ja, das hat sie«, erklärte Baldvin. »Sie hat alle möglichen Aufträge übernommen und hier zu Hause gearbeitet. Unten ist ihr Arbeitszimmer. Sie hat auch etwas unterrichtet und an bestimmten Projekten für Institutionen und Firmen gearbeitet. Sie forschte und veröffentlichte Artikel.«
    »Wann seid ihr hier nach Grafarvogur gezogen?«, fragte Erlendur.
    »Wir haben schon immer in diesem Haus gewohnt«, sagte Baldvin und sah sich im Wohnzimmer um. »Ich bin noch während des Studiums hier eingezogen. María war Einzelkind und erbte das Haus, als ihre Mutter starb. Es wurde errichtet, bevor die ganze Siedlung geplant und hier in großem Stil gebaut wurde.

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