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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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sterblichen Überreste zu finden waren. Sigurður Óli hatte sie nach Kleifarvatn gefragt, nach dem Sendegerät und dem Loch im Schädel, aber sie hatten keine Ahnung, wovon er sprach. Ihr Sohn hatte sich nie mit irgendjemandem angelegt und hatte keine Feinde, so etwas war undenkbar.
    »Es ist völlig ausgeschlossen, dass er ermordet wurde«, sagte die Frau und schaute ihren Mann an, immer noch voller Trauer über das Schicksal ihres Sohnes, der vor so vielen Jahren verschwunden war.
    »Das steht doch hier in dem Brief«, sagte der Mann. »Es ist ganz offensichtlich, was er vorhatte.«
    Sigurður Óli las den Brief noch einmal.
    Lieber Papa, liebe Mama, verzeiht mir, aber ich kann nicht anders es ist unerträglich und ich kann mir nicht vorstellen zu leben, das kann ich nicht will ich nicht und kann es nicht
    Der Brief war mit Jakob unterzeichnet.
    »Dieses Mädel war schuld daran«, sagte die Frau.
    »Das wissen wir gar nicht«, warf der Mann ein.
    »Sie war auf einmal mit seinem Freund zusammen«, fuhr die Frau fort. »Das hat unser Junge nicht verkraftet.«
    »Glaubt ihr, dass es unser Sohn sein könnte?«, fragte der Mann. Sie saßen Sigurður Óli gegenüber auf dem Sofa und warteten darauf, dass Fragen beantwortet wurden, die sie seit dem Verschwinden ihres Sohnes bedrängt hatten. Sie wussten, dass er die schwierigsten nicht beantworten konnte, die ihnen all diese Jahre auf der Seele gelegen hatten, die mit dem Verhalten und der Verantwortung der Eltern zusammenhingen, aber er konnte ihnen sagen, ob der Sohn gefunden worden war. In den Nachrichten hatte es lediglich geheißen, dass man das Skelett eines Mannes im Kleifarvatn gefunden hatte. Das Sendegerät oder das Loch im Schädel waren nicht erwähnt worden. Sie begriffen nicht, worauf Sigurður Óli hinauswollte, als er seine Fragen in diese Richtung lenkte. Sie wollten nur eine Antwort auf die eine Frage: War er das?
    »Ich gehe davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit äußerst gering ist«, erklärte Sigurður Óli. Er blickte von einem Ehepartner zum anderen. Das unbegreifliche Verschwinden und der Tod eines geliebten Menschen hatten ihr ganzes Leben überschattet. Die Sache hatte nie ein Ende gefunden. Ihr Sohn war immer noch nicht nach Hause gekommen, und so war es die ganzen Jahre über gewesen. Sie wussten nicht, wo er sich befand und was ihm widerfahren war, und diese Ungewissheit war von Trauer und Schwermut begleitet.
    »Wir glauben, dass er ins Meer gegangen ist«, sagte die Frau. »Er war ein guter Schwimmer. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass er einfach hinausgeschwommen ist, bis er wusste, dass er zu weit geschwommen war, oder bis die Kälte ihn überwältigt hat.«
    »Die Polizei hat uns seinerzeit gesagt, dass er wahrscheinlich ins Meer gegangen ist, weil die Leiche nicht gefunden wurde«, sagte der Mann.
    »Wegen diesem Weibsbild«, sagte die Frau.
    »Wir können ihr nicht die Schuld daran geben«, sagte der Mann.
    Sigurður Óli merkte, dass die beiden in gewohntem Fahrwasser waren. Er stand auf, um sich zu verabschieden.
    »Manchmal kriege ich so eine Wut auf ihn«, sagte die Frau, und Sigurður Óli war nicht klar, ob sie ihren Ehemann meinte oder ihren Sohn.

    Valgerður erwartete Erlendur im Restaurant, sie trug dieselbe Lederjacke wie bei ihrer ersten Verabredung. Ihre Wege hatten sich zufällig gekreuzt, und Erlendur hatte sie in einem Anfall von Impulsivität zum Essen eingeladen, ohne zu wissen, ob sie verheiratet war und eine Familie hatte. Es stellte sich heraus, dass sie zwar mit einem Ehemann unter einem Dach lebte, aber die Beziehung hatte Risse bekommen, und die beiden Söhne waren aus dem Haus. Als sie sich das nächste Mal trafen, gab sie Erlendur gegenüber zu, dass es ihre Absicht gewesen war, ihn zu benutzen, um sich an ihrem Mann zu rächen.
    Kurze Zeit später setzte sie sich wieder mit Erlendur in Verbindung, und seitdem hatten sie sich einige Male getroffen. Einmal war sie sogar zu ihm nach Hause gekommen. Er hatte nach besten Kräften versucht, aufzuräumen, zu spülen, die Zeitungen zu entsorgen und Bücher zurück in die Regale zu stellen. Er bekam äußerst selten Besuch und sträubte sich lange dagegen, dass Valgerður zu ihm nach Hause kam. Sie ließ aber nicht locker, weil sie wissen wollte, wie er lebte. Laut Eva Lind war seine Wohnung in diesem Wohnblock in Breiðholt eine Bude, in die er kroch, um sich zu verstecken.
    »All diese Bücher«, sagte Valgerður, als sie schließlich neben ihm im Wohnzimmer

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