Kaeltezone
festgebunden war. Wäre es nicht angebracht, mit einem von den Oldtimern im Außenministerium zu reden?«
»Ja. Finde heraus, wer da in Frage kommt«, sagte Erlendur. »Jemand, der sich noch an die Zeit erinnern kann, als der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt war.«
»Geht es wirklich um Spionage in Island?«, fragte Elínborg. »Ich weiß es nicht«, sagte Erlendur.
»Klingt das nicht irgendwie albern?«, sagte Elínborg.
»Nicht alberner als ›da, wo man tagtäglich zusammenkommt und geruhsame Stunden des Genusses verlebt‹«, ahmte Sigurður Óli sie nach.
»Mensch, halt die Klappe«, sagte Elínborg und löschte alles, was sie eingegeben hatte.
Beim Ersatzteilhändler in Kópavogur arbeitete nur eine Person, nämlich der Besitzer, und das Geschäft war nur nachmittags geöffnet. Die Autowracks befanden sich hinter einer hohen Einzäunung, teilweise waren sechs übereinander gestapelt. Einige waren nach schlimmen Unfällen total ramponiert, andere einfach nur alt und klapprig. Das schien der Eigentümer auch zu sein, ein müde wirkender Mann um die sechzig. Er trug einen völlig verdreckten und zerrissenen Overall, der irgendwann einmal hellblau gewesen sein musste. Der Mann war gerade dabei, den vorderen Kotflügel eines ziemlich neuen japanischen Wagens abzutrennen, der bei einem Auffahrunfall wie eine Ziehharmonika bis zu den Vordersitzen zusammengedrückt worden war.
Erlendur stand da und betrachtete das Autowrack, bis der Mann hochschaute.
»Auf den ist ein Laster draufgefahren«, sagte er. »Ein Glück, dass niemand hinten im Auto gesessen hat.«
»Ein ganz neues Auto«, sagte Erlendur.
»Was kann ich für dich tun?«
»Ich suche nach einem schwarzen Ford Falcon«, sagte Erlendur. »Er wurde kurz vor 1980 an diese Firma verkauft oder verschenkt.«
»Ein Ford Falcon?«
»Ist wahrscheinlich hoffnungslos, ich weiß«, sagte Erlendur.
»Der muss aber schon ganz schön alt gewesen sein, als er hier landete«, sagte der Mann und zog einen Lappen hervor, an dem er sich die Hände abwischte. »Der Falcon wird doch mindestens seit 1970, vielleicht auch schon länger nicht mehr produziert.«
»Dann habt ihr damals wahrscheinlich gar keine Verwendung für ihn gehabt?«
»Die meisten Falcons waren schon lange vor 1980 von den Straßen verschwunden. Warum suchst du nach einem? Fehlen dir Ersatzteile? Baust du dir einen Falcon zusammen?«
Erlendur sagte ihm, worum es ging, dass er von der Kriminalpolizei war und dass besagter Wagen mit einem Vermisstenfall in Verbindung stand. Das Interesse des Mannes war damit gleich geweckt. Er erklärte, er habe das Geschäft Mitte der achtziger Jahre von einem Mann namens Haukur gekauft, aber an einen Ford Falcon in der Sammlung konnte er sich nicht erinnern. Der frühere Eigentümer, der vor einigen Jahren verstorben war, hatte jedoch genauestens die Autowracks registriert, die er kaufte. Erlendur wurde in ein kleines Hinterzimmer geführt, wo Ordner und Ablagekästen bis zur Decke gestapelt waren.
»Das hier ist die gesamte Buchhaltung«, sagte der Mann und grinste entschuldigend. »Wir, ähem, wir sind es nicht gewöhnt, irgendwas wegzuschmeißen. Du kannst dir das alles gerne anschauen. Ich hatte keine Lust, solche Listen weiterzuführen. Ich sah nicht ein, wozu das gut sein sollte, aber der alte Haukur hat sie immer sehr gewissenhaft geführt.«
Erlendur bedankte sich bei ihm und fing an, die Ordner zu durchforsten, deren Rücken alle mit den entsprechenden Jahreszahlen beschriftet waren. Er wusste nicht, warum er nach diesem Auto suchte. Er hatte keine Ahnung, wie dieses Auto ihm weiterhelfen konnte, falls es noch existierte. Sigurður Óli hatte ihn gefragt, weswegen er sich ausgerechnet so für diesen Vermisstenfall interessierte und nicht für die anderen, die sie in den vergangenen Tagen ausgegraben hatten. Erlendur hatte keine plausible Antwort darauf. Sigurður Óli hätte kein Verständnis dafür gehabt, wenn er ihm gesagt hätte, dass ihm diese einsame Frau nicht aus dem Sinn ging, die geglaubt hatte, endlich das Glück ihres Lebens gefunden zu haben, und dann vor einem Milchgeschäft auf und ab ging, auf die Armbanduhr schaute und vergeblich auf den Mann wartete, den sie liebte.
Nach drei Stunden, in denen der Eigentümer sich mehrmals erkundigte, ob er fündig geworden sei, war Erlendur kurz davor, zu kapitulieren. Doch dann fand er endlich, wonach er suchte: den Rechnungsdurchschlag über den Verkauf des Autos. Am 21. Oktober 1979 war ein
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