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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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verwendet hat?«
    »Ich kenne das Gerät nicht«, sagte der Botschaftssekretär, während er sich die Fotos ansah. »Leider. Ich werde mich aber kundig machen. Doch selbst wenn es uns gelingt, das Gerät zu identifizieren, sehe ich nicht, wie wir Ihnen behilflich sein können.«
    »Sollte man es nicht einfach darauf ankommen lassen?«, fragte Erlendur.
    Der Botschaftssekretär lächelte.
    »Sie müssen mir einfach glauben. Das Skelett im See hat nicht das Geringste mit dieser Botschaft und ihren Angehörigen zu tun. Weder damals noch heute.«
    »Wir gehen davon aus, dass es ein Abhörsender ist«, sagte Elínborg. »Er war auf den früheren Frequenzbereich der amerikanischen Streitkräfte in Keflavík eingestellt.
    »Dazu kann ich nichts sagen«, sagte der Botschaftssekretär und schaute auf seine Armbanduhr. Der Golfplatz wartete. »Falls Sie seinerzeit spioniert hätten – was Sie selbstverständlich nicht getan haben«, sagte Erlendur, »was hätte dann wohl Ihr Interesse auf sich gezogen?«
    Der Botschaftssekretär zögerte ein wenig.
    »Falls wir etwas Derartiges getan hätten, hätten wir natürlich gern gewusst, was da auf dem Stützpunkt vor sich ging, beispielsweise die Militärtransporte und die Positionierung von Kriegsschiffen, Flugzeugen und U-Booten. Wir hätten sicher gern etwas über die jeweiligen Truppenstärken in Erfahrung gebracht. Das können Sie sich doch selber ausrechnen. Und wir hätten versucht, uns Informationen über die Wirksamkeit der Basis und der anderen militärischen Anlagen in Island zu beschaffen. Die waren über die ganze Insel verteilt, nicht nur in Keflavík. Die Amerikaner waren überall im Land präsent. Wir hätten auch die Arbeit anderer Botschaften abgecheckt, die isländische Innenpolitik, die politischen Parteien und dergleichen.«
    »1973 hat man zahlreiche solcher Geräte im Kleifarvatn gefunden«, sagte Erlendur. »Sendegeräte, Kurzwellensender, Aufnahmegeräte und sogar Radios. Alles aus Ostblockstaaten, das meiste aus der Sowjetunion.«
    »Davon weiß ich nichts«, erwiderte der Botschaftssekretär. »Nein. Selbstverständlich nicht«, sagte Erlendur. »Aber was für einen Grund kann es dafür gegeben haben, dass man diese Apparate in den See geworfen hat? Gab es keine andere Methode, solche alten Geräte loszuwerden?«
    »Ich befürchte, dass ich Ihnen da nicht weiterhelfen kann«, sagte der Botschaftssekretär, der jetzt nicht mehr lächelte. »Ich habe versucht, Ihnen, so gut ich konnte, Rede und Antwort zu stehen, aber einiges weiß ich ganz einfach nicht. So sieht es aus.«
    Elínborg und Erlendur standen auf. Der Mann trug eine Selbstgefälligkeit zur Schau, die Erlendur missfiel. Ihr Stützpunkt! Was wusste dieser Mann darüber, wie man in Island über den Stützpunkt dachte?
    »Waren diese Geräte vielleicht so vorsintflutlich, dass kein Grund mehr bestand, sie per Kurier zurückzuschicken?«, fragte Erlendur. »Es ging natürlich nicht, sie einfach wie gewöhnlichen Müll zur Deponie zu bringen. Das waren Geräte, die eindeutig bewiesen, dass auf Island Spionage betrieben wurde. Als die Welt einfacher und die Linien klarer waren.«
    »Sie können gern so viel darüber spekulieren, wie Sie wollen«, sagte der Botschaftssekretär und erhob sich. »Aber ich habe jetzt einen anderweitigen Termin.«
    »Hätte der Mann im Kleifarvatn aus dieser Botschaft gewesen sein können?«
    »Nein.«
    »Oder aus einer anderen diplomatischen Vertretung der Ostblockländer?«
    »Meines Erachtens ist das völlig indiskutabel. Und jetzt muss ich Sie wirklich bitten …«
    »Wird jemand aus diesen Jahren vermisst?«
    »Nein.«
    »Das wissen Sie einfach so, ohne es zu überprüfen?«
    »Ich habe es überprüft. Von uns wird niemand vermisst.« »Kein Botschaftsangehöriger ist plötzlich verschwunden und nie wieder aufgetaucht?«
    »Auf Wiedersehen«, sagte der Botschaftsrat und lächelte. Er hielt die Tür für sie auf.
    »Ganz bestimmt niemand, der verschwunden ist?«, sagte Erlendur, während er auf den Flur hinaustrat.
    »Niemand«, sagte der Botschaftssekretär und machte ihm die Tür vor der Nase zu.

    Sigurður Óli wurde gar nicht erst zum amerikanischen Botschafter oder seinen Untergebenen vorgelassen. Stattdessen wurde ihm die als »Vertraulich« gekennzeichnete Mitteilung zugestellt, dass im besagten Zeitraum keine Amerikaner als vermisst gemeldet worden waren. Sigurður Óli wollte Druck machen und ein Gespräch erzwingen, aber dieses Ansinnen wurde auf einer

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