Käufliche Liebe Band 1 (German Edition)
erwähnen, dass ich bei ihm eingezogen bin, noch am selben Tag? Nö, ich glaube, das ist klar.
Machos Fall
Dieser Hunter - was für ein Kerl. Ich finde ihn toll und grabe ihn an, doch vergeblich. Für Hunter bin ich der Dreck unter seinen Fingernägeln. Das Blatt wendet sich, als er verletzt vor meiner Haustür liegt. Ich pflege ihn gesund. Eine gute Idee...?
***
Pino
Im ‚goldenen Hirsch‘ ist nicht viel los. Normal an einem Montag mitten im Jahr. Draußen ist es heiß, es kühlt auch nachts kaum ab. Ungewöhnlich für Hamburg, das für seine regnerischen Sommer bekannt ist. Ich bestelle mir ein Bier und schaue mich um, während ich warte.
Die üblichen Verdächtigen lungern in den Ecken oder zappeln auf der Tanzfläche. Man kennt sich vom Sehen, so manchen Kerl auch von einer etwas näheren Begegnung im Darkroom. Für mich ist heute nichts dabei, keiner der Anwesenden entspricht meinem Beuteschema. Groß und kräftig, am liebsten noch blond, das ist mein Idealtyp. Es gibt schon einen Mann, der mich wahnsinnig reizt, und genau der kommt in dem Moment, als ich an ihn denke, durch die Tür.
Hunter. Der Jäger. Die blonden Locken sind etwas zu lang, die Augen zu blau und seine Figur – wow. Breit, groß und mit festen Muskeln bepackt. Man munkelt, er verdiene sich neben seinem Job als Taxifahrer ein Zubrot als Callboy. Würde mich nicht wundern, bei seinem attraktiven Äußeren.
Der Kerl guckt sich gelangweilt um und schlendert dann direkt auf mich zu. Nicht, dass er mich dabei ansieht, nein. Er übersieht mich, so wie man einen kleinen Mann wie mich eben übersehen kann. Ich bin einen Kopf kleiner als Hunter und nur die Hälfte von ihm. Wahrscheinlich würde er über mich stolpern, und es noch nicht einmal merken. Er hat den Tresen erreicht und winkt dem Barkeeper zu, der eifrig angewackelt kommt. Seine tiefe Stimme vibriert, als er ein Bier bestellt, und verursacht eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper.
„Hallo“, wage ich ihn anzusprechen, „ich bin Pino.“
„Schön für dich“, murmelt Hunter und streift mich mit einem gleichgültigen Blick.
„Bist du öfter hier?“, frage ich dämlich.
„Hör mal, Kleiner“, er dreht sich zu mir und mustert mich von oben bis unten, dabei sind seine Lippen spöttisch verzogen. „Ich bin nur zum Trinken hier. Lass mich in Ruhe, kapiert?“
„Okay“, flüsterte ich verletzt.
Ich wende ihm den Rücken zu und versuche, seine Gegenwart zu ignorieren. Gar nicht so einfach, bei einem riesigen Traumtyp wie ihm. Ich spüre ihn mit allen Sinnen und kann nicht verhindern, dass ich hart werde. Einmal seine Haut fühlen, diese schönen Lippen küssen und seinen Schwanz…
„Denk noch nicht mal dran“, raunt ein tiefes Timbre an meinem Ohr.
Hunter kann Gedanken lesen. Vor Schreck lass ich fast mein Bier fallen, das ich im letzten Moment fest umklammere. Bemüht, an etwas anderes als ihn zu denken, gucke ich in die Gegend. Ein großer Kerl gerät in mein Visier, aber er ist dunkelhaarig. Ich wende den Blick ab und nehme einen Schluck aus meiner Flasche. Heute werde ich nicht lange bleiben, auch wenn ich morgen Spätdienst habe.
Ich bin Krankenpfleger am Krankenhaus St.Georg. Gut, es heißt inzwischen anders, aber für mich ist der alte Name geblieben. Wenn man in mein Alter kommt, kann man sich nicht so schnell an Neues gewöhnen. Ich bin immerhin schon siebenundzwanzig, stehe also kurz vor der Rente.
Hinter mir bewegt sich Hunter. Im nächsten Augenblick sehe ich seinen Rücken, als er sich auf den Ausgang zubewegt. Erleichterung und Enttäuschung machen sich in mir breit. Ich genieße seine Nähe, gleichzeitig beengt sie mich.
Am Ende bleibe ich dann doch noch ein wenig, nachdem ich mit einem Bekannten ins Gespräch gekommen bin. Es ist fast ein Uhr morgens, als ich den Laden verlasse. Immer noch ist die Luft draußen zum Schneiden dick, dunkle Wolken ziehen über den Himmel. Ein Gewitter kündigt sich an. Ich laufe zum Bahnhof und erreiche die letzte Bahn, die mich zu meinem Ziel bringen wird.
Praktischerweise liegt meine Wohnung in St.Georg, so dass ich einen kurzen Arbeitsweg habe. Vom Hauptbahnhof aus ist es nicht weit, ich gehe die wenigen Schritte zu Fuß. Nachts ist es in diesem Stadtteil meist noch sehr belebt, aber mein Wohnhaus liegt etwas ab von dem bunten Treiben, in einer verlassenen und dunklen Seitenstraße. Mir ist immer ein wenig mulmig, wenn ich durch die schlecht beleuchtete Gasse laufe. Warum?
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