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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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er an meinen Füßen haften. Die Sonne steht noch hoch am Himmel.
    Am Eingang des Waldes warten die beiden Soldaten, gegen Baumstämme gelehnt, auf mich. Sie stellen mir keine Fragen. Anscheinend wissen sie bereits, was ich vorhabe. Sie haben ihre Gewehre geschultert. Der Lange kaut auf einem Grashalm.
    »Der Eingang ist noch auf«, sagt er. »Zumindest war er es noch, als wir eben nachgesehen haben.«
    »Wir müssen wieder das gleiche Tempo vorlegen«, sagt der Kräftige. »Schaffst du das?«
    »Wird schon gehen.«
    »Denn wenn der Eingang zu ist, wenn wir ankommen, steckst du in der Klemme«, sagt der Lange.
    »Dann hat es gar keinen Zweck mehr zurückzugehen«, sagt der andere.
    »Ja.«
    »Und du hast keinen Zweifel, dass du hier weg willst?«, fragt der Lange.
    »Nein.«
    »Dann los.«
    »Am besten, du drehst dich gar nicht mehr um«, sagt der Kräftige.
    »Ja, das wär das Beste«, sagt der Lange.
    Wir machen uns auf den Weg in den Wald.
    Aber als wir den Hang hinaufsteigen, blicke ich doch noch einmal kurz zurück. Die Soldaten haben mir zwar davon abgeraten, aber ich kann nicht anders. Es ist der letzte Punkt, von dem aus man noch einmal auf den Ort hinunterschauen kann. Danach wird die Mauer des Waldes die Sicht versperren, und ich werde die kleine Welt dort unten wahrscheinlich niemals Wiedersehen.
    Wie immer ist niemand unterwegs. Der hübsche Bach fließt durchs Tal, an den Wegen stehen die kleinen Häuser, und die Strommasten werfen in regelmäßigen Abständen ihre dunklen Schatten auf die Erde. Einen Moment lang bin ich wie erstarrt. Komme was wolle, ich muss zurück. Wenigstens bis zum Abend will ich bleiben. Am Abend kommt das Mädchen mit dem Segeltuchbeutel in mein Haus. Wenn ich sie brauche, ist sie da. Plötzlich wird es heiß in meiner Brust, und wie ein starker Magnet zieht es mich zurück. Meine Füße bewegen sich nicht mehr, als wären sie mit Blei gefüllt. Wenn ich weitergehe, werde ich sie niemals Wiedersehen. Ich bleibe stehen und verliere den Lauf der Zeit aus den Augen. Ich will den Soldaten vor mir zurufen: Ich gehe doch nicht zurück, ich bleibe hier. Aber mir versagt die Stimme. Die Worte haben ihre Lebenskraft verloren.
    In diesem Moment bin ich zwischen zwei Leerräumen eingeklemmt. Ich kann nicht entscheiden, was richtig ist und was falsch. Ich weiß nicht einmal, was ich will. Ich stehe allein in einem heftigen Sandsturm, kann die Hand nicht vor den Augen sehen, in keine Richtung gehen. Weißer Sand – wie Knochenmehl – hüllt mich ein. Doch von irgendwoher ruft mir Saeki-san etwas zu. »Du musst trotzdem zurückgehen«, sagt sie entschieden. »Ich will es. Ich will, dass du dort bist. «
    Der Bann ist gebrochen. Ich bin wieder eins mit mir. Warmes Blut strömt wieder durch meinen Körper. Das Blut, das ich von ihr bekommen habe. Ihr letztes Blut. Im nächsten Augenblick mache ich kehrt und folge den Soldaten. Eine Biegung, und die kleine Welt inmitten der Bergkämme ist aus meinem Blickfeld verschwunden, wie von einem Spalt zwischen zwei Träumen verschluckt. Nun konzentriere ich mich nur noch darauf, den Wald zu durchqueren und den Weg nicht aus den Augen zu verlieren. Hauptsache, nicht vom Weg abkommen.
     
    Der Eingang ist noch offen, und bis zum Abend bleibt noch Zeit. Ich bedanke mich bei den beiden Soldaten. Sie setzen ihre Gewehre ab und lassen sich wieder auf dem großen flachen Stein nieder. Sie sind wirklich kein bisschen außer Atem. Der Größere der beiden kaut auf seinem Grashalm herum.
    »Und vergiss die Sache mit dem Bajonett nicht«, sagt er. »Wenn du den Gegner durchbohrt hast, dreh es einmal scharf herum und zerfetze seine Eingeweide. Denn wenn du das nicht tust, geschieht das Gleiche mit dir. So ist die Welt da draußen.«
    »Aber nicht nur«, sagt der Kräftige.
    »Natürlich nicht«, pflichtet der Lange ihm bei und räuspert sich.
    »Ich spreche nur von ihrer dunklen Seite.«
    »Gut von Böse zu unterscheiden ist sehr schwierig«, sagt der Kräftige.
    »Aber man muss es dennoch tun.«
    »Vielleicht«, sagt der Kräftige.
    »Noch eins«, sagt der Lange. »Wenn du jetzt gehst, darfst du dich bis zu deinem Ziel auf keinen Fall ein zweites Mal umdrehen.«
    »Das ist wichtig«, sagt der Kräftige.
    »Vorhin bist du noch mal davongekommen«, sagt der Lange.
    »Aber jetzt wird’s wirklich ernst. Du darfst dich nicht umdrehen, bis du angekommen bist.«
    »Auf gar keinen Fall«, ergänzt der Kräftige.
    »Verstanden«, sage ich.
    Nochmals bedanke ich mich und

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