Kahlschlag (German Edition)
erfährt.«
»Ehrlich gesagt, Sunset, bist du bloß eine Fliege auf der Eichel meines Schwanzes. Ein Drittel des Stadtrats ist beim Klan, und ich glaube nicht, dass irgendwer von den anderen viel für Nigger übrig hat.«
»Die Sache ist nur«, entgegnete Sunset, »dass sie dann alle einen Anteil haben wollen. Und das wird deine Einnahmen erheblich schmälern, nicht wahr?« Sunset konnte nur vermuten, dass es so war, aber Henrys Gesichtsausdruck bestätigte ihr, dass ihm dieser Gedanke auch schon gekommen war und dass er ihm ganz und gar nicht gefiel. McBride sah genauso aus wie vorher: ein zufriedener Mann mit grünen Augen, der es gewohnt war, dass sich alles zu seinen Gunsten wendete.
»Steckt Rooster auch mit drin?«, fragte Sunset.
»Hat gesteckt«, erwiderte McBride. »Aber er hat heute die Stadt verlassen.«
»So wie der Bürgermeister?«
»Rooster scheint sich mit dem Zug abgesetzt zu haben. Kurz bevor wir hierherkamen, wurde der Wagen des Sheriffs in der Nähe der Eisenbahnschienen gefunden.«
»Hör mal, Mädel«, sagte Henry. »Ich drücke mich mal noch etwas deutlicher aus. Ich lasse dich im Amt. Du spielst Constable, läufst mit deiner Waffe rum, bis die Amtszeit vorbei ist, dann hörst du auf. Wenn du das tust, gebe ich dir einen Anteil von dem Ölgeld. Einen nicht zu knappen Anteil. Auf dem Land steht ein kleines Haus, das Pete für seine Hure gebaut hatte. Denk drüber nach. Er hat ihr ein Haus gebaut und wollte sie mit dem Ölgeld reich machen. Und du, du solltest gar nichts kriegen. Das war Teil seiner kleinen Erpressernummer. Ein Haus, ein Stück Land, ein Anteil vom Ölgeld. Er wollte dich loswerden, mein Schatz, und die Hure behalten. Ich gebe dir, was er gefordert hat und was ich ihm oder Jimmie Jo nicht geben wollte. Wie klingt das? Ist doch besser, als im Zelt zu leben, oder?«
»Dir traue ich nicht weiter, als ich mit verbundenen Augen sehen kann. Übrigens ... hast du schon mal dran gedacht, dass du aus der Sägemühle fliegst, wenn ich Marilyn erzähle, was du getan hast?«
Henry schürzte die Lippen, schüttelte den Kopf und grinste. »Tja, Marilyn sucht sowieso nach einem Vorwand mich loszuwerden, jetzt, wo sie ihren Mann in den Selbstmord getrieben hat und am Geldhahn sitzt. Ich kenne sie schon sehr lange. Ich denke, Jones hat dafür gesorgt, dass sie sich nicht einmischt, und ich denke auch, sie ist selbst ganz schön hinterhältig. Sag der alten Sau, sie soll ruhig machen. Ich habe Geld zurückgelegt, und ich werde noch mehr Geld verdienen. Außerdem habe ich was von meiner Frau geerbt, schließlich hat ihr ein Teil der Sägemühle gehört. Statt dich drum zu kümmern, wie du mir an den Kragen gehen kannst, solltest du dich lieber darum kümmern, dass dir niemand an den Kragen geht.«
»Willst du mir deine Affen in den weißen Laken auf den Hals hetzen? Vor denen habe ich keine Angst. Wenn einer von denen einen Fuß auf mein Grundstück setzt oder sich mir oder meinen Leuten nähert, nehme ich ihn fest. Und wenn ich ihn nicht festnehmen kann, bekommt er ein blutiges Laken.«
McBride ließ wieder dieses Kichern hören, bei dem sich die Muskeln in Sunsets Hintern zusammenzogen und ihre Haut zu kribbeln anfing. »Wenn etwas erledigt werden muß, lass ich das gern Leute machen, die sich auskennen«, sagte er. »Oder wenn’s sein muß, mach ich’s auch selbst. Aber ich schicke nicht eine Horde weißer Männer, die sich verkleidet und mit Zeichen und Symbolen verständigt. Nun ja, meine Süße, du kennst mich nicht. Aber ich sag dir eins, und ich glaube, die Bibel gibt mir da recht: Das Weib hat eine Bestimmung. Und die ist wichtig. Auf die Art bleibt der Mann zufrieden, die Kinder kommen auf die Welt, und die Gurken werden eingemacht. Aber eine Schlampe, die mit einer Polizeimarke rumläuft, mit Männern redet, als wäre sie selbst einer – das gehört nicht zu ihrer Bestimmung. Ich bin der Geschäftspartner von unserem Mr. Shelby hier. Und ich werde meinen Anteil bekommen. Stadträte und Bürgermeister und Karten und das alles sind mir so was von egal, wie wenn eine Wildsau in den Wald scheißt. Hast du mich verstanden? Leg dich nicht mit mir an. Mach mich nicht wütend. Nicht mal ein klein bisschen. Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann streich mir über die müde Stirn und lehn dich zurück, damit ich dir was von deiner Anspannung nehmen kann. Das kann ich nämlich. Das Einzige, was dich hier im Moment vor Schlimmerem bewahrt, ist, dass du niedlich bist. Das hilft
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