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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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bei den Niggern sitzen. Das war gar nicht einfach für ihn.«
    »Er ist doch ein Nigger.«
    »Two denkt aber nicht so wie die Nigger hier unten.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, er ist kein Bimbo.«
    »Wieso steht er da so rum? Im Dunkeln? Da wird mir ganz mulmig.«
    McBride grinste. »Er hat’s gern dunkel. Er glaubt, er wär so was wie ein Schatten. Komm her, Two.«
    Two schritt zu ihnen hinüber und blieb mit hängenden Armen vor der Bank stehen. Henry fiel auf, dass er leuchtend grüne Augen hatte.
    »Two«, sagte McBride. »Zeig ihm deinen Kopf. Erzähl Henry, was passiert ist.«
    Two nahm die Melone ab. Am Haaransatz oberhalb der Stirn war anstelle von Haaren eine Narbe in der Form eines Hufeisens. Sie war tief und violett und unregelmäßig.
    »Meine Güte«, sagte Henry. »Hat dich ein Maultier getreten?«
    »Gott hat mir das hier gegeben«, erwiderte Two, und in seiner Stimme schwang ein Ton mit, als würde sich eine Schaufel in frischen Schlamm graben. »Ich wurde von einem von Gottes Blitzen getroffen, und so hat Gott zwei aus mir gemacht. Und hungrig hat er mich gemacht.«
    »Er hat einen Tritt an den Kopf bekommen, stimmt’s?«, sagte Henry zu McBride.
    »Er hat dir gerade erzählt, was passiert ist.«
    »Gott hat ein Maultier?«
    »Er ist schon ne Marke, was?«
    »Wie bist du an ihn geraten?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Was meint er damit, dass Gott zwei aus ihm gemacht hat?«
    »Deshalb heißt er Two. Früher hieß er einfach nur Cecil, aber das ist jetzt nicht mehr gut genug. Jetzt ist er Two. Da ist einmal er, und dann ist da der andere, aber die sind beide in ihm drin. Er ist so etwas Besonderes, da muß er gleich zwei sein. Hab ich recht, Two?«
    Two nickte.
    »Manchmal reden sie miteinander, um was klar zu kriegen. Stimmt’s, Two?«
    »Da wird mir ja ganz blümerant, McBride. Müssen wir ihn dabeihaben?«
    »Für manche Sachen ist er ganz brauchbar. Ich war schon in Situationen, wo wir uns Respekt verschaffen mussten, und das haben wir dann auch.«
    »Er tut alles, was du ihm sagst?«
    »Nur wenn er will. Meistens will er. Uns verbindet was.«
    »Ist er gefährlich?
    »Natürlich ist er gefährlich.«
    Henry musterte Two, der mit einem Lächeln im Gesicht reglos wie ein Stück Holz dastand. Seine grünen Augen sahen aus wie die eines wilden Tiers. Er hatte die gleichen Augen wie McBride, nur war das Grün noch intensiver.
    »Wenn’s nötig wäre, würde er dir das Gesicht wegbeißen, Henry. Würde es essen. Nigger haben so eine kannibalische Veranlagung, weißt du?«
    Henry warf McBride einen Blick zu, und McBride lachte.
    »Keine Sorge. Er frißt dich schon nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht. Oder, Two?«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Two.
    »Er redet gar nicht wie ein Nigger.«
    »Two ist zur Schule gegangen, nicht wahr, Two?«
    Two nickte.
    »Er hat Sachen gelernt, die lernen manche weiße Männer nie, weil sie nie die Gelegenheit dazu haben. Aber Two hatte sie. Er kennt sich mit höherer Mathematik aus, Henry. Er kann jedes Buch lesen, das je geschrieben wurde, und zwar ohne die Lippen zu bewegen. Und er hat ne Menge von ihnen gelesen. Stimmt’s, Two? Er hat ein ganz schön außergewöhnliches Leben hinter sich. Da steht er, halb Nigger, halb Weißer, schwarz wie das blöde Pik-As. Sein Vater und seine Niggermutter haben sich sehr um ihn gekümmert, ihn gut behandelt, wie einen Weißen. Der Vater, ein Weißer, ging weg und ließ seinen anderen Sohn, einen weißen Jungen, bei der Mutter zurück, einer weißen Mutter, und die Mutter hat den Sohn den Nonnen übergeben. Aber der Sohn ist da wieder rausgekommen. Er war sehr stark. Ist seinen Weg gegangen. Hat sich prima geschlagen. Aber Schulbildung gab’s für ihn nie. Für ihn gab es überhaupt nichts, außer er hat es sich selbst erarbeitet. Und Cecil – Two –, dem wurde alles hinten reingesteckt, als wäre seine schwarze Haut weiß wie Schnee. Gott hat ihn gezeichnet, weil er ein hochmütiger Nigger ist, stimmt’s? Das ist der eigentliche Grund, warum er dich gezeichnet hat.«
    »Er hat mir Kraft verliehen.«
    »Siehst du? Two sieht das anders. Er glaubt, Gott hat ihn gesegnet. Er will nicht glauben, dass ihn ein Pferd getreten und ihm das Hirn durcheinandergewirbelt hat. So war’s nicht, oder, Two?«
    »Gott hat einen Blitz auf mich niederfahren lassen und mir Kraft verliehen.«
    »Und welche Gegenleistung musst du dafür bringen, Two?«, fragte McBride. »Was musst du tun, um ein Lächeln auf Gottes

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