Kahlschlag (German Edition)

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Autoren: Joe R. Lansdale

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heißt.«
    »Goose«, antwortete der Junge. »Und ich weiß alles von dir, was ich wissen muss. Du bist das hübscheste Mädel, das ich je gesehen hab.«
    Karen gab einen abschätzigen Laut von sich und verkroch sich wieder im Zelt.
    »Goose«, sagte Lee. »Das ist meine Enkelin, mit der du da redest.«
    »Ich mein das alles ganz respektvoll«, erwiderte Goose.
    »Wo ist Sunset?«, fragte Clyde.
    »Die ist zur Ortsversammlung gefahren«, antwortete Marilyn. »Es geht darum, dass sie abgesetzt werden soll.«
    »Ist das nicht ein großartiger Tag?«, sagte Clyde.


KAPITEL 29


    Diesmal hatte Marilyn ihr Haus nicht für die Versammlung zur Verfügung gestellt, deshalb wurde sie in der Kirche abgehalten. Marilyn hatte Sunset begleiten wollen, weil sie einen gewissen Einfluss zu haben glaubte, aber Sunset hatte sie gebeten, nicht mitzukommen. Sie wollte allein gehen. Sie hatte einiges zu sagen.
    Sunset stieg aus dem Auto, schob das Holster zurecht, bis es bequem saß, stand eine Zeit lang im Schatten des leicht schiefen Kirchenkreuzes und beobachtete, wie eine Krähe, die auf der einen Seite des Kreuzes hockte, einen Haufen Kot auf das Kirchendach fallen ließ. Sunset holte tief Luft, atmete den Gestank der Sägemühle ein und betrat die Kirche.
    Die Luft war stickig. Henry Shelby und die Dorfältesten saßen vorne in einer Bank. Ein korpulenter Mann in einem schicken grauen Anzug und mit einer Melone auf dem Kopf lehnte mit gelangweiltem Gesichtsausdruck auf dem Podest des Priesters. Sunset hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er mochte auf die sechzig zugehen und sah fast schon gut aus. Er war immer noch kräftig, hatte einen dichten Schnurrbart, rote Haut und wirkte völlig gesund. Seine Hände, die oben auf dem Podest lagen, ähnelten zwei großen weißen Spinnen, die sich dort ausruhten. Als er den Kopf hob und sie ansah, fühlte es sich an, als hätten sich zwei Dolche bis in ihren Hinterkopf gebohrt. Und als seine Augen weiterwanderten, spürte sie die Dolche in der Leistengegend.
    Bei ihrem Eintreten drehten sich die Männer in den Bänken um und blickten sie an. Sie ließen sie nicht aus den Augen, während sie den Mittelgang entlangschritt.
    »Wir haben nicht damit gerechnet, dass du kommst«, sagte Henry. »Wir dachten, du schickst deine Schwiegermutter vor.«
    Als Sunset bei der vorderen Bank angekommen war, sagte sie: »Henry. Du und ich, wir müssen reden. Allein.«
    »Es gibt nichts zu bereden, Sunset«, entgegnete Henry. »Das hier ist eine reine Formalität. Wir setzen dich ab.«
    »Wir müssen unter vier Augen reden.«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Ich möchte mit dir über ein Stück Land sprechen, auf dem sich Öl befindet. Viel Öl.«
    Henry sah sie bloß an.
    »Auf diesem Land steht ein Haus, und das Öl auf diesem Stückchen Erde ist dasselbe, das an Jimmie Jo geklebt hat.«
    Der große Mann hinter der Kanzel lachte.
    Die Dorfältesten starrten Henry an. Aus Henrys Gesicht war jegliche Farbe gewichen. »Na gut«, sagte er. »Vielleicht sollten Sunset und ich das allein besprechen. Wenn es wichtig ist, gebe ich euch Bescheid.«
    Die Ältesten sahen sich an. Einer sagte: »Henry, so machen wir so was nicht ...«
    »Heute schon. Geht alle mal eine Zeit lang nach draußen. Holt euch drüben im Laden was zu trinken.« Er nahm seine Brieftasche heraus und gab einem der Männer ein paar Scheine. »Auf meine Kosten.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte Sunset mit einer Kopfbewegung zu dem Mann hin, der sich auf das Podest stützte.
    »Er will keine Coke. Er bleibt hier.«
    »Henry?«, sagte einer der Ältesten. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Die Ältesten standen auf und gingen hinaus, allerdings nur widerstrebend. McBride kam hinter dem Podest hervor, setzte sich zu Henry in die Bank, schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück, als würde er darauf warten, dass ihm jemand das Mittagessen servierte.
    Henry musterte Sunset und sagte: »Wehe, du hast nichts Brauchbares vorzuweisen.«
    »Ich glaube, du weißt bereits, dass es brauchbar ist. Allerdings nicht für dich.«
    »Irgendwie hört sich das nach Erpressung an.«
    »Vielleicht.«
    »Das hat sich für Pete und Jimmie Jo nicht ausgezahlt, und bei dir wird es nicht anders sein.«
    Sunset überlegte, wovon Henry wohl sprach, und schließlich ging ihr ein Licht auf. Pete und Jimmie Jo hatten versucht, Henry und diesen Mann auszutricksen, aber es war ihnen nicht gelungen. Und dann wurde ihr noch etwas klar: Wenn sie Zendos Land stahlen,