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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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das Seil um Henrys Handgelenke durch, dann legte er ihm die Handschellen an. Sunset nahm Ben das Halsband ab. Ben lief zu Henry und roch an seinem Schritt, als würde er ihm am liebsten etwas wegbeißen.
    »Was zum Teufel tust du da?«, fragte Henry.
    »Ich werfe dich ins Gefängnis«, erwiderte Sunset. Sie zog die Kette durch die Handschellen und schob das kleine Vorhängeschloss durch zwei Kettenglieder. Lee stellte den Stuhl vor den Pfosten. »Das hier ist dein Gefängnis«, sagte Sunset.
    »Hier draußen?«, fragte Henry.
    »Es ist ziemlich schattig.«
    »Das kannst du nicht machen.«
    »Klar kann ich das. Du solltest nur hoffen, dass ich nicht den Schlüssel für die Handschellen oder für das Schloss verliere. Setz dich, oder Clyde sorgt dafür, dass du dich setzt. Karen, holst du Henry bitte ein bisschen Wasser?«
    »Du machst es von Minute zu Minute schlimmer.«
    »Setz dich, Henry.«
    »Wie lange willst du mich hier festhalten?«
    »Das weiß ich nicht. Ich muss erst überlegen, was ich mit dir mache, welcher Gesetzeshüter dich nicht wieder freilässt, wer nicht beim Klan ist oder Verbindungen zum Klan hat, und wer nicht seine Meinung ändert, wenn ihm Geld rübergeschoben wird.«
    »So jemanden wirst du wahrscheinlich nicht so leicht finden.«
    »Nicht jeder ist bestechlich.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Ich glaube, wenn’s hart auf hart kommt, ist jeder bestechlich oder zumindest gewillt, sich auf einen Handel einzulassen. Das ist nun mal der Lauf der Dinge, Kleine.«
    »Sir«, sagte Lee. »Wenn Sie meine Tochter noch einmal ›Kleine‹ nennen, werden wir sehen, wie oft ich Sie um den Pfosten herumjagen kann, bevor die Kette zu Ende ist.«
    Henry setzte sich schweigend hin. Karen kam mit einer Tasse Wasser. Henry nahm sie und warf sie zu Boden.
    »Verdammt, Henry«, sagte Clyde. »Vor heute Abend kriegen Sie nichts mehr.«
    »Darf ich Ben auf ihn hetzen?«, fragte Goose.
    »Noch nicht, mein Schatz«, erwiderte Sunset.
     

KAPITEL 35
     
     
    Der hellbraune Plymouth summte wie eine Biene durch die Dunkelheit, und trotz der Hitze waren die Fenster wegen der Heuschrecken bis fast ganz oben hochgekurbelt. Die Heuschrecken waren überall. Sogar jetzt, in der Nacht, hüpften sie vor den Scheinwerfern herum und verdreckten den Kühlergrill.
    Plug lenkte den Wagen an den Straßenrand, nahm die Flasche vom Sitz, machte den Verschluss ab und trank einen Schluck. Der Geruch von Whisky breitete sich im Wagen aus. Hillbilly, der vorn auf dem Beifahrersitz saß, sagte: »Du brauchst das Zeug nicht.«
    »Ich hab schon jede Menge davon getrunken.«
    »Das mein ich ja. Du brauchst nicht noch mehr.«
    »Ich versteh nicht, wieso du plötzlich Sheriff bist. Ich hab vorher noch nie was von dir gehört, und jetzt, wo Rooster weg ist, machen die dich zum Sheriff. Ich hab dich nur einmal gesehen, mit der Rothaarigen, und jetzt bist du Sheriff.«
    »Zum einen«, entgegnete Hillbilly, »bin ich nicht blöd.«
    »Pass auf, was du sagst, wenn du mit mir keinen Ärger kriegen willst.«
    Hillbilly lachte.
    Tootie, der hinten saß, schob die Schrotflinte auf seinem Schoß hin und her und sagte: »Ich glaub, wir sollten alle was trinken. Ich könnte auf der Stelle aussteigen und wegrennen, und eigentlich sollte ich genau das tun, aber wenn ich bleib und mitmach, dann brauch ich was von dem Schnaps. Wir sollten alle was trinken.«
    Two, der ebenfalls mit einer Schrotflinte auf dem Schoß neben ihm saß, sagte: »Niemand geht irgendwohin.«
    »Genau«, antwortete Twos anderes Ich. »Wir bleiben alle hier. Fahr weiter.«
    »Ich will was zu trinken«, maulte Tootie. »Ich glaub nicht, dass ein durchgeknallter Nigger, der mit sich selbst redet, sich anmaßen sollte, mir das Trinken zu verbieten. Ein Nigger sollte sich nem Weißen gegenüber überhaupt nichts anmaßen.«
    Two hob lässig die Schrotflinte, presste sie gegen Tooties rechtes Ohr und drückte ab. Der Schuss riss die obere Hälfte von Tooties Kopf weg, zerschmetterte die Fensterscheibe und ließ überall im Wageninneren Schrot herumfliegen. Hillbillys Nacken war voller Blut, genau wie der Rücksitz, Two, sein schwarzer Gehrock und seine schwarze Melone. Es stank unangenehm nach Schwefel.
    Plug riss die Tür auf, sprang hinaus, rannte zur Motorhaube und legte beide Hände darauf. »Verdammt!«, rief er. »Verdammt!«
    Hillbilly hatte sich nicht gerührt. Er spürte, wie ihm Tooties Blut den Nacken hinablief.
    »Ich mag keine Leute, die nicht zu Ende bringen, was sie

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