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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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den Wagen ein gutes Stück entfernt von der Straße auf einem Stück festem Untergrund zu parken. Sie stiegen aus und gingen den hölzernen Bürgersteig auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinauf. Hillbilly trug die Schrotflinte, und Clyde hielt den Revolver in der Hand und ließ ihn an der Seite herabbaumeln.
    Die Menge wandte ihnen die Köpfe zu.
    »Die starren die Marke auf deinem Hemd an«, sagte Hillbilly. »Oder, was die Männer angeht, die Hügel, auf denen sie ruht.«
    »Geh einfach weiter«, erwiderte Sunset.
    Weiter vorn entdeckten sie Morgan und den anderen Deputy, die hinter einem geparkten Auto standen. Halb auf der schlammigen Straße und halb auf dem Bürgersteig lag ein totes Maultier. Sein Kopf war eine blutige Masse, und es hatte einen Haufen gelegt, von dem noch der Dampf aufstieg.
    »Dem hat jemand die Scheiße rausgeschossen«, bemerkte Clyde.
    Die Eingangstür zum Lichtspielhaus stand ein wenig offen, und das, was sie offenhielt, war das Bein eines Mannes. Rund um die Tür war überall Blut, und auf dem Bürgersteig lag verkehrtherum ein weißer Hut. Sunset schloss daraus, dass das die Leiche des Sheriffs war.
    Als sie auf der Höhe des Lichtspielhauses angekommen waren, gab es nur eine Möglichkeit, auf die andere Straßenseite zu kommen: quer durch den Schlamm.
    »Wenn Sie wollen, trag ich Sie rüber«, schlug Clyde vor.
    Sunset ließ es sich durch den Kopf gehen und kam zu dem Schluss, dass es keinen guten Eindruck machen würde, wenn sie wie ein Kind über die schlammige Straße getragen wurde. »Ich bin Constable«, sagte sie. »Also sollte ich mich auch wie einer benehmen.«
    »In dieser Stadt bist du nicht Constable«, widersprach Hillbilly.
    »Sie haben mich gerufen, also muss ich mich auch wie ein Constable benehmen.«
    »Und wer sagt, dass der Constable voller Schlamm sein muss?«, fragte Clyde.
    Sunset zog ihren Rock bis zu den Oberschenkeln hoch. Hillbilly grinste und sagte: »Verdammt. Ich glaub, du hast recht. Geh ohne Hilfe rüber.«
    Während sie die Straße überquerten, behielten sie das Lichtspielhaus im Auge, aber niemand kam heraus, um auf sie zu schießen. Auf der Anzeigetafel über dem Gebäude stand: THE STRAND, und auf dem Vordach: »Die Marx Brothers in: ANIMAL CRACKERS«.
    Bis sie auf der anderen Seite ankamen, waren Sunsets Waden voller Schlamm. Es war ihr zuwider, den Rock in den Schlamm runterhängen zu lassen, aber sie beschloss, sie sei zu unbeweglich, wenn sie ihn weiter hochhielt. Außerdem fiel ihr auf, dass die Aufmerksamkeit einiger Männer nicht länger dem Mann im Lichtspielhaus galt, sondern ihr. Wie auch die einiger Frauen, die ihr vom Rand der Menge aus missbilligende Blicke zuwarfen. Wenigstens starren sie dann nicht auf die blauen Flecken in meinem Gesicht, dachte Sunset.
    Auf dem Gehsteig stand einer der beiden Polizeiwagen der Stadt. An dem anderen, den Morgan hinter einem Pick-up abgestellt hatte, waren sie vorbeigekommen, als sie in die Stadt hineingefahren waren. Hinter dem Wagen auf dem Gehsteig befanden sich Morgan und ein Mann mit einer Polizeimarke, von dem Sunset annahm, dass er Rooster war. Er war groß und schlank und trug einen ausladenden braunen Hut mit breiter Krempe. Die Kleidung hing ihm am Leib, als wäre er aus Hölzern zusammengesteckt, und die Hose hatte er in die Stiefel gesteckt, auf denen vorne auf Höhe der Zehen rote Adler prangten. Seine Ohren sahen aus, als könnte er damit flattern und davonfliegen. Sein Gesicht war so rot, als hätte er sich gerade verbrüht.
    »Er hat mir schon erzählt, dass Sie eine Frau sind«, sagte er.
    »Ich war eine Frau, als er mich gesehen hat, und bin es immer noch«, entgegnete Sunset.
    »Ich beschwer mich ja gar nicht. Ich bin froh über jede Hilfe, die ich kriegen kann.«
    »Was ist passiert?«, fragte Hillbilly.
    »Genau kann ich’s nicht sagen«, erwiderte Rooster. »Lilian, das ist die, die die Eintrittskarten verkauft, hat gesagt, der Farbige da drin – jeder nennt ihn Smoky – ist zur Kasse gekommen und hat eine Eintrittskarte verlangt. Natürlich wollte sie ihm keine verkaufen.«
    »Habt ihr tagsüber auch Vorstellungen?«, fragte Clyde.
    »Manchmal«, antwortete Rooster. »Bei all den Faulpelzen, die sich jetzt in der Stadt rumtreiben, geht das Geschäft auch tagsüber ganz gut.«
    »Verdammt«, erwiderte Clyde. »Mitten am Tag nen Film sehen. Wenn das nichts ist.«
    »Vergiss die Tagesvorstellungen«, sagte Sunset. »Erzählen Sie weiter.«
    Rooster nickte. »Lilian hat ihm

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