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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Hemds auf, nahm den Totschläger und schob ihn so unter ihren Büstenhalter, dass er unter ihrer linken Achselhöhle hing. Dann ging sie auf das Lichtspielhaus zu.
    »Jetzt ist wohl der Zeitpunkt, wo ich zugeben muss, dass ich kein sonderlich guter Schütze bin«, sagte Rooster.
    Sunset blieb stehen. »Trifft denn überhaupt einer von euch irgendwas?«
    »Ich würd nicht mal den Hintern von nem Elefanten treffen, wenn ich direkt hinter ihm steh und mit nem Stück Holz nach ihm werf«, entgegnete Hillbilly.
    »Ich schon«, sagte Clyde.
    »Dann stütz dich dort auf der Motorhaube ab und ziel auf die Tür.«
    Clyde tat wie geheißen. »Kommen Sie mir nicht in die Schusslinie. Wenn er den Kopf rausstreckt, stell ich nicht lang Fragen. Dann kriegt er ne Kugel verpasst. Und geben Sie acht. Sie treten gleich in Maultierscheiße.«
     
    Sunset erreichte mit gezogener Waffe die Tür. Da Smoky nicht dahinterstand, stieg sie über den Sheriff hinweg. Auf dem Boden war überall angetrocknetes Blut, das ihr wie Kaugummi an den Schuhen kleben blieb. Nicht weit davon entfernt lag eine Schachtel mit zerbrochenen Preistellern.
    Auf dem Weg zu dem dunklen Saaleingang hinterließ sie lauter blutige Fußspuren. Dann hörte sie Filmstimmen und streckte den Kopf nach drinnen. Ihre Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, aber schließlich entdeckte sie Smokys Kopf. Er saß auf einem Platz am Gang, die Schrotflinte gegen die Schulter gelehnt wie ein Wachposten.
    Sunset wusste nicht, wie zielsicher sie war. Vielleicht würde sie ihn von dort, wo sie stand, ja treffen, aber falls sie ihn verfehlte, würde es eine ordentliche Schießerei geben. Und dabei würde sie vermutlich den Kürzeren ziehen. Smoky hatte bereits einen Menschen getötet, einen zum Krüppel gemacht und ein Maultier niedergemäht. Eine rothaarige Frau mit der Polizeimarke eines Constable war da keine große Herausforderung.
    Sie steckte ihre Waffe weg und sagte: »Smoky.«
    Smoky drehte langsam den Kopf, als wäre ihm alles gleichgültig. Sie konnte seine Gesichtszüge nicht ausmachen, nur ein dunkles Gesicht in der Finsternis und das Flimmern auf der Leinwand.
    »Ich heiße Sunset. Ich bin Constable drüben in Camp Rapture.«
    »Ist das der Ort mit der Sägemühle?«
    »Ja.«
    »Sie sind eine Frau.«
    »Das scheint jedem aufzufallen.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie der Sheriff sind?«
    »Constable. Ist aber fast das Gleiche. Ich soll dich nach draußen bringen, damit sie dich verhaften können. Das muss so sein.«
    »Die knüpfen mich auf. Erst schneiden sie mir die Eier ab, damit dass das richtig wehtut. Das hab ich schon mal miterlebt. Die haben den Mann sogar angezündet, bevor sie ihn aufgehängt haben.«
    »Das werde ich nicht zulassen.«
    »Das sagen Sie.«
    »Ich habe draußen ein paar Männer, die mich unterstützen, damit das nicht passiert.«
    »Dann komm ich auf den elektrischen Stuhl.«
    »Du bekommst einen fairen Prozess.«
    »Farbige kriegen keinen fairen Prozess.«
    »Smoky, du hast jemanden umgebracht.«
    »Ich hatte gar nix gegen den Sheriff. War ein guter Mann. Ich wollte einfach nen Film sehn. Hab noch nie einen gesehn. Ich sollte doch nen Film sehn dürfen. Es könnte doch nen Bereich für Farbige geben. Sie könnten doch nen Vorhang machen zwischen denen und uns. Dann müssten die unsre Gesichter nicht mehr sehen.«
    »Smoky, wenn du meinen Vorschlag ablehnst und nicht mit mir mitkommst, dann werden sie dich lynchen.«
    »Die bringen mich eh um. Das ist Gesetz.«
    »Aber nicht mit runtergezogenen Hosen, aufgeschlitzt und gefoltert. Wo jeder sehen kann, wie sie dich gedemütigt haben. Willst du das?«
    Smoky wandte sich wieder dem Film zu. »Den Fleischer bereu ich nicht. Und Maultiere mag ich auch nicht.«
    Sunset bewegte sich leise auf ihn zu und glitt auf den Sitz hinter ihm.
    »Lassen Sie mich den Film noch zu Ende sehen?«, fragte Smoky.
    »Das lässt sich machen.«
    »Ich behalt die Schrotflinte noch so lange.«
    »Ich sage denen draußen Bescheid.«
    »Der Schnurrbart ist doch nicht echt, oder?«
    »Was?«
    »Nicht Sie. Der da, in dem Film. Dem sein Bart ist doch nicht echt, oder?«
    Sunset sah auf die Leinwand. »Ich glaube, den haben sie ihm aufgemalt.«
    »Das hab ich auch schon gedacht. Das soll wohl lustig sein, hab ich recht?«
    »Ich gehe jetzt raus und rede mit denen.«
    »Ich musste das Ding da oben erst in Betrieb setzen. Wie nennt man das doch? Eine Kamera?«
    »Projektor, glaube ich.«
    »Das musste ich machen, weil ich

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