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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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nichts für mich. Das hab ich mal gemacht, und dann sind mir die Maultiere weggelaufen. Damals hab ich für den alten Fitzsimmons gearbeitet, und der war nicht gerade begeistert. Ich bin den ganzen Tag den Maultieren hinterhergejagt und gar nicht richtig zum Pflügen gekommen. Er hat mich rausgeschmissen.«
    Zendo kicherte. »Bist du den ganzen Weg hier raus gefahren, um mir vom Maultierjagen zu erzählen?«
    »Nein.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht.«
    »Der Constable hat mich geschickt. Zendo, wem gehört das Land neben deinem?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Ich hab da drüben nie wen gesehn, aber ich hab auf der Straße da hinten Lastwagen gehört. Ja, und Mr. Pete hab ich da ein paarmal vorbeifahrn sehn.«
    »Wieso konntest du ihn sehen?«
    »Na ja – also tu’s nicht weiter erzählen, Clyde, aber da drüben ist so’n kleiner Teich, und ich hab mir gedacht, ich versuch mal, da zu fischen. Da läuft ein Bach rein, und da hab ich gehofft, der ist voll mit Fischen. War er aber nicht. Wo ich da beim Fischen war, hab ich das Auto gehört und gesehn, dass da Mr. Pete drin saß.«
    »Ist da hinten ne Straße?«
    »Sag ich doch.«
    »Hast du da die Leiche von dem Säugling hingebracht?«
    »Ich schäm mich zwar, aber so war’s.«
    »An deiner Stelle und wenn man weiß, wie die Weißen sein können, hätte ich das vielleicht auch getan.«
    »Bist doch selber weiß.«
    »Teilweise. Zum Teil bin ich Indianer. Bei mir ist vieles widersprüchlich. Kannst du mir zeigen, wo du den Säugling hingelegt hast? Vielleicht ist das wichtig. Ich weiß nicht, warum, aber vielleicht ist es das wirklich, und Sunset – der Constable – will, dass ich mich umsehe.«
    Zendo machte sich zusammen mit Clyde auf den Weg durch den Wald. Es war ein weiter Weg, und es war so warm, dass man das Gefühl hatte, Wattebällchen einzuatmen. Es dauerte eine Weile, bis sie an den Teich kamen, von dem Zendo erzählt hatte. Er war nicht sehr groß, und man sah, wo der Bach hineinlief. Das Wasser im Teich war dunkel und mit einer schaumigen Schicht überzogen. Nichts wuchs in ihm, und auch drum herum wuchs nur wenig.
    »Kaum zu fassen, dass du gedacht hast, in dem Loch könnte irgendwas sein. Ne Schlange vielleicht.«
    »War nur so’n Versuch.«
    Sie gingen um den Teich herum, dann durchs Unterholz. An einer kleinen Lichtung stießen sie auf eine schmale Straße, die sich zwischen den Kiefern hindurchschlängelte, in den Wald einbog und dort verschwand.
    »Genau hier hab ich den Pott mit dem Säugling hingestellt«, sagte Zendo. »Ich hab gedacht, vielleicht sieht Mr. Pete es. Oder sonst wer. Hab nicht dran gedacht, dass man’s zu mir zurückverfolgen kann. Clyde, meinst du, wir können umkehren? Weiter als bis hier bin ich noch nie gewesen. Eigentlich hätt ich nicht mal so weit gehn sollen. Nachher gehört das Land nem Weißen.«
    »Du bist doch mit mir da.«
    »Schon. Aber du bist anders. Wenn mich nen Weißer hier draußen sieht, glaubt er vielleicht, ich wär größenwahnsinnig. Außerdem hab ich noch jede Menge zu pflügen, und wenn das olle Maultier zu lang da rumsteht, macht’s sich nachher von dem Pflug los, wo ich’s festgebunden hab.«
    »Verstehe. Ich seh mich mal um.«
    Zendo kehrte um, und Clyde ging langsam die Straße hinunter. Nach kurzer Zeit hörte der Wald plötzlich auf. Das Land, das sich vor Clyde erstreckte, war mit kränklichem Riedgras und trostlosem gelbem Weizen bewachsen. Das Sonnenlicht wurde von etwas am Boden reflektiert. Clyde ging darauf zu und stellte fest, dass das Riedgras unter seinen Füßen ganz glitschig war. Erst dachte er, es sei Wasser, in das er da trat, aber für Wasser war es eigentlich zu dunkel, selbst für Brackwasser. Er bückte sich, steckte einen Finger in die Brühe und rieb sie vorsichtig zwischen den Fingern hin und her. Schließlich roch er an den Fingern, und dann war ihm klar, was da unter seinen Schuhen war.
    Er ging noch ein Stück weiter. Der Untergrund wurde immer weicher, und hier wuchs auch kein Gras mehr. Aus dem Boden sickerte etwas Dunkles, Schleimiges herauf, das im Licht der Sonne blau schimmerte. Tote Libellen, Frösche und sogar ein Vogel lagen in der Brühe und waren ganz damit überzogen. Jetzt verstand Clyde, warum der Teich hinter ihm so verschmutzt und tot aussah. In das Wasser mischte sich Öl.
    »Gottverdammt«, sagte er. In einem großen Bogen umrundete er die Austrittsstelle und achtete dabei darauf, in keine Vertiefungen zu treten. Er betrachte die Austrittsstelle

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