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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Frau gerade im Magen hatte, denn so war es ihr auch ergangen, als sie Hillbilly das erste Mal gesehen hatte.
    Sunset erklärte der Frau, weshalb sie gekommen waren und dass es sich um eine polizeiliche Angelegenheit handelte, ging aber nicht ins Detail. Die Polizeimarke und Hillbillys gutes Aussehen erfüllten ihren Zweck: Die Frau führte sie einen langen Flur hinunter, an dem links und rechts verschnürte Schachteln standen. Beim Gehen schwangen ihre Hüften derart unter ihrem schwarzen Kleid hin und her, dass Sunset schon dachte, die Frau versuche, ihren Hintern aus der Kleidung zu schleudern. Dann bemerkte sie, dass Hillbilly dies mit Wohlgefallen betrachtete, und stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. Er grinste sie an.
    »Alles, was Sie suchen, ist in diesen Reihen, und hinten stehen ein Tisch und ein paar Stühle. Sie können sich alles ansehen, aber Sie dürfen nichts mitnehmen. Sie wollen doch nichts in die Kassette da tun, oder?«
    »Da sind nur polizeiliche Unterlagen drin«, entgegnete Sunset. »Was anderes lege ich da nicht rein.«
    »Dann ist es ja gut. Sie sind das Gesetz. Aber ich musste Sie das fragen. Das ist meine Aufgabe.« Die Frau ging den Flur hinunter, und Hillbilly sah ihr nach. Sunset ebenfalls. Es war ein starker Abgang, der die Musikbegleitung einer Marschkapelle verdient gehabt hätte, eines Stücks mit viel Basstrommel.
    Sunset ging zu dem Tisch im rückwärtigen Bereich, öffnete die Blechkassette und holte die zwei Karten heraus. Auf beiden standen oben ein Buchstabe und eine Zahl. Auf der einen stand »L-1999«, auf der anderen »L-2000«. Sunset griff nach dem Notizblock und dem Bleistift, die auf dem Tisch lagen, und notierte die Nummern, dann legte sie die Karten in die Kassette zurück.
    Sie gingen suchend den Flur entlang, bis sie zu einer Reihe weit unten kamen, in der zwei Schachteln mit jeweils einer der beiden Nummern standen. Sie schnappten sich jeder eine Schachtel und trugen sie zu dem Tisch. Die Schachteln waren mit Schnüren umwickelt. Sie lösten die Schnüre, nahmen die Deckel ab und schütteten den Inhalt der einen Schachtel auf den Tisch. Es waren Karten, die aussahen wie die, die sie dabeihatten. Zumindest fast. Die Grundstücke waren anders zugeschnitten.
    »Da kann ich mir jetzt gar keinen Reim drauf machen«, sagte Hillbilly.
    »Es sind die gleichen Karten.«
    »Das weiß ich. Aber was soll das dann?«
    »Irgendwas muss es ja bedeuten. Warum hätte Pete sie sonst in das Grab legen sollen? Warte mal. Es sind zwar die gleichen Karten, aber die Grundstücksgrenzen sind unterschiedlich. Sieh mal, diese rote Linie da. Da stimmt was nicht überein. Das Land ist anders aufgeteilt.«
    »Vielleicht gibt’s zwei Karten, weil jemand ein Stück von dem Land gekauft hat. Weil’s aufgeteilt wurde.«
    »Könnte sein.« Sunset öffnete die andere Schachtel. In dieser lagen Papiere, auf denen auch Nummern standen. Sunset sah sie sich genau an, ebenso wie ein paar ähnliche Papiere, die sich ebenfalls in der Schachtel befanden.
    »Da kriegt man ja Kopfweh von«, sagte Hillbilly.
    »Sieh mal hier. Auf den Gerichtskarten ist das Land anders aufgeteilt, aber die Namen der Besitzer sind gleich.«
    »Woran siehst du das?«
    Sunset schob Hillbilly einige der Papiere hin, die sie aus der Schachtel genommen hatte. »Ein Teil des Besitzes ist auf Zendo Williams eingetragen, und der andere auf eine ganze Liste von Leuten. Jim Montgomery – der ist Bürgermeister hier in Holiday. Oder war es zumindest, bis er verschwunden ist. Ja, schau an – Henry Shelby.«
    »Der von der Mühle?«
    »Genau der. John McBride. Den kenne ich nicht.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du hast gesagt, der Bürgermeister ist verschwunden. Wo ist er denn hin?«
    »Das weiß keiner. Manche glauben, dass er mit einer Frau auf und davon ist. Weiß der Himmel.« Sunset runzelte die Stirn. »Jetzt kriege ich allmählich wirklich Kopfschmerzen.« Sie beugte sich über die Karten und verglich sie sorgfältig mit den Eintragungen zu den Besitzverhältnissen auf den Papieren. »Die haben Zendo für einen Morgen mehr abgeknüpft, als für das andere Stück Land gezahlt wurde, das direkt an seins angrenzt. Siehst du?«
    »Und?«
    »Sie haben ihm mehr abgeknöpft, weil er ein Farbiger ist.«
    »So was gibt’s«, entgegnete Hillbilly.
    »Sollte es aber nicht.«
    »Die Welt ist voll von Dingen, die es nicht geben sollte, mein Schatz. Wenn die Leute glauben, sie können mit was durchkommen, dann

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