Kahlschlag (German Edition)
machen sie’s auch. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.«
»Und noch was. Zendos Land hat 275 Morgen. So ist es in der Karte aus dem Grab eingezeichnet. Aber auf dieser anderen Karte gehört ein Teil von Zendos Land zu dem Land, das Henry, dem Bürgermeister und diesem McBride gehört.«
»Vielleicht hat Zendo es ihnen verkauft.«
»Vielleicht. Aber auf allen Unterlagen steht dasselbe Datum. Für mich sieht das so aus, als hätte Pete die Originale in das Grab gelegt, und das hier sind Kopien, auf denen sie die Grenze zu Zendos Land etwas anders gezogen haben.«
»Wäre das Zendo nicht aufgefallen?«
»Wenn man ein so großes Stück Land kauft, und andere wollen auch was davon, vor allem, wenn diese anderen Weiße sind, dann können die das so vermessen, wie sie wollen. Zendo würde nicht mal erfahren, dass sie ihn da um schätzungsweise fünfundzwanzig Morgen betrogen haben. Entlang der Grenze stehen fast überall Bäume, da könnte man ihn leicht übers Ohr hauen. Im Grunde muss er sich sowieso auf das verlassen, was sie sagen. Sie haben ihn mithilfe von ein paar kleinen roten Fahnen und einer Markierung auf einem Stück Papier bestohlen, und vermutlich weiß er das nicht mal.«
»Dann geht’s bei diesem ganzen Kram mit den Karten also drum, dass jemand einem Nigger Land geklaut hat.«
»Sieht so aus ... Hillbilly, nenn Zendo nicht so. ›Farbiger‹ ist die höfliche Bezeichnung.«
»Wie du willst. Aber ich versteh immer noch nicht, warum dein Mann das im Grab eines toten Säuglings versteckt hat.«
»Ich auch nicht.« Sunset faltete die Karten aus den Schachteln zusammen und legte sie in die Blechkassette.
»Du hast gelogen«, sagte Hillbilly.
»Polizeiliche Angelegenheiten. Ich werde mir nicht die Mühe machen, es Miss Hüftschwung zu erklären. Von dieser Sache müssen nicht mehr Leute als unbedingt nötig wissen. Egal, was es zu bedeuten hat.«
»Du bist ganz schön raffiniert.«
»Und hübsch. Hat Plug gesagt.«
»Plug hat recht.«
Sunset schnürte die Pappschachteln wieder zu und stellte sie an ihren Platz zurück. Dann verließen sie das Gebäude. Hillbilly trug die Metallkassette aus dem Grab.
KAPITEL 23
Bis Clyde bei Zendo ankam, war sein Ärger größtenteils verraucht. Er konnte verstehen, dass Sunset ihm Hillbilly wegen seines Äußeren vorzog, aber sie übersah Clydes innere Werte. Klar, er hatte ein Haus, das abgebrannt war, einen Pick-up, der kurz vorm Auseinanderfallen war, und er lebte unter einer Plane, aber im Inneren war er so gut wie andere auch, und besser als die meisten. Er hatte eine Menge innerer Werte, da war er sich ganz sicher. Ziemlich sicher jedenfalls. Sicher genug.
Er fuhr mit heruntergekurbelten Scheiben, damit der Wind ein bisschen von seinem Gestank davonblies. Letzte Nacht hatte er auf einer Pritsche am Boden unter der Plane geschlafen. Im Laufe der Nacht war er von der Pritsche runtergerollt und ganz dreckig geworden, und am Morgen hatte er keine Lust gehabt, den Dreck mit kaltem Wasser vom Brunnen abzuwaschen, und um das Wasser zu erhitzen, war nicht genügend Zeit gewesen. Aber auch wenn ihm genügend Zeit geblieben wäre, hätte er nur eine eher kleine Badewanne gehabt. Manchmal, wenn er in die hineinstieg, kam er kaum wieder raus, so groß wie er war. Es war, als würde das verdammte Ding an seinem Hintern festkleben. Die größere Wanne, die lange, die auf der hinteren Veranda stand, hatte er nicht rechtzeitig vor dem Feuer in Sicherheit gebracht. Sie war geschmolzen. Davon mal abgesehen war eines sicher: Wenn er nicht badete, würde er wohl in Sunsets Beliebtheitsskala keinen einzigen Punkt höherklettern.
Als er bei Zendos Acker ankam, war Zendo gerade in einer Furche am Pflügen. Es war eine schmale Furche zwischen Mais, der über drei Meter hoch wuchs und grün war wie frisches Gras. Zendo arbeitete mit nur einem Maultier. Er war gerade in die entgegengesetzte Richtung unterwegs, also lehnte Clyde sich an den Baum, wo Zendo für gewöhnlich sein Mittagessen aß, und wartete, bis er am Ende der Furche ankam und in einer anderen zurückging. Zendo hob grüßend die Hand, pflügte aber weiter. Clyde wartete, bis er am Ende der langen Furche ankam, und als Zendo das Maultier vom Acker zog und am Pflug festband, ging er auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand.
»Wie geht’s, Clyde?«
»Nicht mehr so oft.«
»Na, wenn’s wenigstens überhaupt noch geht. Tu du mal ein paar Reihen pflügen, dann fallen dir die Eier ab.«
»Pflügen ist
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