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Kahlschlag (German Edition)

Kahlschlag (German Edition)

Titel: Kahlschlag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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und Lee begrüßten sie.
    »Ich wollte nachschauen, wie es Goose geht«, sagte sie. »Anscheinend nicht schlecht.«
    Goose winkte ihr von der Veranda aus zu.
    »Wirklich nett von Ihnen, Marilyn«, sagte Lee.
    »Ich bin noch aus einem anderen Grund gekommen. Ich wollte Sie mitnehmen. Sie wollten doch Sunset kennenlernen.«
    »Das ist sehr freundlich. Und ich würde auch gern mitkommen. Aber ehrlich gesagt wollte ich erst morgen losziehen. Ich habe das Gefühl, ich sollte noch einen Tag bei Goose bleiben. Außerdem muss ich Riley noch ein paarmal im Damespiel schlagen.«
    »Bis jetzt hat er nicht ein einziges Mal gewonnen«, sagte Uncle Riley. »Aber Sie könnten zum Abendessen bleiben, Goose hat noch nicht das ganze Hähnchen aufgegessen.«
    Marilyn lächelte. »Ich glaube, das mache ich.«
     

KAPITEL 24
     
     
    Sunset und Hillbilly legten die Kassette mit den Karten zusammen mit Sunsets Waffe und Holster in den Kofferraum. Als sie um das Auto herumgingen, sahen sie, dass an die Kette rund um die Eiche jetzt noch mehr farbige Männer und auch eine farbige Frau gefesselt waren. Plug stand draußen unter dem Baum und schöpfte aus einem Holzeimer mit einem langen Metallkelle Wasser für die Gefangenen. Der neue Deputy, der schon vorher dort gestanden hatte, war immer noch da, wiegte die Schrotflinte in den Armen und sah den Frauen nach, die auf der Straße vorbeigingen.
    Hillbilly und Sunset bummelten durch die Stadt, wühlten sich durch das Gedränge und gelangten schließlich zu der Bank, wo sie die Schecks einlösten, die Marilyn ihnen gegeben hatte. Dann gingen sie ins Café, aßen Steaks, tranken Kaffee und schlenderten zurück zum Gericht, hinter dem ein Jahrmarkt aufgebaut war. Die Straße war mit blauen und gelben Sägeböcken abgesperrt. Eine Musikkapelle spielte, mit viel Geigen, Banjos und weiblichen Stimmen. Hillbilly überredete sie, ihn singen zu lassen, schnappte sich eine Gitarre, die unbenutzt an einem Stuhl lehnte, und legte los.
    Sunset konnte es kaum glauben – er war wirklich so gut, wie er behauptet hatte. Manchmal klang seine Stimme so tief wie der Boden eines alten gusseisernen Kochtopfs, manchmal scharf wie ein Nadelstich, und immer passte sie gut zu den hellen Stimmen der Frauen. Er sang von Liebe und Verlust, von der untergehenden Sonne und dem aufgehenden Mond. Seine Stimme ging ihr so unter die Haut, dass sie eine Gänsehaut bekam. Er sang drei Nummern, dann gab er die Gitarre unter lautem Klatschen und Bravorufen der Gruppe zurück und kam – ein wenig widerwillig, wie es Sunset schien – lächelnd von der Tribüne herunter.
    Sunset nahm ihre Marke ab und steckte sie in die Druckknopftasche ihres Hemds. »Du bist gut«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    Sie kamen an einen Stand, wo man mit Baseballbällen auf Flaschen werfen konnte. Sunset traf eine, Hillbilly vier. Sunset gewann einen Freiwurf, der daneben ging, und Hillbilly gewann einen kleinen braunen Teddybären mit roten Knopfaugen, den er ihr schenkte. Sie rieten das Gewicht eines fetten Manns, und als dieser sich auf die Waage stellte, lagen sie beide daneben. Sie kauften sich rosa Zuckerwatte, tranken alkoholfreies Wurzelbier aus Pappbechern, aßen fettige Wurst am Spieß, teilten sich eine Tüte Popcorn und schälten ein paar heiße Erdnüsse. Dann warfen sie Ringe auf Stöcke im Boden, und diesmal war Sunset erfolgreicher als Hillbilly. Sie schaffte vier Treffer und gewann einen weiteren Bären, einen großen blauen mit weißem Bauch. Hillbilly und sie liefen mit den Bären über das Festgelände, und ihre Mägen kämpften mit dem Mittagessen, der Zuckerwatte, dem Wurzelbier und der Hitze. Sunset machte sich über den Bären lustig, den Hillbilly gewonnen hatte, sagte, er sei viel zu klein für einen richtigen Bären, und er erwiderte, ihr Bär habe einfach zu viel gegessen, und so lachten sie miteinander, stießen sich in die Seiten und gingen ganz nah beieinander. Ihre Hände fanden sich, und ihre Finger verschränkten sich ineinander. Es wurde dunkel und kühler, und sie gingen händchenhaltend zum Auto zurück. »Wir verpassen das Feuerwerk«, sagte Hillbilly. Und Sunset antwortete: »Sieht so aus«, und dann fuhren sie aus der Stadt und hinauf zu dem Ort, von dem Clyde ihnen erzählt hatte.
    Sunset bog einfach wortlos von der Straße ab und fuhr einen schmalen Weg entlang, vorsichtig, weil er sehr uneben war. Hillbilly schwieg ebenfalls. Der Weg wand sich durch die dunklen Bäume, bis er schließlich breiter wurde und am

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