Kain
weiter.«
»Gut, wie du willst.« Sie hob die Schultern und kniete sich dann auf das Bett. Aus dieser Position heraus streckte sie sich und legte sich auf den Bauch. Die Arme hielt sie ausgestreckt. »Ist das okay?«
»Ja, das ist es.«
»Und nun?«
»Bleibst du einfach liegen, ich komme jetzt zu dir.«
»Wie du willst.«
Sniper war tatsächlich unterwegs. Er ging langsam, als wollte er die Zeit genießen. Seine Blicke waren auf den nackten Körper gerichtet, die Hände waren in den Seitentaschen des Mantels verschwunden, aber sie kamen wieder zum Vorschein, als er die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatte.
Die rechte Hand war nicht mehr leer. Die Finger und auch der Daumen hielten einen Stein umklammert, der zur Hälfte aus diesem Griff hervorschaute.
Kaum war der Stein aus der Tasche gezogen worden, erschien auf dem Gesicht des Mannes ein zufriedener Ausdruck. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen. Der Teufel würde sich freuen, und er hatte dann seine Pflicht erfüllt.
Marc Sniper erreichte den Bettrand und hielt dort an. Dora spürte, dass jemand in ihrer unmittelbaren Nähe stand, und fragte: »Ist noch immer alles in Ordnung?«
»Ja, ich habe keine Probleme.«
»Gut. Und jetzt?«
»Bleibst du einfach liegen.«
»Alles klar.«
In Snipers Gesicht bewegte sich nichts, als er den rechten Arm mit dem Stein anhob. Noch war er Marc Sniper, aber das änderte sich in den folgenden Sekunden.
Da wurde er zu Kain.
Da schlug er zu.
Er hatte viel Wucht in seinen Schlag gelegt und stieß sogar einen leisen Schrei aus. Schon nach dem ersten Treffer sah der Kopf schlimm aus, und Sniper schlug erneut zu. Und dann noch mal.
Das war es. Er konnte sicher sein, dass die Frau auf dem Bett nicht mehr lebte.
Tief atmete er durch. Um den Kopf herum sah es auf dem Bett schlimm aus. Auch am Stein klebte einiges, was dort nicht hingehörte. Für den Killer war die Mordwaffe nicht mehr wichtig. Da er Handschuhe getragen hatte, würde dort niemand einen Fingerabdruck finden. Er lächelte und legte den Stein neben das rechte Ohr seines Opfers. Seine Bewegungen hatten schon etwas von einem Ritual an sich.
Er war zufrieden.
Er richtete sich wieder auf.
Die Hölle hatte eine neue Seele bekommen, und er hatte sie ihr verschafft. Besser konnte es gar nicht laufen. Die andere Seite würde zufrieden sein.
London gehörte ihm. Jetzt konnte in aller Ruhe gearbeitet werden. Das zu wissen tat ihm gut.
Er schnalzte mit der Zunge, als er sich wieder auf den Rückweg machte. Viele Spuren hatte er nicht hinterlassen. Man würde Fußabdrücke finden, die jedoch keinen Hinweis auf den wahren Täter gaben, und das war perfekt.
Er fühlte sich frisch. Er fühlte sich gestärkt. Er hätte laut lachen können, was er bleiben ließ, denn er wollte keine Aufmerksamkeit erregen.
Es war auch gut so, dass er sich so verhalten hatte. Kurz bevor er die Tür erreichte, wurde von außen gegen sie geklopft.
Von einem Atemzug zum anderen war Marc Snipers gute Laune verschwunden …
***
Das Klopfen war so laut gewesen, dass es sogar Echos hinterlassen hatte.
Marc Sniper bewegte sich nicht. Er hielt den Atem an, weil er sich durch nichts verdächtig machen wollte. Dass jemand Einlass begehrte, gefiel ihm gar nicht. Plötzlich verspürte er eine wahnsinnige Anspannung in sich und fing an zu schwitzen.
Was tun?
Der Klopfer gab nicht auf. Er versuchte es jetzt mit seiner Stimme. »He, Dora, mach auf. Ich weiß, dass du da bist, ich hab was mit dir zu bereden.«
Er erhielt keine Antwort. Das machte ihn wütend. Nach einer Weile versuchte er es erneut.
»Mach auf, verdammt! Du weißt, dass ich auch zu anderen Mitteln greifen kann.«
Sniper schwieg.
Der andere wartete. Dann lachte er plötzlich. »Willst du wirklich, dass ich deinen schlaffen Body malträtiere? Willst du das wirklich haben?«
Trotz der nicht eben angenehmen Lage musste Sniper grinsen. Dieser Typ war nicht aufzuhalten. Er würde die Tür eintreten. Das würde eine gewisse Lautstärke mit sich bringen, und so etwas würde andere Menschen auf den Plan rufen.
Es war besser, wenn er öffnete.
Er meldete sich. Aber auf seine Art und Weise, denn er schlug von innen mit der Faust gegen die Tür.
»Ach, du bist ja doch da.«
Sniper fummelte an der Klinke herum, bis er sie nach unten drückte und sich die Tür öffnen ließ.
Das tat der andere.
Er riss sie auf, und als er keinen Widerstand spürte, taumelte er zurück und konnte sich gerade noch auf den Beinen halten. Dann
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