Kain
Kollegen, gingen zu unserem Rover, der nicht weit entfernt parkte. Die dicken Schwaden waren dabei, sich aufzulösen.
Suko und ich schauten uns an. Mein Freund und Kollege nickte mir zu.
»Jetzt haben wir zwei Tote. Glaubst du auch, dass es mehr ein Versehen war?«
»Ja, nur die Frau war wichtig. Auf ihr lag auch das Kreuz. Der Killer hat London erreicht, und wir werden ihn jagen müssen. Ich hoffe nur, dass die eine Spur ausreicht.«
»Du meinst Kain?«
»Klar«, gab ich zu und schüttelte zugleich den Kopf. »Er muss es sein. Er ist der Killer.«
»Er ist auch eine Rockgruppe, John.«
»Das werden wir noch sehen.«
»Du glaubst es nicht?«
»Doch, schon. Nur, dass er eine Rockgruppe sein soll, damit habe ich meine Probleme.«
»Man hat sie nur so genannt.«
Ich winkte ab. »Egal, jetzt will ich wissen, was Glenda über sie herausgefunden hat.«
Das konnten wir per Telefon erledigen. Wir stiegen in den Rover und ich rief Glenda an.
Ihre Stimme war auch sehr schnell zu hören. Sie klang ein wenig hastig.
»He, nicht so schnell. Ich bin’s nur.«
»Ja, das weiß ich.«
»Und?«
»Wie war’s denn bei euch?«
»Nein, erst bist du an der Reihe.«
»Das ist schon okay. Es war ganz leicht, den Auftrittsort der Gruppe zu finden.«
»Super. Und wo ist das?«
»In einem Zelt.«
»Bitte?«
»Ja, sie haben ein Zelt gemietet oder es selbst aufgebaut, was ich allerdings nicht glaube.«
»Und wo steht das Ding?«
»In den Themse-Auen. Ziemlich weit im Westen. Gegenüber von Fulham in Putney.«
»Danke.«
»Mehr sagst du nicht?«
»Was willst du denn hören?«
»Wie es euch ergangen ist.«
»Wir haben die Fahrt nicht umsonst gemacht. Er hat wieder zugeschlagen. Diesmal lag das Kreuz auf einer toten Prostituierten. Aber auch deren Zuhälter wurde gleich noch mit getötet.«
»Ach je …«
»Jedenfalls ist der Killer in London. Und dass die Gruppe heute Abend auftreten will, das passt dazu.«
»Kannst du es dir denn auch erklären, John?«
»Nein, das kann ich nicht. Da bin ich überfragt. Aber wir werden es herausfinden.«
»Wann denn?«
»Wir fahren von hier aus nach Putney. Mal sehen, vielleicht kommen wir dort weiter.«
»Ich drücke euch beide Daumen.«
»Danke, Glenda.«
Nach dem Telefonat fragte Suko: »Mal jetzt reinen Wein eingeschenkt. Bist du davon überzeugt, dass die Gruppe Kain bei diesen Morden die Finger im Spiel hat?«
»Ich könnte es mir vorstellen.«
»Und warum?«
Es war nicht leicht, darauf eine Antwort zu geben. »Es kann an den Songs liegen, aber das werden wir alles hoffentlich noch genauer präsentiert bekommen.«
»Ja, John, wir werden sehen …«
***
Das Zelt stand.
Man konnte zufrieden sein. Es schimmerte in einem dunklen Blau und sah von vorn so aus wie der Eingang zu einem Tunnel, denn man hatte es geöffnet, weil Handwerker noch einiges zu tun hatten, um alles zu richten.
Das war Marc Sniper egal. Für ihn war wichtig, dass sie am Abend das erste Konzert durchführen konnten und dass dies ohne negative Überraschungen ablaufen würde.
Auch an der hinteren Seite des Zelts wurde noch gearbeitet. Zwei Stützstangen mussten angebracht werden. Es war wichtig, die Sicherheit zu garantieren.
Damit war Kain zufrieden. Auch mit seiner letzten Tat in der vergangenen Nacht. Da hatte er gleich zwei Menschen killen müssen, und das war für den Plan gar nicht schlecht. Er ging davon aus, dass sich der Teufel freuen würde.
Hinter dem Zelt, wo das Gelände aus einer großen feuchten Wiese bestand, parkten auch die beiden Busse, die für die Gruppe so wichtig waren. Nach außen hin zeigten sie ihre normale Form, innen aber waren sie verändert worden.
Ein Bus diente als Garderobe. Hier zogen sich die Freunde um und schminkten sich auch. Die Kostüme hingen auf den Bügeln und waren genau geordnet. Jedes hatte seinen Platz. Da hätten die Mitglieder auch mit geschlossenen Augen zugreifen können. Im vorderen Teil des Busses wurde geschminkt. Das machten die Tourleute selbst. Darin waren sie alle firm. Außerdem musste die Maske nie ganz so perfekt sein. Im Laufe des Auftritts lief durch den Schweiß die Schminke manchmal durcheinander.
Der zweite Bus parkte im rechten Winkel zum ersten. Seine Räder standen auf dem Gras der Wiese und nicht nebenan im Matsch.
Der Bus war ebenso groß wie der erste, nur gehörte er Liane und Marc. Er blieb auch unbesetzt, wenn die beiden in einem Hotel abstiegen.
Der Bus war bemalt. An den Seiten waren die aufgerissenen Gesichter
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