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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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ausschauen.
    Wir sind nach Landshut gefahren, weil’s bei uns daheim in Niederkaltenkirchen nur ein einziges Bekleidungsgeschäft gibt und die haben alles nur in XXL. Da passt die Susi freilich nicht rein. Drum eben Landshut.
    Aber jetzt wird’s mir wirklich langsam zu blöd, muss ich schon sagen. Weil, nachdem sich die Susi zuerst in aller Ausführlichkeit mit der rothaarigen Verkäuferin über die Problemzone Bauch unterhalten hat, reden sie anschließend und genauso ausführlich über die Problemzone Arsch. Ich kann’s wirklich kaum glauben. Hocke in einem pinkfarbenen Designersessel und spiel mit meinem Telefon rum und irgendwie hoffe ich inständig, es möge läuten und mich aus diesem Delirium retten. Tatsächlich läutet es kurz darauf, aber es ist leider nicht meines, sondern das von der Susi. Das merke ich gleich am Klingelton. Kein AC/DC, sondern Shakira tönt uns entgegen.
    »Andrea?«, sagt sie und klingt ein bisschen verwirrt. Ich muss überlegen und komme als erfahrener Polizist ziemlich rasch zu einem Ergebnis. Der Einzige, den ich diesem Namen zuordnen kann, ist der Exlover von meiner Susi. Jetzt beginnt sie, Italienisch zu sprechen, und bestätigt somit meinen Verdacht.
    Wie sie endlich auflegt, ist sie ziemlich aufgewühlt.
    »Ich muss sofort nach München, Franz«, sagt sie. »Der Andrea, der liegt in Schwabing im Krankenhaus. Er ist verletzt und braucht meine Hilfe.«
    »Was ist denn so alles verletzt?«, frag ich und hoffe auf irgendwas echt Gefährliches.
    »Er hat sich das Handgelenk gebrochen.«
    »Das Handgelenk also. Da ist die Überlebensrate ja relativ hoch, Susi.«
    »Das musst du verstehen, Franz«, sagt sie und hat ganz rote Wangen. Natürlich versteht das der Franz. Ich hol mein Telefon hervor.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragt die Susi, während ich in die Tasten klopfe.
    »Ich ruf den Birkenberger Rudi an«, sag ich.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Wenn du zu deinem Don Giovanni fährst, fahr ich zum Birkenberger. Nur dass das klar ist.«
    »Wie du willst«, sagt sie, dreht sich ab, wirft ihre Mähne durch die Luft und verschwindet.
    »Servus, Rudi«, sag ich, wie er endlich rangeht. Freilich freut er sich, meine Stimme zu hören, und fängt auch gleich an, aus seinem wahnsinnig aufregenden Leben als Privatdetektiv zu berichten.
    »Ja, wo bist du denn grade?«, frag ich, wie er endlich fertig ist.
    »In Gelsenkirchen. Aber warum fragst du?«
    Ich erzähle ihm kurz von den Schandtaten meiner Susi und prompt überredet mich der Rudi, zu ihm nach Gelsenkirchen zu kommen. Da soll es absolut klasse sein, lauter voll nette Typen und Superweiber, und überhaupt mit Schalke und diesen hammermäßigen Currywürsten, die es da überall gibt. Und schon hat er mich irgendwie überredet.
    Es ist noch stockmauernfinster, wie ich am nächsten Morgen losfahr. Aber das ist gut so, weil kein Verkehr, kein Stau, einfach nur Guns N’Roses und rein ins Pedal und ab durch die Mitte. Fünf Stunden später bin ich auch schon in diesem Hotel, das mir der Rudi genannt hat. Schloss Berge , da schau einer an. Der Rudi weiß sich standesgemäß einzuquartieren.
    »Eberhofer, endlich! Ich hab mir schon Sorgen gemacht«, tönt es durch den Empfang, da bin ich kaum zur Tür rein. Der Rudi kommt mir mit ausgestreckten Armen entgegen und er trägt einen dunkelblauen Anzug.
    »Wie schaust du denn aus?«, frag ich zuerst mal.
    »Wie ich aussehe? Wie ein Gentleman würde ich sagen. Ich hoffe, du hast noch andere Klamotten dabei als diese zerfetzte Jeans. Schließlich ist heute Silvester«, sagt er und grinst. Ich geh mich lieber erst mal einchecken und bring danach meine Reisetasche aufs Zimmer. Der Rudi steht im Türrahmen und wartet, bis ich vom Klo zurück bin.
    »Was meinst du, Franz, sollen wir vielleicht zum Mittagessen zum Schloss Horst rüberfahren?«, will er schließlich wissen.
    » Schloss Berge, Schloss Horst , noble Gegend hier, wie mir scheint«, sag ich und merke, dass meine Vorstellungen von Silvester dann vielleicht doch ein bisschen anders aussehen. »Du, Rudi«, sag ich deshalb. »Ich hab eigentlich mehr so gedacht, wir lassen hier die Sau raus, verstehst? Currywurst, Jeans und Bier bis zum Abwinken. Dass du jetzt hier den Spießer abgibst, hättest du mir vorher sagen müssen. Dann hätt ich natürlich meinen Frack eingepackt.«
    »Du bist und bleibst ein Prolet, Eberhofer«, sagt der Rudi und schnauft dabei ganz theatralisch durch. »Na gut, dann gondeln wir erst mal ein bisschen durch

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