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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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sicher«, hatte der Intendant vorhin gesagt. »Ein Mal reicht!«
    Albrecht überlegte. Die acht bis neun Meter hinter Hagen/Bäumer stehenden Mannen konnten sicherlich noch weniger erkennen als er. Keiner von ihnen würde mit Sicherheit sagen können, ob der Hagen mit Mordabsicht zugestochen hatte oder ob der Tenor sich ihm aus eigenem Antrieb mit aller Kraft in den Speer hineingeworfen hatte.
    Natürlich fragte er trotzdem danach und alle schüttelten erwartungsgemäß den Kopf. Als das Licht wieder hochgefahren wurde, wandte sich Albrecht an Viktor Bäumer.
    »Wie es mit dem Mordverdacht gegen Sie steht, muss der Staatsanwalt entscheiden. Auf jeden Fall scheint es aber Totschlag zu sein, da laufen die Ermittlungen gegen Sie weiter!« Er sah in die betroffenen Gesichter der Künstler und wollte schon gehen, als ihm noch etwas einfiel.
    »Wenn Sie die Götterdämmerung das nächste Mal aufführen«, wandte er sich an den Oberspielleiter, »dann bitte mit dem Speer aus Pappmaschee! Denn Oper ist Oper, die Realität ist doch mörderisch genug.«
    23. Dezember
    Trotz intensiver Recherchen kamen Kommissar Albrecht und sein Team auch am nächsten Tag nicht voran. Weihnachten stand unmittelbar vor der Tür und die meisten seiner Kollegen hatten sich wohl schon darauf eingestellt, dass die Ermittlungen auch über die Feiertage andauern würden. Für die Familienmenschen unter ihnen war das ein großes Opfer, das Albrecht nicht hoch genug zu schätzen wusste.
    Heute Morgen war er erneut in der Theater- und Kunstszene Hagens unterwegs gewesen, um Näheres über Kraic und seine Lebensverhältnisse zu erfahren. Aber überall hörte er nur Klagen über Kürzungen und Einsparungen im Kulturhaushalt, niemand kannte Kraic wirklich, da gab es höchstens Andeutungen über fremdenfeindliche Hintergründe der Tat. Kraic war schließlich Kroate gewesen, Bäumer war Deutscher. Und Bäumer sollte wohl politisch etwas weit rechts einzuordnen sein, hatten einige seiner Kollegen im Theater ausgesagt. War das nur Stammtischgerede oder steckte mehr dahinter?
    Sein später Besuch im Kunstkarree mit Emil-Schumacher- und Osthaus-Museum hatte ihm auch nicht weitergeholfen. Selbst beim meditativen Betrachten einiger abstrakter Bilder war ihm jegliche Inspiration für den Fall verwehrt geblieben.
    Jetzt stand er auf dem Elbersgelände vor der alten Backsteinkapelle direkt an der Volme. Einsam und etwas mythisch wirkte der Bau, der vor mehr als hundert Jahren einmal für die katholischen Arbeiter aus dem Osten errichtet worden war. In den letzen Jahren war es zu einem kleinen Theater umgebaut worden.
    Er schellte und rüttelte an der Tür. Niemand da. Klar, einen Tag vor Heiligabend.
    Von der Volmestraße, der B 54, trug der Wind den Lärm der Autofahrer herüber. Albrecht setzte sich auf eine Bank und schaute wie gebannt in die träge dahinfließende Volme. Warum bei Selbstmord eine so überzogene Inszenierung, warum während der Premiere? Was steckte dahinter? Hatte Kraic gar Bäumer …? Und falls es Selbstmord war, warum existierte kein Abschiedsbrief? Es musste doch … Theater – alles nur Theater? Sein Grübeln nutzte nichts, er fand den sprichwörtlichen roten Faden nicht.
    »Was machst du denn hier, suchst du den Siegfriedmörder jetzt etwa bei uns auf dem Weihnachtsmarkt?« Unbewusst hatte Werner Albrecht den Weg ins Zentrum eingeschlagen und war vor der Westfalen-Klause seines Freundes Heinz gelandet. Wie alle anderen Geschäfte auf dem Weihnachtsmarkt hatte er schon fast alles ausgeräumt. Heute war der letzte Tag, morgen, am Heiligen Abend würde der Markt vormittags abgebaut werden. Heinz reichte ihm ein Bier. »Wenn dir das im Dienst erlaubt ist!« Er beugte sich vor. »Weißt du eigentlich, dass der Bäumer und die Frau Kraic ein Pärchen sind?« Er machte eine eindeutige Geste.
    Werner Albrecht seufzte. Nicht noch mehr Stammtisch.
    Oder etwa nicht? »Und woher weißt du das?«
    »Na ja, aus erster Quelle!«
    »Und die heißt?«, fragte Werner Albrecht angesäuert.
    »Na, die heißt Ivo Kraic!«, sagte Heinz. »Der Kraic hat es doch jedem hier auf dem Weihnachtsmarkt erzählt, wenn er sich hat volllaufen lassen. Ausgeheult hat er sich bei mir, und ich habe ihm des Öfteren einen spendiert, weil er keine Knete mehr hatte. Der war doch runter, ziemlich down, hatte nicht mal mehr Geld, seinen Kindern was zu Weihnachten zu schenken. Anfang Dezember hat er mich noch um mehr als hundert Euro angeschnorrt. Ich habe gedacht, dass er dafür

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